Heinrich Breloer wird 70. Die Deutsche Kinemathek ehrt den Filmemacher mit einer Ausstellung. Er selbst dreht einen Film über Bertolt Brecht.

Ruhestand sieht eigentlich anders aus. Aber Heinrich Breloer war schon immer ein kreativer Unruhestifter. Warum sollte das zu seinem 70. Geburtstag anders sein? Der Regisseur und Autor, der zusammen mit Horst Königstein das Doku-Drama erfand, arbeitet an einem neuen Film. Und er bekommt ein besonderes Geschenk. Die Deutsche Kinemathek präsentiert eine Ausstellung seiner Arbeitsmaterialien online.

Wie arbeitet eigentlich so ein Emmy-Preisträger? Breloer, der diese Auszeichnung vor zehn Jahren für seinen Film "Die Manns - Ein Jahrhundertroman" erhielt, lässt sich jetzt "über die Schulter schauen". Er hat der Deutschen Kinemathek seinen Vorlass vermacht. Vorlass wie Nachlass, nur eben "mit warmer Hand gegeben". 130 Kisten haben die Kinemathek-Mitarbeiter zuvor aus Breloers Keller in Köln abtransportiert. Einen Teil der Fotos, Storyboards und anderen Unterlagen haben sie jetzt aufbereitet. Seit heute kann man sie sich online ansehen, wenn man von der Homepage der Kinemathek zur Ausstellung weiterklickt. Zu sehen sind unter anderem Ausschnitte aus dem Drehbuch zu "Das Beil von Wandsbek", Interviews und eine vollständige Filmografie. Insgesamt wird die Ausstellung 1000 digitale und kommentierte Objekte umfassen.

Für die Kinemathek ist die Webpräsentation eine Premiere und zugleich ein Geschenk, das nach viel Arbeit klingt. "Den Vorlass insgesamt aufzunehmen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, das allerdings wird noch eine Weile dauern. Zum Teil liegt das auch an der Brisanz der vielen Materialien", bat Kinemathek-Direktor Rainer Rother um Geduld. Breloer hat im Laufe seiner Karriere unter anderem für "Todesspiel" über die Schleyer-Entführung und für "Die Staatskanzlei" über den Tod des ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, recherchiert.

Seinen Geburtstag feiert Breloer, passend für einen Filmemacher, im Rahmen der Berlinale. Die Bavaria Film spendiert ihm aus diesem Anlass ein gesetztes Essen, bei dem sich die Prominenz die Klinke in die Hand geben dürfte. Auch Tochter Minka Breloer wird kommen, die in Hamburg am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin auf dem Feld der Gentechnik forscht.

Der Kölner, der zuletzt vor vier Jahren die "Buddenbrooks" ins Kino brachte, arbeitet bereits an seinem neuen Projekt. Er wird das Leben von Bert Brecht als Doku-Drama verfilmen, also in dem Sendeformat, das aus einer Kombination von nachgestellten Szenen und Dokumentaraufnahmen besteht. Als WDR-Intendantin Monika Piel diese Pläne verkündete, gratulierte sie Breloer gleich vorab und lobte ihn als "Schutzpatron des mündigen Zuschauers". Tatsächlich hat sich Breloer mit seinen Filmen über Willy Brandt, Herbert Wehner und Uwe Barschel auch um die jüngere Vergangenheit der Bundesrepublik verdient gemacht.

Weil die Politik neben der Literatur sein Thema ist, ließ Breloer der im Herbst gestartete Film "Hotel Lux" nicht ruhen. Leander Haußmann hat darin die Geschichte des berüchtigten Moskauer Hotels verfilmt, in dem zahlreiche internationale Kommunisten untergebracht waren und zum Teil Opfer von Stalins grausamen "Säuberungsaktionen" wurden. Der Film ist eine Groteske. Breloer fand das Format unpassend. Er selbst war 1991 mit der Zeitzeugin Ruth von Meyenburg nach Moskau gereist, um dort für seinen Film "Wehner: Die unerzählte Geschichte" zu drehen. Meyenburgs Erinnerungen "Hotel Lux. Die Menschenfalle" sind jetzt in einer Neuauflage mit einem Vorwort des Regisseurs erschienen.

Breloer mit 70, das heißt also viel Platz im Keller, eine Ausstellung im Netz, ein Date mit Brecht und ein Geburtstagswunsch: "Ich möchte noch einen Film über Thomas Mann machen", verriet er dem Abendblatt.

Infos unter www.deutsche-kinemathek.de