Hamburg. Das neue Album von Nick Cave ist ein düsterer Trip. Unter den großartigen Liedschreiberinnen dieser Tage ragt Cassandra Jenkins heraus.

Über den theatralischen Gestus, die Melodramatik im Werk Nick Caves hätte man zu allen Zeiten einiges schreiben können. Aber je dunkler die Stunden für den Leidensmann Cave zuletzt wurden, je mehr er stellvertretend die Bürde trug und die Hiebe ertrug, die das Schicksal ihm auferlegte, desto gewaltiger wurde der Ton, den seine Songs setzten. Er hat, um es anders zu formulieren, dem begnadeten Pop-Komponisten und Multiinstrumentalisten Warren Ellis, mit dem er seit langer, langer Zeit zusammenarbeitet, in großem Umfang Soundbefugnisse gegeben. Chöre, Streicher, allerschönstes Klimpern, graziöses Wabern: All das ist auch auf „Carnage“ (Goliath Records, Download etwa 8 Euro, CD/Vinyl ab 28.5.) zu hören, dem abermaligen Meisterwerk, auf dem Cave predigt, als gäbe es niemals mehr einen Morgen. „The moon is a girl with tears in her eyes“, singt er einmal.