Online-Portal

Elbkick.tv: Die Sportschau für Hobbykicker

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Kai-Hinrich Renner

Die beiden Fußballer Axel Möring und Jurek Rohrberg haben ein preisgekröntes Online-Portal geschaffen. Programmlich ist eine Menge möglich.

Hamburg. Diese Geschichte beginnt auf einem Fußballplatz des Eimsbütteler TV (ETV). Und sie führt in den kleinen Raum im vierten Stock des Hauses der Multimediaproduzenten in der Ottenser Behringstraße, der Studio und Büro von Elbkick.tv beherbergt, ist dort aber noch längst nicht zu Ende. Es ist die Geschichte von Axel Möring und Jurek Rohrberg, die sich in der C-Jugend - der Altersklasse der 13- bis 14-Jährigen - des ETV kennenlernten und später aus den Augen verloren.

In der 1. Herren des SV Lurup trafen sich die beiden 2009 wieder. Im Urlaub kam ihnen eine Geschäftsidee: So etwas wie die "Sportschau" für Hobbykicker, das wäre es doch. Schnell merkten die beiden, dass sie mit einem solchen Format bei einem normalen TV-Sender nicht landen würden. Im Prinzip entstand aus dieser Erkenntnis Elbkick.tv - ein Bewegtbild-Portal für den Hamburger Amateurfußball, das am 26. Juli 2010 freigeschaltet wurde.

Heute verfügt Elbkick.tv über 800 Videos, die bisher 600.000-mal abgerufen wurden. Für ihr Portal wurden Möring und Rohrberg vergangenen Dezember vom Bundeswirtschaftsministerium als "Kultur- und Kreativpiloten Deutschland" ausgezeichnet. Elbkick.tv hat heute zwölf Mitarbeiter, von denen zwei - wenn auch nur auf 450-Euro-Basis - fest angestellt sind. Derzeit planen die beiden Existenzgründer bundesweit zu expandieren. Im Visier haben sie fünf Großstädte. In Berlin könnte schon bald Spreekick.tv ins Netz gehen.

Von einer solchen Entwicklung konnten die Jungunternehmer vor gut zweieinhalb Jahren nicht einmal träumen. Als Elbkick.tv damals auf Sendung ging, diente Rohrbergs Wohnzimmer als Studio. Werbepartner gab es noch nicht. Als Einlage zahlten der angehende Veranstaltungskaufmann Möring und der Student der Sportjournalistik Rohrberg jeweils 50 Euro ein. Immerhin unterstützte die Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, an der Rohrberg damals studierte, die beiden mit Equipment. Möring ließ sich nach Beendigung seiner Ausbildung als Existenzgründer von der Arbeitsagentur einen Gründerzuschuss gewähren. Das waren 600 Euro monatlich, die er sieben Monate lang bezog. Nebenbei jobbte er. Das war Selbstausbeutung, aber dafür schrieb das Portal vom ersten Tag an schwarze Zahlen. Einen Kredit nahm das Duo nie auf.

Dafür entwickelten sie ein funktionierendes Geschäftsmodell: Sie gewannen vier Werbekunden - eine Biermarke, eine Lotteriegesellschaft, einen Sportausrüster und eine Bank -, die eng mit dem Hamburger Amateurfußball verbandelt sind. Vor jedem Video läuft ein Vorspann, in dem die Logos der Elbkick.tv-Unterstützer zu sehen sind. Ihre Signets schmücken die Wand des winzigen TV-Studios.

Programmlich ist bei Elbkick.tv eine ganze Menge möglich: Da ist etwa das Interview mit jenem unglücklichen 21-jährigen Trainer, der sich von seiner ersten Mannschaft im Herrenbereich, dem Bezirksligateam des TuS Hamburg, unbedingt siezen lassen wollte - und dann erleben musste, dass er seinen Job nach nur einem Tag wieder los war. Ein Pflichttermin ist das alljährliche Finale des Oddset-Pokals - das Hochamt des Hamburger Amateurfußballs, zu dem stets mehrere Tausend Zuschauer strömen. Aber auch Spiele der D-Jugend - der Elf- bis Zwölfjährigen - landen schon mal bei Elbkick.tv. Und weil das Internet-Angebot eine Kooperation mit dem Abendblatt unterhält, weht mitunter auch der Duft der großen weiten Fußballwelt durch das Portal. Die Abendblatt Videoblogs "Matz ab" und "Pommes braun-weiß" laufen auch auf Elbkick.tv.

Inzwischen kann Möring als geschäftsführender Gesellschafter von dem Portal ganz gut leben. Für Rohrberg, der nach wie vor Anteilseigner ist und, wann immer er Zeit hat, Interviews für Elbkick.tv führt, hat sich mittlerweile eine andere Karrieremöglichkeit ergeben. Seit einem Jahr ist er Reporter beim Pay-TV-Sender Sky. Für dessen Kanal Sky Sport News berichtet er über die norddeutschen Bundesligisten Hamburger SV, Werder Bremen, Hannover 96 und VfL Wolfsburg.

Fußball spielen die beiden 28-Jährigen übrigens noch immer - beide bei Oberligisten. Rohrberg bei Altona 93 und Möring beim SC Vier- und Marschlande. Es kann ja nichts schaden, wenn man sich als Journalist in seinem Berichtsgebiet nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis auskennt.