Das Museumsdorf feiert 50. Jubiläum mit einem Jahrmarkt und Fahrten in historischen Kutschen

Feuergeruch weht aus dem Schmiedehaus, Hufgeklapper hallt über das Kopfsteinpflaster, ein Mädchen hütet Gänse. Mägde mit Kopftüchern und Leinenschürzen rücken mit einem hölzernen Milchwagen an, haben Eier und Blumen in geflochtenen Körben dabei. Frauen mit Sonnenschirmen, Strohhüten, Kostümen und Kopfschmuck steigen aus einer Kutsche. Willkommen im 19. Jahrhundert!

So wie damals bei der großen Landlustwelle Bürger auf Bauern trafen, landen Besucher des Museumsdorfs Volksdorf heute mitten in der Vergangenheit, treffen auf das Leben ihrer Vorfahren. Das Freilichtmuseum und der Verein „De Spieker“ feiern an diesem Sonntag das 50. Jubiläum mit einem großen Festzug in historischen Kostümen und Arbeitskleidung.

Sieben historische Gebäude, teils aus dem 17. Jahrhundert, allerlei Gerät und viele Tiere vermitteln eine Vorstellung davon, wie es vor hundert Jahren auf dem Lande aussah. Ein Hahn kräht, Schafe und Ziegen grasen, zwei Schleswiger Kaltblüter trotten über die wilde Wiese – es dürfte wenige Plätze geben, an denen man der Großstadt ferner ist.

Museumswart Egbert Läufer lebt in dieser Idylle. Das Leben seiner Vorfahren ist sein Alltag. Den Reet gedeckten Harderhof, erbaut 1757, teilt er sich mit zwei Pferden, zwei Katzen, einem Schäferhund, vier Schafen und fünf Ziegen mit acht Jungtieren. Er lebt oben in einer Wohnung, die Tiere sind unten im Stall untergebracht. Im Sommer sind sie großteils draußen. Insgesamt gehören fünf Hektar zum Museumsdorf. Das Futter für die Tiere muss Läufer selbst auf dem Feld anbauen und ernten. Heute hat er 130ehrenamtliche Helfer. Und das Museumsdorf hat einen zweiten Angestellten, den Kutscher Maik Sonnenberg. Das war nicht immer so.

Angefangen hat Egbert Läufer vor 20Jahren. „Das war ein Hausmeister-Job“, sagt der 49-Jährige. Eingezogen ist er mit seiner Frau, doch das Landleben wie vor 100Jahren ist nichts für jeden. „Der Kleiderschrank hängt voller Duftsäckchen, weil der Geruch sehr in die Klamotten zieht“, sagt Jessica Läufer. Die 19-Jährige Tochter des Museumswarts ist in der Vergangenheit aufgewachsen. „In der Pubertät fand ich es schon manchmal doof und wollte hier nur weg“, gibt die gelernte medizinische Fachangestellte zu, die inzwischen in Bergstedt wohnt.

Heute kommt sie aber jeden Tag nach der Arbeit zurück zu ihren Wurzeln. Und: „Wenn mein Papa in den Ruhestand geht, würde ich den Job gerne übernehmen“, sagt Jessica. Das nimmt man ihr glatt ab, wenn man gesehen hat wie sie die kräftigen Pferde vor die historische Kutsche gespannt hat.

Zusammen mit der ehrenamtlichen Museumsleiterin, Karina Beuck, und weiteren Ehrenamtlichen betreut Egbert Läufer Schulklassen. Er hat viel bewegt in seinem Dorf. Erst letzten Dezember hat in dem Wohnteil der Schmiede Emmis Krämerladen eröffnet. Ein liebevoll eingerichteter Gemischtwarenhändler des vorherigen Jahrhunderts. Es gibt Bonbons aus großen Gläsern, Holzspielzeug und Kinderbücher. Wolfgang Schmidt ist Rentner und steht als Ehrenamtlicher während der Öffnungszeiten Dienstag, Donnerstag und Sonntag von 14 bis 17Uhr hinter der Verkaufstheke. Nebenan gibt es Kaffee, frisch gemahlen und gebrüht auf einem Herd aus dem Jahre 1905. Museumswart Läufer macht sich lieber zur Abwechslung mal einen in seiner modern ausgebauten Küche im Harderhof. Für ihn ist jede Tasse ein Ausflug in die Gegenwart.

Das Gelände ist von Dienstag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Die Häuser können im Rahmen einer 90-minütigen Führung besucht werden, die um 15 Uhr beginnt. Erwachsene 3 Euro, Kinder 1 Euro.