Berlin. Heute beginnt der G20-Gipfel im Hamburg. Maybrit Illners Gäste erwarten wenig Konkretes – aber Gespräche sind immerhin ein Anfang.
Sigmar Gabriel ist auch dabei. Nicht im Studio, aber aus Hamburg,
, wird der Bundesaußenminister zugeschaltet. Und wer ein paar nette, diplomatische Floskeln erwartet hat, wird schnell eines Besseren belehrt – der SPD-Politiker äußerte sich bei Maybrit Illner am Donnerstagabend überraschend deutlich.
Die Staats- und Regierungschefs sollten nicht so tun, als seien sie die Weltregierung, sagt Gabriel. Die USA sehen die Welt als Kampfarena, in der das Recht der Stärken gelte. Es sei ein Fehler, dass die armen Staaten nicht mit am Tisch sitzen, und überhaupt: Hamburg sei nicht der richtige Standort für den Gipfel. Ein Treffen in New York, am Stammsitz der Vereinten Nationen wäre ein Signal dafür gewesen, dass alle Interessen berücksichtigt werden.
Damit ist klar: Der Ton ist schon wenig versöhnlich, bevor der Gipfel überhaupt beginnt. Das hat wohl auch die Redaktion von Maybrit Illner erwartet, die fragte: „Trump, Putin, Erdogan – machen sie die Welt kaputt?“
Für Trump zählen nur die USA
Zumindest der amerikanische Präsident hat deutlich gemacht, dass das Wohl der US-Wirtschaft über allen internationalen Abkommen steht. „Meine Erwartung an den Gipfel sind nahe bei null“, sagte „Spiegel“-Autor Markus Feldenkirchen. „Wir leben in einem Zeitalter der politischen Verantwortungslosigkeit“.
Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sprach davon, dass die Politik sehr wohl eine Verantwortung habe, nämlich für Klimaschutz, eine gerechtere Globalisierung, weniger Armut. Das mag in der Theorie stimmen, in der Praxis hilft es wenig. „Ich rechne mit einem Minimalergebnis“, sagte der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger.
Und trotzdem gibt der Gipfel auch Anlass zur Hoffnung. Denn ohne Russland sind internationale Konflikte nicht zu lösen – und in Hamburg kommen Trump und sein russischer Kollege Putin das erste Mal zusammen. „G20 ist die einzige Chance, sich im überschaubaren Kreis mit Russland zu verständigen“, so Ischinger.
G20: Staatschefs kommen in Hamburg an
Roter Teppich für Diktatoren?
Von so viel Realpolitik hielt die Netzaktivistin Katharina Nocun, die am Samstag auf einer Demo in Hamburg sprechen wird, nichts. „Den Diktatoren dieser Welt wird der rote Teppich ausgerollt“, ärgerte sie sich. Ihre Sorge sei, dass Trump versuche, mit außenpolitischer Eskalation von seinen innenpolitischen Problemen abzulenken.
Anlass dafür bietet ausgerechnet Nordkorea. Das kommunistische Land hat mit dem ersten Test einer Interkontinentalrakete die Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel wieder erhöht. Wie reagiert Trump? „Mir wäre wohler, wenn wir einen amerikanischen Präsidenten hätten, der nicht von primitiven Rachegedanken geleitet ist“, so Journalist Feldenkirchen. Natürlich wolle er Trump und Diktator Kim Jong-Un nicht vergleichen, aber die beiden seien „die zwei problematischsten Charaktere auf der Weltbühne“.
Türkei bleibt wichtiger Partner
Und einer fehlte noch in der Reihe der Problempartner, das fiel Maybrit Illner kurz vor Ende der Sendung auch auf. Recep Tayyip Erdogan. Der türkische Präsident wütete vor seinem Abflug nach Hamburg mal wieder in Richtung Deutschland.
Darauf eingehen oder nicht? Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) warnte davor, den Gesprächsfaden mit der Türkei abzureißen. Und auch Wolfgang Ischinger sagte, dass die Türkei ein wichtiger strategischer Partner bleibe. Genauso wie die Vereinigten Staaten und Russland. Miteinander zu reden ist also eine gute Idee – und Hamburg macht den Anfang.
Die aktuelle Ausgabe von „Maybrit Illner“ gibt es in der ZDF-Mediathek.