Hamburg. Die Digitalisierung des Alltags hat vor allem auf jüngere Menschen einen großen Einfluss. Jeden Tag benutzen wir unsere Smartphones, surfen im Internet und nehmen ungezählte Informationen durch die Internetmedien auf. Heutzutage lesen viele Menschen ihre Bücher digital auf ihren E-Readern und arbeiten fast nur noch am Computer. Schüler und Lehrer in vielen Schulen im In- und Ausland arbeiten fast nur noch mit Laptops, Computern und Tablets.
In unserer und diversen anderen Schulen in Hamburg ist Schülern die Nutzung von Smartphones, Laptops, Tablets weitestgehend verboten. Zumindest ist sie unerwünscht. Wir – drei Schüler des Gymnasiums Grootmoor – haben Schulleiterin Betina Herzog für das Hamburger Abendblatt zum Thema Digitalisierung von Schulen interviewt.
Hamburger Abendblatt: Was stellen Sie sich unter einer fortgeschrittenen Digitalisierung der Schule vor, und was denken Sie darüber?
Betina Herzog: Zunächst wäre es gut, wenn alle Schulen eine stabilere Netzverbindung bekommen würden, damit alle mit ihren Endgeräten arbeiten können. Wenn zu viele Schüler das für uns vorgesehene Netz benutzen, bricht nämlich die Verbindung ab. Und wir müssten eine Regelung finden, wie wir die Endgeräte von Schülern so nutzen und in den Unterricht einbauen können, wie es gut für die Schüler und hoffentlich auch für den Unterricht ist.
Was halten Sie davon, wenn statt auf Papier gedruckter Bücher E-Books im Unterricht eingesetzt würden? Und was halten Sie persönlich von E-Books?
Herzog : Ich persönlich finde es angenehmer, ein richtiges Buch in der Hand zu halten. Aber wir müssen auch einen Schritt in die Zukunft gehen und mit E-Books arbeiten. Eine Mischung aus beidem oder E-Books als Ergänzung zu gedruckten Büchern wäre sinnvoll. E-Books sind praktisch, weil man viele Bücher auf einem Gerät lesen kann und die Schüler nicht mehr so viel Gewicht in ihren Schulranzen mit sich herumtragen. Die Arbeit mit E-Books macht es den Schülern übrigens auch unmöglich, Unterrichtsmaterialien zu Hause zu vergessen.
Ist es einem Schüler erlaubt, sich selbst ein E-Book zu kaufen und damit im Unterricht zu arbeiten?
Herzog : Über diese Frage haben wir bis jetzt noch nicht nachgedacht. Bei den Überlegungen in diese Richtung sollte aber im Vordergrund stehen, wie Smartphones und andere elektronische Geräte in den Unterricht eingebracht werden können. In Hamburg muss allerdings kein Schüler Geld für Bildung ausgeben. Es besteht Lehrmittelfreiheit.
Kauft eine Schule eine größere Anzahl an digitalen Bücher, bekommt sie sicherlich einen Mengenrabatt. Außerdem ist die digitale Version eines Buches preiswerter als die gedruckte. Das wäre doch eine finanzielle Erleichterung für die Schule.
Herzog : Ja, durchaus. Aber das macht sich nur langfristig bemerkbar. Ich denke, wenn so ein Projekt eines Tages starten sollte, würde sich das erst nach einiger Zeit bemerkbar machen. Die Lizenzen für die meisten digitalen Schulbücher liegen übrigens schon vor.
Können Sie sich denn vorstellen, dass E-Books in ein paar Jahren Teil unseres Schulalltags sind?
Herzog: Das ist für uns derzeit kein Thema. Bei uns stehen momentan die Fragen im Vordergrund, wie wir Unterrichtsmaterialien besser archivieren und ob es eine Alternative zu Lo-Net2 gibt. Lo-Net2 ist eine wichtige Internetseite für Schulen, auf der Schüler und Lehrer kommunizieren können. Ohne diese wichtigen Dinge sollte man über E-Books an Schulen erst einmal noch nicht nachdenken.
Anmerkung der Schulleitung: Das neue System IServ ist wenige Wochen nach dem Interview eingeführt worden.
Was wäre für Sie angenehmer? Eine digitalisierte Schule mit E-Books oder eine Schule mit normalen Büchern und Computerräumen?
Herzog : Die Mischung macht’s. Die umfassende Digitalisierung ist ja eure Welt. Ihr kennt euch damit viel besser aus als die meisten Lehrer. Aber wir Lehrer müssen natürlich mit der Zeit gehen und Veränderungen gestalten. Mit Smartboards sind wir bereits gut ausgestattet und auf einem guten Weg.
Viele Lehrer kommen nicht mit der digitalen Technik klar, und ganz oft müssen Schüler den Lehrern helfen. Sind Sie der Meinung, dass Lehrer in Bezug auf Technik eine bessere Ausbildung benötigen?
Herzog : Bevor ich an diese Schule gekommen bin, gab es und gibt es immer noch die sogenannten Auffrischungskurse, die jeder Lehrer besuchen sollte. Wenn Lehrer aber Probleme mit der Technik haben, sind ja auch noch Schüler da, die helfen können.
Könnte man Klassen, in denen sich die Schüler vorbildlich verhalten und die vertrauenswürdig sind, mit Tablets ausstatten, damit sie testen können, ob das Lernen mit digitalen Büchern in den Klassen funktioniert?
Herzog : Seit einigen Jahren gibt es in der Oberstufe bei uns sogenannte Laptopklassen. Oberstufenschüler dürfen sich bei uns auch mit eigenen Geräten mit dem Schulnetz verbinden. Allerdings gibt es damit, wie gesagt, immer wieder Probleme. Das Netz ist sehr schwach.
Könnte man nicht in jeder Klasse eine Netzverbindung aufbauen, mit einem eigenen Klassenrouter?
Herzog : Nein, das ist leider nicht möglich, weil wir an das Behördennetz gebunden sind und die Richtlinien einhalten müssen. Außerdem gibt es hier in Bramfeld/Wellingsbüttel eine schlechte Breitband-Verbindung.
In Farmsen wird in den neuen Oberstufenräumen einer Schule jeder Raum mit einem W-LAN-Adapter ausgestattet. Wie ist das möglich?
Herzog : Das muss die Schule dann schon auf eigene Kosten finanziert haben. Bei uns wird daran gearbeitet wie an vielen anderen Schulen auch.
Denken Sie, E-Books würden auch die Lehrer entlasten, weil die ja schließlich auch, wie wir Schüler, sehr viele Bücher mit sich rumtragen müssen? Oder wäre das eine neue Angewohnheit?
Herzog : Ich denke, das wäre für viele Lehrer eine neue Angewohnheit, aber es gibt bereits Lehrer, die alles digital speichern. Das alles braucht viel Zeit.
Was meinen Sie? Wie lange dauert es noch, bis Hamburgs Schulen digitalisiert werden?
Herzog : Sehr grob geschätzt sage ich: fünf bis zehn Jahre.
Vielen Dank für das Interview.
Unser Fazit nach dem Interview: Wir sind der Meinung, dass die Digitalisierung der Schulen dringend notwendig ist, weil die Welt um uns herum immer moderner und digitaler wird.
Für uns und für die nächste Generation von Kindern und Jugendlichen wäre das eine Entlastung und eine Erleichterung, weil wir all das, was wir fürs Lernen und für den Unterricht brauchen, auf unseren Tablets abgespeichert hätten. Das Lernen wäre dann viel effektiver.
Doch wir wollen nicht, dass alles digital wird. Eine Mischung aus E-Books und gedruckten Schulbüchern wäre optimal für uns. Eine plötzliche Umstellung vom Schulbuch zum Tablet wäre doch sehr anstrengend. Deshalb sind wir für die kleine Lösung: das Tablet als Ergänzung und Schulbuch.
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