Berlin. Und „Liebe macht mutig“: Die Doku „37 Grad“ begleitet ein junges Paar mit Down-Syndrom auf dem ersten Schritt in die Selbstständigkeit.

Emily und Erik, beide 22, sind ein Paar, seit drei Jahren schon. Sie findet, dass er ein „super Typ“ ist, sehr sportlich und klug. Er mag ihr Aussehen, und wie lustig sie immer ist. Dann küsst er sie zart. Und malt sich laut aus, wie es bald sein wird: Wenn er 25 ist, also „in ein und noch ein und noch einem Jahr“, will er sie heiraten. Sie will auch, sagt sie und lächelt ihn verliebt an.

Das ist eine herzerwärmende Situation. Es ist überhaupt ein süßes Paar, wie achtsam beide miteinander umgehen, sich in ihren Fähigkeiten ergänzen und gegenseitig unterstützen. Das junge Paar mit Trisomie 21 könnte glatt ein Vorbild für alle Paare sein, lernen wir beim Zuschauen: Auch Pausen, in denen jeder macht, was ihr oder ihm gefällt, sind in ihrer Partnerschaft wichtig.

Und bei Konflikten sowieso, schon weil die richtigen Worte fehlen, um die eigene Wut zu erklären. Der kurze Film von Detlev Scholz, der die beiden jungen Leute bei ihrer ersten gemeinsamen Urlaubsreise an die See begleitet, zeigt trotzdem eine besondere Situation.

Beide Wohnen noch bei ihren Eltern

Wegen ihres Down-Syndroms haben Emily und Erik bisher nur ein bedingt selbstständiges Leben geführt. Beide arbeiten tagsüber in verschiedenen Behindertenwerkstätten, wohnen aber noch zu Hause, behütet bei den Eltern. Nur am Wochenende haben sie sich bisher treffen können, zu gemeinsamen Unternehmungen und zum Übernachten. Jetzt wollen sie mehr. Sie möchten zusammenziehen, heiraten und sowieso selbstständiger leben. Nur Kinder möchten sie keine, beide nicht. „Man kann auch ohne glücklich sein“, glaubt Erik fest.

Der einwöchige Urlaub in Dänemark, in einem Feriendorf für Behinderte und erstmals ganz ohne Eltern, ist ein Test, eine Generalprobe sozusagen, ob sie überhaupt dazu in der Lage sind, eigenständig ihren Alltag zu meistern. Zwei Sozialpädagogen reisen zur Sicherheit mit, für den Fall, dass sie alleine nicht weiterkommen.

Ein leises Plädoyer für die Andersartigkeit

Das wird nicht nötig sein – zusammen fühlen sich Emily und Erik frei. Und stark. In Zeiten, in denen pränatale Diagnostik wieder heftiger diskutiert wird und damit auch, ob ein behindertes Kind überhaupt noch geboren werden sollte, blickt die ZDF-Reportage „37°“ mit „Liebe macht mutig – Zu zweit mit Down-Syndrom“ sehr liebevoll und differenziert auf das Leben des jungen Paares mit Trisomie 21. Es ist ein leises Plädoyer für die Andersartigkeit – in einer Welt, die sich damit zunehmend schwerer tut und auf Perfektionismus setzt.

Auch die Mütter kommen zu Wort: Emilys Mutter unterstützt es, dass ihre Tochter noch mehr auf den eigenen Beinen stehen will. Die Alleinerziehende hat Emily ohnehin schon immer zu sehr viel Eigenständigkeit erzogen. Eriks Mutter macht sich mehr Sorgen. Sie weiß um die Andersartigkeit ihres Sohnes. Und dass die Umwelt unter Umständen verständnislos, wenn nicht gar verstört auf seine Unvollkommenheiten reagiert. Sie möchte Erik weiterhin beschützen. Und hat mehr Schwierigkeiten, ihn los zu lassen.