ARD-Serie "Eine für alle" floppt

Lilli kann den Vorabend nicht retten

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Karin Franzke

Nur knapp eine Million Menschen wollen die Geschichten rund um die Fabrikarbeiterin sehen - ein neuer Autor soll den Erfolg bringen.

Hamburg

Der Name dieser Serie war eine Hoffnung - und entwickelt sich zur großen Enttäuschung: "Eine für alle - Frauen können's besser". Erstens ist das ehrgeizige Werk offensichtlich keine Serie für alle, und zweitens können die vier aktiven, attraktiven Frauen den Vorabend auch (noch) nicht retten.

Nur knapp eine Million Zuschauer interessieren sich für die Geschichten rund um die Schweißerinnen Lilli, Bärbel, Yvonne und Sekretärin Melanie (gespielt von Katharina Schubert, Yasmina Djaballah, Katharina Kaali und Anna Hopperdietz). Mehr als das Doppelte hatten sich die Macher erhofft, ein zweistelliger Marktanteil war das Ziel, doch der liegt bei äußerst mageren fünf Prozent (Senderschnitt im April 2009: 12,7 Prozent).

Viel zu wenig für die werbefinanzierte Fernsehzeit zwischen 18 und 20 Uhr. Und deshalb zieht die ARD bereits zweieinhalb Wochen nach dem Start die Notbremse: Ein neuer Autor und ein neuer Produzent sollen neuen Schwung - und vor allem den lang ersehnten Quotenerfolg bringen. Seit "Berlin, Berlin" vor mehr als vier Jahren ist auf dem Sendeplatz um 18.50 Uhr jeder neue Serienversuch gefloppt.

Jürgen Werner, der unter anderem die Drehbücher zu der ZDF-Sonntagsfilmreihe "Unsere Farm in Irland" verfasst hat, soll künftig mehr die Menschen, ihre Beziehungen, ihre Zuneigung und ihre Ängste ins Zentrum des Geschehens schreiben. Bisher sei die Handlung der Serie zu sehr von der Arbeit geprägt gewesen. Diese Erkenntnis dürfte allerdings niemanden verwundern, schließlich hatten die ursprünglichen Autoren Jan Friedhoff und Dirk Eisfeld die Serie im Milieu von Unternehmen, Heuschrecken und Arbeitsplatz-Rettung angesiedelt. Die operative Führun vor Ort geht von der Berliner Produktionsfirma Rubicon an die Bavaria (München).

Mehr als fünf Millionen Euro investierte die ARD in die großflächige Werbung, um ihre neue Serie bekannt zu machen. Gleich 200 Folgen von "Eine für alle" hatte Volker Herres, seit November vergangenen Jahres ARD-Programmdirektor, bestellt. Offensichtlich in der tiefen Überzeugung, das (weibliche und etwas jüngere) Publikum könnte sich für das Schicksal der vier Frauen, ihrer Familien und Freunde begeistern. Er wollte Schluss machen mit dem "Tralala", so hatte selbstkritisch sein Amtsvorgänger Günter Struve die letzten Experimente im ARD-Vorabendprogramm bezeichnet. Mit der Stylingshow von "Bruce" Darnell oder der Kuppelsendung "Ich weiß, wer gut für dich ist" hatte das öffentlich-rechtliche Programm in der Tat seinen Ruf aufs Spiel gesetzt. Um den kämpft jetzt auch Volker Herres. Für den schwierigen Sendeplatz hatte er bei der Vorstellung von "Eine für alle - Frauen können's besser" noch die Parole ausgegeben "Wir haben keine Zukunft - außer wir schaffen sie uns selbst." Dazu gehören eben auch Richtungswechsel: "Ich denke, wir müssen die emotionale Wucht des Plots noch stärker und stimmiger herausarbeiten", heißt es jetzt. An ein Ende denkt man offiziell noch nicht. Wenn's künftig nicht besser läuft, soll aber spätestens nach 120 Episoden Schluss sein.