Ein Weihnachtsalbum von Bob Dylan? Als die Info erstmals die Runde machte, blätterte mancher wohl rasch im Kalender, doch dies ist kein April- (bzw. Oktober-) Scherz, sondern tatsächlich wahr. Der ewige Meister des Nuschelgesangs hat tatsächlich eine CD mit Weihnachtslied-Klassikern von „Winter Wonderland“ bis „Have Yourself A Merry Little Christmas“ aufgenommen, und bevor jetzt der Sinn des Ganzen diskutiert wird, erst einmal soviel: Alle hierdurch erzielten Einnahmen kommen der Organisation Feeding America zugute, die allein über die Feiertage in den USA mehr als vier Millionen Mahlzeiten an mehr als 1,4 Millionen Bedürftige ausgeben wird. Auch alles durch internationale Verkäufe eingenommene Geld wird gespendet, so dass von schnellem Reibach, den Dylan mit diesem Album anstrebt, keine Rede sein kann.
Von jedem Druck befreit, liefert „Saint Bob“ dann auch seine ganz eigenen Versionen der tausendmal gehörten Besinnlichkeitsnummern ab, die bei ihm bisweilen gar nicht besinnlich, sondern ausgesprochen kauzig rüberkommen und eher gekrächzt als gesungen werden. Wer dieses Album braucht? Auf jeden Fall alle Dylan-Fans, die sich mit diesem Kuriosum die Wartezeit auf die nächste „echte“ CD verkürzen wollen. Und natürlich alle, die an Heiligabend dem unerträglichen Rührseligkeits-Einerlei von Mariah Carey, Celine Dion und Co. etwas entgegen setzen möchten.
Bob Dylan: "Christmas In The Heart" (Sony); www.bobdylan.com und http://expectingrain.com (Fan-Forum)
Bewertung: hörenswert
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