Kampnagel

Wie mitreißend Tanzkunst an die Schulen gebracht wird

| Lesedauer: 3 Minuten
Andrius Nekrasovas und Nicolas Knipping in der Pop-up-Tanzperformance „Where The Boys Are“ von Yotam Peled am Helene-Lange-Gymnasium in Hamburg.

Andrius Nekrasovas und Nicolas Knipping in der Pop-up-Tanzperformance „Where The Boys Are“ von Yotam Peled am Helene-Lange-Gymnasium in Hamburg.

Foto: Roland Magunia / FUNKE Foto Services

Am Helene-Lange-Gymnasium war das Tanzstück „Where The Boys Are“ zu sehen. Ein für die Schülerinnen und Schüler beeindruckender Vormittag.

Hamburg.  Vor der Turnhalle des Helene-Lange-Gymnasiums in Harvestehude herrscht kurz vor 11 Uhr morgens dichtes Gedränge. Drinnen laufen letzte Vorbereitungen, Bänke sind in einem Halbrund aufgestellt, Matten ausgelegt. Der israelische Choreograf Yotam Peled gastiert hier mit seinem mobilen Tanzstück „Where The Boys Are“ für Jugendliche ab 14 Jahren. Anlässlich des diesjährigen „Pop Up Feature“ des bundesweiten Netzwerks „Exploring Dance“, das sich explizit an ein junges Publikum wendet, sind insgesamt neun Vorstellungen an Schulen zu erleben sowie drei weitere in der K3 – Zentrum für Choreographie – Tanzplan Hamburg auf Kampnagel.

Die Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse stürmen mit ihrer Kunstlehrerin Zuzanna Spyczak von Brzezinska in die Halle. Eine Weile herrscht noch Unruhe, doch dann lädt Yotam Peled zu einem kleinen Warm-up: Im Kreis gehen, stehen bleiben auf Kommando, den Atem mit den Armen sinken lassen. So sind die 16-Jährigen fokussiert, als die beiden Tänzer die Mitte betreten.

Kampnagel: eine Mischung aus Tanz und Kampfkunst

Nicolas Knipping und Andrius Nekrasoff tragen lässige sportliche Kostüme in Blau und Rot und beginnen mit zackigen Armbewegungen, die sich zu einer Art Perkussion am Körper aus dem Kung-Fu ausweiten. Einmal stützt sich Nekrasoff auf Knipping und läuft mit den Füßen rückwärts die senkrechte Wand empor. Ihre grandios beherrschten Körper prallen aufeinander, ringen miteinander, verharren ineinander verknäult. Aus Konfrontation wächst Verbundenheit.

Es gibt rohe Momente, die sich in dieser Mischung aus Tanz und Kampfkunst stets wieder in weiche auflösen. Gebannt schaut das junge Publikum zu. Das Gespräch mit dem Team hinterher bringt die Erkenntnis, dass es in der Begegnung mit dem Gegenüber auch um das Lösen innerer Konflikte gehen könnte.

Kampnagel: Netzwerk „Explore Dance“ bringt Tanz in die Schulen

Der Vormittag zeigt beispielhaft, wie gut das Programm dieses Festivals „Pop Up Feature“ anlässlich des bundesweiten Projekts „Explore Dance – Netzwerk Tanz für junges Publikum“ funktioniert. Indem es den Tanz in die Schulen bringt, baut es Hemmschwellen ab. Gerade im Tanz gibt es ein zu geringes Angebot für Kinder und Jugendliche – unabhängig von Herkunft und Bildungsstand.

All das wäre ohne dieses nunmehr seit fünf Jahren erfolgreich etablierte Netzwerk nicht möglich. Die Förderung durch Tanzpakt läuft jedoch zum Ende des Jahres aus. Eine Verlängerung wäre mehr als wünschenswert – 400 bundesweite Aufführungen und Hunderte Vermittlungsangebote seit 2018 zeugen vom Erfolg des Projektes, das es unbedingt fortzusetzen gilt. Dafür spricht auch dieser Vormittag.

„Pop Up Feature“ anlässlich „Explore Dance – Netzwerk Tanz für junges Publikum“ bis 13.5., K3 – Zentrum für Choreographie – Tanzplan Hamburg, Kampnagel, Jarrestraße 20-24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.k3-hamburg.de

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