Die sehenswerte Doku “Zwiebelfische“ erzählt aus dem Leben von Jimmy Ernst und von der Druckerei Augustin

"Zwiebelfische" nennen Schriftsetzer Lettern, die sich im Setzkasten verirrt haben. Damit ist man mittendrin in der schwarzen Zunft, die hier eine wichtige Rolle spielt. Eigentlich erzählen die Regisseure zwar das Leben von Hans-Ulrich Ernst, dem Sohn des Künstlers Max Ernst und der Kunsthistorikerin und Journalistin Louise Straus. Als die Eltern Deutschland den Rücken gekehrt hatten, begann Hans-Jürgen, den alle nur Jimmy nannten, in der Druckerei Augustin in Glückstadt eine Schriftsetzerlehre. Das war 1935. Die Nazis forderten die Firmenchef Augustin auf, den "Halbjuden" Jimmy zu entlassen, sonst würden sie Druckaufträge verlieren. Aber er zeigte Rückgrat, lehnte ab.

Burghart Klaußner spricht den Text über den Lebensweg von Jimmy Ernst, der ihn in die USA führte. Die Regisseure verbinden das mit schönen Bildern vom längst vergangenen Alltag der Buchdrucker. Die Firmenchronik der Fremdsprachendruckerei Augustin ist auch ein Stück Industriegeschichte. Die Druckerei stand in einer Zeit nationaler Verbohrtheit für kulturelle Vielfalt - in der Provinz. Bei Augustin wurden auch Texte auf Chinesisch, Syrisch, Äthiopisch und in Sanskrit gedruckt.

Beurteilung: empfehlenswert Zwiebelfische D 2010, 57 Min., o. A., R: Christian Bau, Artur Dieckhoff, im Metropolis, Abaton; www.diethede.de/diethede/films/detail/zwiebelfisch.html