Berlin. Deutschlands Gastronomie ist in der Krise. Christian Rach, der ehemalige Sternekoch, präsentierte bei Lanz seine Ideen zur Besserung.

Wer nach einem Restaurantbesuch mit ein bisschen Fleisch, ein bisschen Wein und noch einem Espresso für zwei Personen schon mal gut und gerne 80 Euro auf den Tisch legt, mag da vielleicht zucken: 30 Euro für ein „Wiener Schnitzel“, das frisst dann doch ein Loch in die Geldbörse. Für Christian Rach, der ja lange genug getestet hat, was Restaurants so brauchen, steht fest: „Selbst bei 30 Euro ist das noch ein Nullsummenspiel.“

Da wird er Recht haben. Doch was nützt es? Wer plant, als Familie ins Restaurant zu gehen, sollte schon einen Beruf der gehobenen Kategorie ausüben – denn woher nehmen? Doch darüber denkt Rach offenbar gar nicht nach. Der Konsument scheint ihm eher suspekt zu sein.

Markus Lanz – Das waren die Gäste:

  • Christian Rach, Koch
  • Tilman Kuban, Politiker
  • Eva Quadbeck, Journalistin
  • Hartmut Idzko, Journalist

Ein Ignorant mit einer Ein-Euro-Shop-Mentalität, der plötzlich in Restaurants aufkreuzt und da für einen Appel und ein Ei die dollsten Sachen verputzen will. Genau denen will er in die Suppe spucken.

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    Der kulinarische Schnäppchenjäger bräuchte einfach mal Nachhilfe. Rach: Am besten sollte der Gastronom eine Liste ins Restaurant hängen oder – noch besser – eine Liste der Speisekarte zufügen, auf der die Kosten ordentlich aufgeführt sind:

    Fürs „Wiener Schnitzel“ fielen dann an:

    • Fleisch,
    • Panade,
    • Eier,
    • Küchen säubern,
    • Service,
    • Tischwäsche,
    • Restaurant warm halten.

    30 Euro - im Grunde geschenkt. Richtig in Rage redet er sich, wenn er über den Geiz der Deutschen spricht: Fürs Auto sei immer Geld da, aber bei Lebensmitteln würde auf jeden Cent geguckt. Hauptsache, der Mensch wird satt. Nun ja: Eigentlich hat Nahrungszufuhr ja zunächst einmal genau diese Funktion.

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    Christian Rach möchte ein neues Schulfach einführen

    Rach preist in seinem neuen Buch „Rachs Rezepte für jeden Tag“ zwar Gerichte an, die gesund sind, aber trotzdem preiswert – im Herzen möchte er aber schon gern, dass, wenn es ans Bezahlen geht, geklotzt wird. Man hätte ganz gerne mehr gewusst, wie es in Deutschlands Küchen wirklich zugeht. Aber Rach, studierter Philosoph, sah sich doch eher in dieser Funktion geladen.

    Und so machte er dann auch mal der Politik ein paar Vorschläge zur Verbesserung der Lage: Die Politiker, sie sollten doch mal ein neues Schulfach einführen. Wie wär es mit dem Fach „Leben“. Unterpunkte: Ernährung, Steuerrecht, Handwerk; klingt jetzt irgendwie nach Kraut und Rüben. Natürlich hat er Recht.

    Es gibt ja durchaus eine Menge Krankheiten, die durch schlechte Ernährung herbeigeführt werden. Aber der Alarmismus aus seinem Mund wirkte dann doch ein wenig überzogen.

    Rach bei Lanz: 90-Stunden-Wochen sind in der Gastronomie normal

    Er ist Koch, er ist Philosoph - aber auch ein Facharzt für Herzkreislauferkrankungen und Krebs? Rachs Diagnose: Die Kochshow-Hypes im Fernsehen, die nicht zu stoppende Bücherinflation zum Thema Kochen in allen Variationen habe nicht dazu führen können, dass die Leute in die tollen Restaurants stürmen.

    Das hat Folgen: Nicht nur, dass „die meisten gastronomischen Betriebe in Deutschland defizitär arbeiten“, so Rach. Insgesamt erlebe die ganze Branche einen Imagewandel. Auch weil „jahrelang Schindluder mit den Mitarbeitern“ betrieben worden sei: schlechte Bezahlung, keine geregelten Arbeitszeiten.

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      Und ausgenutzt würden die Mitarbeiter auch: 80 bis 90 Stunden, solche Arbeitszeiten seien lange ganz normal gewesen. Manche Leute in der Branche hielten das auch immer noch für normal. Das führe dazu, dass kaum noch einer Koch werden will: „In Hamburg gibt 5000 offene Stellen.“

      Und Sylt kann bald seinen anspruchsvollen Kunden nicht mehr den Wein reichen: Dort fehlen, so Rach, an die 600 Mitarbeiter in Restaurants. Wer hat denn auch Lust, sich für ein Lammragout so aufzureiben! In der Tat, so Rach, habe ein Wechsel stattgefunden. Work-Life-Balance war mal, jetzt komme die Life-Life-Work-Balance. Das letzte von Christian Rach eröffnete Lokal hatte zuletzt selbst zugemacht – jedoch spielte dabei Personalmangel wohl eine kleinere Rolle.

      Rachs Lieblingsgericht kostet weniger als 2,50 Euro

      Da saß er da, ein bisschen gottverlassen von all den Köchen, die nicht nur einfach den Löffel im Restaurant haben fallen lassen. Nein, schlimmer. Sie haben sich einen anderen Job gesucht: auf dem Kreuzfahrtschiff. Das steckt Christian Rach nicht so gut weg.

      Dass die da auf diesen Umweltverpestern ihr Glück suchen. Aber da ist der Philosoph mal ganz pragmatisch: Man sollte in die Koch-Ausbildung doch einfach eine Zeit auf dem Kreuzfahrtschiff mit einplanen.

      Aus der Not eine Tugend machen. Und in der Gastronomie eine Vier-Tage-Woche einführen. Und dann eben das teure „Wiener Schnitzel“. Dann könnt’s klappen. Vielleicht. Rachs Lieblingsgericht übrigens ist eine Zitronenpizza für 2,40 Euro aus seinem Kochbuch. Sagen wir so: Mit solchen Tipps hilft er der Gastronomie auch nicht auf die Sprünge.

      Lanz im ZDF – was zuletzt passierte

      Zuletzt hatte der Auftritt von David Precht für Schlagzeilen bei Lanz gesorgt. Er bemängelte die Verasozialisierung in der Gesellschaft und lederte gegen E_Autos. Er bekam viel Zuspruch. Dass Natascha Kampusch in einer vorherigen Sendung von Markus Lanz über Suizid sprach, schockte dagegen viele Zuschauer. Viel Gegenwind bekam dagegen Klima-Aktivistin Luisa Neubauer. Markus Lanz kritisierte sie für ihre Aussagen.

      Markus Lanz in der Mediathek anschauen

      Sie haben die aktuelle Folge von Markus Lanz verpasst? Schauen Sie sich die Sendung hier in der ZDF-Mediathek an.