Bekannt wurde Caroline Peters durch ihre komischen Rollen. In dem ARD-Thriller „Kalt ist die Angst“ zeigt sie nun ihre ernste Seite.

Ohne Pillen für die Stimmung geht bei ihr nichts, das Päckchen ist immer in Griffweite. Und nun ist auch noch ihr Mann völlig unerwartet gestorben und hat offenbar düstere Geheimnisse mit in den Tod genommen. Eine Frau in den Vierzigern, psychisch angeschlagen, weil das Leben nicht so läuft, wie sie es sich erträumt hat, droht zwischen Wahn und Wirklichkeit aus der Kurve zu fliegen, weil sie ihrer Umgebung nicht mehr traut.

Eine Ausgangslage, die man schon in anderen Thrillern erlebt hat. Martin Douven (Buch) und Benno Kürten (Regie) stellen sich in ihrer Variante für die ARD gar nicht ungeschickt an. Der Film ist vor allem klüger als sein Titel: „Kalt ist die Angst“ klingt eher nach Wühltisch.

Aufmerksamkeit erzwingt dieser Krimi vor allem in der ersten Hälfte. Denn da hält er alles in der Schwebe, lässt den Betrachter in einer spannenden Ungewissheit, lässt ihn mit seiner Hauptfigur rätseln: Passiert das alles wirklich, oder ist es die Einbildung einer labilen Frau? Böser formuliert: Je mehr man weiß, desto mehr büßt die Geschichte an Reiz ein.

Geheimnisse eines Toten

Caroline Peters trägt sie indes über weite Strecken mit einem darstellerisch vielschichtigen Auftritt. Ihre Claire Heller taumelt in ihrer unterkühlten Luxusbehausung glaubhaft zwischen Ängsten und Zweifeln hin und her, ehe sie sich ihr Selbstvertrauen ganz langsam zurückerkämpft und die Ungereimtheiten am tödlichen Herzanfall ihres Mannes David (Hans-Werner Meyer) aufzuklären versucht. Das ist keine Hopplahopp-Verwandlung, sondern eine Befreiung in winzigen Schritten, die allerdings auch in Stolperfallen führt.

Das Drehbuch stapelt die Fragen vor Claire Heller. Wieso lag plötzlich eine Viertelmillion auf Davids Konto? War die Firma, für die er angeblich in Entwicklungshilfeprojekten unterwegs war, in blutige Afrika-Geschäfte verwickelt, wie es ein Blogger behauptet?

Hatte David womöglich gar ein Kind mit einem Callgirl (Annika Blendl)? Welche Rolle spielt Davids finster dreinblickender Leibwächter? Dem verpasst Christoph Maria Herbst mit herrlich stoischer Miene eine Undurchsichtigkeit, dass man erst unmittelbar vor dem Abspann sicher sein darf, ob er zu den Bösen oder zu den Guten gehört. Ähnlich liegt der Fall bei Davids Chef (Rudolf Kowalski), dessen aufdringliche Fürsorge für die Witwe so echt wie falsch sein kann.

Reduktion statt Geradlinigkeit

Martin Douven hält alle Möglichkeiten lange offen. Auch wenn die eigene Krimi-Routine dazu drängt, die sympathische Heldin für ein Opfer übler Machenschaften zu halten und alle jene, die sie ständig beruhigen wollen, für Verschwörer, dauert es doch lange, bis der Nebel sich lichtet.

Man hat das schon in packenderen Inszenierungen erlebt, aber mehr als solide funktioniert es auch hier. In den filmischen Mitteln setzt Regisseur Benno Kürten eher auf Reduktion und Geradlinigkeit, Maurus Römers Spannungsmusik ist immerhin weniger aufdringlich als in vergleichbaren Filmen.

Fazit: Gut erzählter Psychothriller mit einer starken Caroline Peters.

ARD, Samstag, 14. Januar, 20.15 Uhr