Hamburg. Krieg ich die Bahn noch? Hole ich mir noch schnell einen Börek auf die Hand? Und wieso rollt die blöde Treppe schon wieder nicht? Das sind Gedanken, mit denen sich in der Station Jungfernstieg Herumeilende womöglich gerade auseinandersetzen. An den unterirdischen Haltestellen in der Ukraine plagen die Menschen weitaus existenziellere Sorgen.
Hunderttausende suchten und suchen in den Stationen Schutz vor russischen Raketenangriffen. Die Plattformen sind plötzlich Luftschutzbunker, Zufluchtsorte. Die Ausstellung „Next Station Ukraine“ des Journalistennetzwerks n-ost, unterstützt vom Werbeunternehmen Ströer sowie dem Auswärtigen Amt, holt diese Kriegsrealität der Ukraine im U-Bahnhof Jungfernstieg noch bis zum 20. Juli in den Alltag der Hamburger Pendler.
Jungfernstieg: Fotografien in der Station holen Ukraine-Krieg in den Pendler-Alltag
Mehr als 50 großformatige Fotografien ukrainischer Fotografinnen und Fotografen dienen den potenziell bis zu 800.000 Vorbeigehenden als Fenster zwischen dem öffentlichen Raum und dem ukrainischen Leben in der Ausnahmesituation. „Das ist eine der größtmöglichen Ausstellungen. Verschiedenste Menschen aller Altersklassen und Hintergründe werden sie sehen“, beschreibt Mitinitiatorin Anastasia Anisimova.
„Genau die richtige Aktion zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, ist „Next Station Ukraine“ für Kultursenator Carsten Brosda, der sich am Mittwoch zur Eröffnung der Ausstellung im Rathaustunnel zwischen der U-Bahn-Station Rathaus U3 und dem Bahnhof Jungfernstieg eingefunden hatte. Oft würden die Menschen müde angesichts schlechter Nachrichten. Irritation im öffentlichen Raum zu schaffen, um die Menschen wieder an das Leid der Menschen in der Ukraine zu erinnern, halte er für wichtig. Ausstellungen von „Next Station Ukraine“ fanden bereits in U-Bahnhöfen in Berlin und in Prag statt.
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Jungfernstieg: Neue Ausstellung zeigt, wie ukrainische Metro zur Zuflucht avancierte
Gerührt zeigte sich auch die Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, Iryna Tybinka, die eindrucksvoll davon berichtete, wie die Metrostationen in Kiew oder Charkiw sich für Ukrainerinnen und Ukrainer von Gebrauchsorten zu Lebenswelten gewandelt haben, in denen die Menschen leben, studieren, arbeiten, Konzerte geben und Kinder gebären.
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