Hamburg. Wenn ein weniger bekannter Künstler stirbt, ist es um sein Werk häufig schlecht bestellt. Oft sind die Angehörigen, die den Nachlaß erben, mit dessen sachgerechter Aufbewahrung überfordert. Museen interessieren sich meistens nur für Teile der künstlerischen Hinterlassenschaft, die deshalb oft auseinandergerissen wird, bevor sie wissenschaftlich aufgearbeitet werden kann. Nicht selten gehen Kunstwerke durch unsachgemäße Lagerung auch verloren.
Seit zwei Jahren besteht in Hamburg das "Forum für Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern" - eine bundesweit einzigartige Institution, die sich um das Werk verstorbener bildender Künstler kümmert. Am Sonntag präsentiert der gemeinnützige Verein im Künstlerhaus Sootbörn seine erste Ausstellung aus Nachlässen von elf Künstlern - von Friedrich Ahlers-Hestermann, Hans-Günther Baass, Alma del Banco, Arnold Fiedler, Alexandra Povoùrina, Gabriele Quasebarth, Gustav B. Schröter, Gabriele Schweitzer-Daube, Ingeborg Sello, Else Weber, Irma Weiland.
"Diese erste Ausstellung ist für das Forum sehr wichtig, denn damit wenden wir uns an die Öffentlichkeit", sagt Kunsthistorikerin Gora Jain vom Forums-Vorstand. Mit ihrer Kollegin Ina Ewers-Schultz hat sie jene Ausstellung konzipiert, mit der die Arbeit des Forums bekanntgemacht werden soll. Und das ist dringend erforderlich, denn das Forum hat zwar durch die Kulturbehörde im Künstlerhaus Sootbörn ein kostengünstiges Quartier erhalten, sucht aber weitere Mitglieder und Sponsoren. "Die laufenden Kosten werden durch Mitgliedsbeiträge gedeckt, alles andere muß fremdfinanziert werden", sagt Gora Jain, die froh darüber ist, daß sie für die erste Ausstellung die Hamburger Sparkasse und die Versicherungsgesellschaft Axa Art gewinnen konnte.
Die Nachlässe, die das Forum übernimmt, bestehen nicht nur aus Kunstwerken, sondern auch aus schriftlichen Dokumenten, aus Arbeitsnotizen, Tagebüchern, Briefen und ähnlichem. "Das alles ist Gegenstand der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Manchmal ist der Aufwand sehr hoch, doch das hängt von der jeweils geleisteten Vorarbeit ab. Mitunter gibt es schon Chronologien und Werkverzeichnisse, bei anderen Nachlässen ist nichts dergleichen vorhanden", sagt Ina Ewers-Schultz.
Ziel des Forums ist es, für jeden Künstler und jede Künstlerin eine Publikation in einheitlichem Outfit zu publizieren. Außerdem sollen die entsprechenden Informationen ins Internet gestellt werden. Unter bestimmten Umständen können die Kunstwerke auch Institutionen als Leihgaben zur Verfügung gestellt oder - sofern die Nachlaßbesitzer dies bewilligen - auch verkauft werden.
Und was müssen lebende Künstler tun, damit ihr Werk später vom Forum archiviert wird? "Wir geben Künstlern Hinweise, wie sie ihr Werk strukturieren können. Das beginnt schon bei kleinen Dingen wie dem Datieren und Signieren", sagt Gora Jain und fügt hinzu: "Vor allem wollen wir das Bewußtsein dafür schärfen, daß bestimmte Dinge eben nur zu Lebzeiten gehen."
Künstlerhaus Sootbörn , Sootbörn 22, 17. 4. bis 1. 5., do/fr 16-19 Uhr, sbd/so 12-16 Uhr. Infos im Internet: www.kuenstlernachlaesse.de
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