Im Jahr 1993 klingelte das Telefon eines Zeitungsredakteurs. Am anderen Ende: “Vicco von Bülow, Sie wissen schon: Loriot.“ Doch alles nur ein Missverständnis...

Hamburg. Wenn der Leser anruft, steht man in Deutschlands Zeitungsredaktionen für gewöhnlich stramm. Der Kunde ist König, hat immer recht und drückt sich für gewöhnlich gut aus. Aber als mein Apparat irgendwann im Jahr 1993 klingelte, fühlte ich mich an Missverständnisse à la Loriot erinnert. Kein Wunder: Er selbst war dran. "Ja, hier Vicco von Bülow, Sie wissen schon: Loriot."

Ein ungewöhnlicher Kunde, der da die Sportredaktion der "Welt" in Hamburg anklingelte. "Sie haben da was Falsches geschrieben." Unangenehm. "Ja, Herr Bülow, äh, Herr von Loriot, worum geht es denn?" Und was hat das mit HSV, St. Pauli und den anderen Themen des grünen Rasens zu tun, die ich so bearbeitete? Diese Frage schluckte ich ehrfürchtig herunter. "Also, Sie schreiben, dass ich da in Karlsruhe einen zweistündigen Vortrag über Richard Wagner halte. Aber ich habe doch nur 15 Minuten vorbereitet."

Aha. In der Zeitung waren CD-Dauer und Vortragszeit zur Veröffentlichung von "Loriot erzählt Wagners Ring des Nibelungen" verwechselt worden. Er gab mir seine Privatnummer.

+++ Nachruf von Karasek: Danke, Loriot! Was haben wir gelacht +++

In der Redaktion klärte sich die Geschichte auf. Loriot hatte die Nummer des Kulturressorts in Hamburg gewählt. Er hätte die Berliner Redaktion anrufen müssen. Die Hamburger Redakteurin hatte in der Mittagspause ihr Telefon aufs Sekretariat umgestellt, eine Nummer falsch eingegeben und somit in die Sportredaktion weitergeleitet. Ich rief Loriot an und versprach eine Korrektur. Und sagte, dass unser Gespräch sich aus einer Verkettung von Missverständnissen ergeben habe. "Das kommt vor", sagte er. Ein Leben ohne Loriot ist möglich. Aber es ist sinnlos.