Hamburg. Wenn eine Band nach zehn Jahren wieder ein Album aufnimmt und damit in Deutschland an der Spitze der Charts landet, dann müsste sie doch eigentlich so etwas wie Schöpferstolz empfinden? Nicht so Roxette.
Trotz des Erfolges von "Charm School" finden sich nur zwei neue Songs auf der Setlist von Per Gessle und Marie Fredriksson wieder, stattdessen gibt es in der O2 World für die 8000 Fans ein klassisches Greatest-Hits-Programm: "Dressed For Success", "Sleeping In My Car", "The Big L.", die neue Single "She's Got Nothing On (But The Radio)" - schwedischer Rock-Pop, eingängig und für leicht konsumierbar befunden. Auf Nummer sichere Songs, die auch bei schlappem Sound ihre Wirkung beim Publikum entfalten.
Dazu kommt viel Respekt für Sängerin Marie Fredriksson, der jede Qual, jede Strapaze ihrer offiziell überstandenen schweren Erkrankung (Hirntumor) anzusehen und anzuhören ist. Zerbrechlich wie dünnstes Glas kämpft sie für und mit ihrer Kunst und erntet für den überstandenen "Perfect Day" viel Applaus. Dennoch: Ob ihr dieser Abend, diese noch bis 2012 andauernde Tour wirklich gut tut? Man ist jedenfalls dankbar für jede der Sekunden von "It Must Have Been Love", bei der die Fans den Gesang übernehmen.
Der "Joyride" geht unbeirrt weiter, Per, Marie und ihre fünf Mitstreiter lassen keinen Hit, weder "Dangerous" noch "Spending My Time", "The Look" und "Listen To Your Heart" aus. Sie haben ja genug davon. Mitfiebern, Mitsingen, Mitklatschen. LED-Geflacker und Luftballons. Über 20 Nummern, ganz sicher. Kein Wunsch bleibt nach zwei Stunden offen, bis auf einer: Marie, halte durch.
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