Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg in der Opera stabile

Stille Wasser sind tiefgründig

Verena Fischer-Zernin

Die Hamburgische Staatsoper hat Debussys "Pelléas et Melisande" auf dem Spielplan - in der Opera stabile ist jetzt die kammermusikalische Bearbeitung "Allemonde" zu sehen.

Hamburg. Zum Mitsingen sind sie nicht gerade, die Melodien aus Claude Debussys Oper "Pelleas et Melisande", folgen sie doch dem Seelenleben der Figuren in jede Verzweigung. In einer gekürzten Fassung hat Felix Seiler das Stück jetzt unter dem Titel "Allemonde" als Diplominszenierung der Theaterakademie Hamburg auf die Podeste der Opera stabile gebracht.

Viel mehr als mehrere Ebenen in einem komplett schwarzen Innenraum brauchte die Bühnenbildnerin Jil Bertermann nicht, um die starre Atmosphäre im Schloss Allemonde zu illustrieren. Die Sänger drehten und wendeten hochsymbolisch ihre schwarzgrauen, vintageartig gemixten Garderoben, und am Ende verwandelte sich Melisande in eine Nixe im enganliegenden schwarzen Paillettenkleid - eine hübsche Anspielung auf das Wassermotiv.

Überhaupt steckte die ganze Inszenierung voll kluger Bezüge. Mit sparsamem, natürlichem Spiel zeichnete das kleine Ensemble nach, wie sich die Schlossbewohner immer weiter um die rätselhafte Melisande herum verstricken. Grandios steigerte der Bariton Ryszard Kalus die gewalttätige Eifersucht Golauds, stimmlich beweglich und gut verständlich. Andreas Preuß gab Pelleas ähnlich eindringlich, seine Tenorstimme klang allerdings recht eng. Claudia Rometsch war eine anrührende Melisande mit frei schwingender, hörbar junger Stimme.

In die Bearbeitung für Kammerensemble von Peter Häublein, einen Debussy ohne das diffuse Flirren Dutzender Streicher, musste man sich erst einmal hineinhören. Die Instrumentalisten, wohlorganisiert von Cornelius Trantow, konnten den kleinen Raum mit der zuweilen atemberaubenden Nähe zwischen Künstlern und Publikum aber gut füllen. Ein überzeugender Abend seltsam nur, dass "Pelleas et Melisande" fast gleichzeitig im Großen Haus wiederaufgenommen wird.

Weitere Vorstellungen 10., 12., 14., 16.2., je 20 Uhr. Opera stabile, U Gänsemarkt, Karten unter Tel. 35 68 68.