Hamburg. Am Anfang des Forschens steht das Experiment - ohne Erfolgsgarantie, aber mit Erkenntniswert. Was das Fundus-Theater und die Körber-Stiftung miteinander verbindet, das ist der Mut zum Risiko, wenn es um Versuchsanordnungen geht, die Lernprozesse bei Kindern in Gang setzen: Fundus versteht sich als Forschungstheater, das wie bei dem hochgelobten Projekt "Schuluhr und Zeitmaschine" den Austausch mit Schulen sucht. Die Körber-Stiftung wiederum ist erfolgreich mit der Kinder-Uni im Audimax.
Folgerichtig, daß die beiden für das neue Fundus-Projekt zusammenfanden: "Forschen für Anfänger" ist eine Vortragsreihe, die am 8.11. startet und in der es um die Frage "Was ist das eigentlich - Forschen?" gehen soll. Wissenschaftler arbeiten im Theater mit Zweit- bis Sechstkläßlern zusammen, die Stiftung fördert das mit 10 000 Euro.
Acht Vorträge über Fragen wie Tausch und Wert, Körper und Bewegung oder die Welt des Kleinen wird es geben. Anders als bei der Kinder-Uni werden die Vorträge auf der Fundus-Bühne in eine Inszenierung eingebettet, die die Zuhörer einbezieht. "Alle Vortragenden sollen eine von den Kindern weiterzuführende Versuchsreihe anregen", erzählt Sibylle Peters, die "Forschen für Anfänger" konzipiert hat: "In der Reihe sollen Kinder, Künstler und Wissenschaftler einander begegnen, denn sie haben eines gemeinsam: Sie alle sind Forscher."
Die Wissenschaftler sollen die Chance des Einfachen nutzen. "Einige betrachten die Arbeit mit Kindern als gute Schule für die eigene Weiterbildung", sagt Matthias Mayer von der Körber-Stiftung. "Keiner soll alles schon vorher wissen, sondern den Fragen nachgehen, ohne Angst vor Sackgassen und Umwegen. Die Kinder sollen im Prozeß lernen, indem sie über das nachdenken, was sie tun. Und auch für die Wissenschaftler geht es weniger um Inhalte als um Bedingungen des Lernens durch Forschen."
Sibylle Peters erhofft sich sogar Antworten auf bildungspolitische Fragen: "Als Reaktion auf Pisa wird die Basis von Faktenwissen immer mehr nach oben verlegt. ,Forschen für Anfänger' wagt eine kühne Gegenthese: Erst muß es um das Wie gehen, um die vielfältigen Möglichkeiten des Erkennens, erst dann um Fakten. Wir wollen den Wert des darstellenden Spiels im Kanon der Schulfächer demonstrieren." Für Mayer ist das Projekt ein offenes Experiment - also der beste Ansatz für erfolgversprechende Forschung.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kultur & Live