Hamburg. Das Wort "herzerfrischend" klingt eher nach einer Wellness-Teesorte, aber nicht nach einer Künstlerin des Hamburger Anarcho-Plattenlabels Audiolith. Und doch ist die Berlinerin Ira Anika Groebel alias Ira Atari genau das: herzerfrischend.
Heute erscheint ihr Solo-Debütalbum "Shift", welches auf charmante und doch vorlaute Weise Techno, Samples aus der Computer-Steinzeit und Dance-Pop mit lässigen Gesangsharmonien vereint. Doch während bei ihren musikalisch ähnlich ausgelegten Audiolith-Kollegen der Parolen-Pogo vorherrscht, hat Ira Ataris urbane Klangphilosophie etwas Liebevolles.
Am Mittwoch stellte sie die Songs live bei einem kleinen Showcase im Turmzimmer des Uebel & Gefährlich vor, und dort zeigte sich das Potenzial, welches in "Shift" wummert: Mit gehörigem Drive, funkensprühenden Synthie-Sägen und pompösen Bässen rüttelten "Tired", "A Little Tougher" und "Don't Let Me Down" an den Bunkermauern. Die Beats kullerten mit einer Dynamik durch den kleinen Saal, die an die polternden Fässer im Nintendo-Klassiker "Donkey Kong" erinnerte.
Doch bei aller akustischen Verve blieb Ira Atari eine Göre zum Knuddeln, hüpfte 70 Minuten über die Bühne und freute sich über jeden Applaus wie ein Kind bei der Bescherungsglocke. Zum Finale wurde eine Wiederholung von "Don't Wanna Miss You" gefordert und gegeben - zweifellos der stärkste Track von "Shift" mit dem Zeug zu einer Klubhymne. Aber das ist natürlich Zukunftsmusik. Noch.
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