Dass der Neustart des Gruner + Jahr -Wirtschaftsmagazins "Capital" kein leichter werden würde, lag auf der Hand. Das Blatt wird mit der Juni-Ausgabe erstmals in Berlin erscheinen. Einen eigenen Etat für "Capital" gibt es noch nicht. Der neue Chefredakteur Horst von Buttlar bedient sich aus dem G J-Entwicklungsetat. Von der alten Hamburger Redaktion durfte aus arbeitsrechtlichen Gründen niemand in die Hauptstadt ziehen. Stattdessen wurden 18 Redakteure aus dem Berliner Büro der eingestellten "Financial Times Deutschland (FTD)" rekrutiert. Zeitungs- und Onlinejournalisten verfügen aber nicht immer über das Know-how, das bei der Zeitschriftenproduktion erforderlich ist. Die Stimmung in der Redaktion sei schlecht, heißt es in Verlagskreisen. Chefredakteur Buttlar habe nicht die Leute, die er sich wünsche. So werde derzeit ein Online-Mann zum Chef von Dienst umgeschult. Falsch, sagt ein G J-Sprecher. Das "Capital"-Team befinde sich noch "im Aufbau". Das kann nur heißen, dass noch weitere Mitarbeiter hinzukommen. Allerdings will G J acht der 13 ehemaligen Berliner "FTD"-Redakteuren kündigen, für die bei "Capital" bisher kein Platz war. Buttlar sagt, seine Truppe sei "hoch motiviert" und habe "großartige Ideen". Es herrsche "Aufbruchsstimmung". Manche im Verlag finden es aber nicht ganz unproblematisch, dass der neue "Capital"-Geschäftsführer Soheil Dastyari zugleich Chef der G J-Kundenmagazine ist. Er hat zusammen mit "Stern"-Chefredakteur Andreas Petzold das neue Konzept des Blattes entwickelt. In einem Test-Dummy tauchten Bilder aus dem "Audi Magazin" auf. Es sei nie geplant gewesen, die Fotos in der regulären Ausgabe zu verwenden, sagt der G J-Sprecher.
Mit harten Bandagen wird in der aktuellen Tarifrunde beim NDR gekämpft: "Schämen Sie sich nicht, Herr Marmor?" lautet etwa eine Schlagzeile auf einem Flugblatt der Gewerkschaft Ver.di. Die Arbeitnehmervertreter erbost, dass der NDR einer Gehaltserhöhung nur dann zustimmen will, wenn die Renten der Beschäftigten von der Gehaltsentwicklung abgekoppelt werden. Sie sollen künftig nur um ein Prozent pro Jahr steigen. Damit kommt der NDR einer Forderung der für ARD und ZDF zuständigen Kontrollkommission KEF nach. Eine vergleichbare Regelung gilt bereits seit Jahren für die Beschäftigten der Länder.
Wahlkampf via Facebook führt der ehemalige Gruner Jahr-Chef Bernd Buchholz. "Freue mich über Platz 2 auf der Landesliste der FDP Schleswig-Holstein zur Bundestagswahl", postete er am Dienstag auf seinem brandneuen Account. "Deshalb jetzt auch auf facebook. Begleitet mich auf dem Weg in den Deutschen Bundestag." In nur vier Tagen akquirierte Buchholz 396 Facebook-Freunde, darunter jede Menge Multiplikatoren wie Chefredakteure und führende PR-Leute.
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