Hamburg. Von 1994 bis 1997 hat David Seven Deers im Museum für Völkerkunde Hamburg an dem 12 Meter hohen Totempfahl aus Zedernholz gearbeitet, der seither vor dem Gebäude an der Rothenbaumchaussee steht - als sein Geschenk an Hamburg. Jetzt ist der 47 Jahre alte indianische Künstler aus Kanada nach Hamburg zurückgekehrt, um erneut im Innenhof des Museumsgebäudes an einem Kunstwerk zu arbeiten.
Diesmal nimmt er sich drei Monate Zeit für eine indianische Sonnenmaske aus rotem Zedernholz. "Im Original werden solche Masken bei zeremoniellen Tänzen getragen, ich übertrage die traditionelle Form aber auf einen Durchmesser von zwei Metern", erklärt Seven Deers, der die Sonnenmaske nach ihrer Vollendung Ende August versteigern will. Der Erlös kommt dem von ihm initiierten gemeinnützigen Kunstprojekt "Children's Laughter" zugute. Das ist eine in der Wildnis von British Columbia gelegene Akademie, in der die traditionelle indianische Bildhauer- und Schnitzkunst gelehrt wird.
"Ich finde es ärgerlich, dass man indianische Kunst oft als Folklore abtut und damit für minderwertig erklärt", sagt Seven Deers, der sich bewusst traditioneller Motive bedient, aber seinen eigenen, durch heutige Erfahrungen bestimmten künstlerischen Ausdruck gefunden hat. Wer ihn in den nächsten Wochen im Museum besucht, kann nicht nur das Entstehen der Plastik verfolgen, sondern den Künstler auch persönlich kennen lernen. Der Indianer, der inzwischen vorzüglich Deutsch spricht, berichtet sehr anschaulich und engagiert von der Lebenssituation, von den aktuellen Problemen, aber auch von der Kultur und Sprache seines Volkes. Aufsehen erregte Seven Deers bereits 1992 mit der Aufstellung des Mahnmals "Hiowahhey, Steh auf" aus europäischem und amerikanischem Granit, mit dem er gegen die offiziellen Feiern anlässlich des 500. Jahrestags der "Entdeckung" Amerikas protestierte. (M.G.)
Mittwochs bis sonntags arbeitet Seven Deers im Innenhof des Museums (Rothenbaumchaussee 64) und steht für Besucherfragen zur Verfügung. Donnerstags gibt es von 19 bis 21 Uhr Gesprächsrunden am Lagerfeuer, Sonntags jeweils 11 Uhr Vorträge.
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