Hamburg. Sich mit anderen Ukrainerinnen und Ukrainern über das Erlebte austauschen, Hilfe bei Behördenformularen erhalten oder einfach mal eine kleine Auszeit am Kamin nehmen, während die Kinder basteln, Deutsch lernen, tanzen, Musik machen oder einfach nur auf dem großen umzäunten Abenteuerspielplatz herumtoben: Das alles bietet Schrødingers City Kids ab dem 18. April für ukrainische Geflüchtete.
Das große Zentrum im Hamburger Schanzenpark, das auf 2500 Quadratmetern eine Oase mitten in der trubeligen Innenstadt ist, wird zu einem herzlichen und offenen Begegnungszentrum für ukrainische Familien – und gerne auch für deren Gastfamilien aus der Metropolregion Hamburg. Es wird von Montag bis Freitag von 11 bis 16 Uhr für diese Zielgruppe offenstehen. Die ukrainische Generalkonsulin Dr. Iryna Tybinka ist Schirmherrin des Projekts.
Schrødingers City Kids: eine Oase für Geflüchtete aus der Ukraine
Hauptkooperationspartner des Schrødingers City Kids ist der Verein „Hamburger Abendblatt hilft“. Der Abendblatt-Verein unter der Leitung von Abendblatt-Redakteurin Sabine Tesche sammelt die Spenden für das Projekt ein – denn es ist rein spendenfinanziert – und hilft mit seiner Expertise und dem Netzwerk bei der Organisation von Freizeitaktivitäten. Das gemeinnützige Kulturzentrum Schrødingers ist Träger und Koordinator der Begegnungsstätte. Ein großer Teil des Programms für die Kinder und die Beratung und Hilfe für die Eltern soll über Ehrenamtliche erfolgen. Also: Jeder und jede, der und die Lust hat, sich daran zu beteiligen, ist herzlich willkommen – entweder dafür zu spenden oder sich über die Webseite citykids.hamburg zu registrieren.
Eröffnet wird Schrødingers City Kids am Ostermontag, 18. April, mit einem bunten Programm für ukrainische Kinder, ihre Familien – und natürlich auch die Gastfamilien. Zwischen 11 und 18 Uhr wird es neben Kuchenbüfett, Stockbrot (gespendet von Bäcker Schlüter), Getränken und Musik viele verschiedene Spielstationen geben mit einer riesigen Hüpfburg, etlichen Bewegungsgeräten, einer Schminkstation, kreativen Angeboten für drinnen und draußen.
Begenungstreff bietet buntes Programm für Kinder
Der Kinderzirkus Zartinka unter der Leitung von Tobias Fiedler mit seinen jugendlichen Artisten wird Kindern und Erwachsenen zeigen, wie man jongliert, auf Stelzen geht und kleine Akrobatik einüben kann. Die Firma Friztemachtdas sorgt für die Dekoration und das bunte Programm auf dem von hohen Bäumen umgebenen Gelände mit Spielplatz, großer Bühne und den Innenräumen des großen Holzhauses. Das Kulturzentrum bietet außer einem Sonnendeck und Wintergarten vier große Innenräume auf zwei Etagen, in denen Kinder malen, tanzen und spielen können, außerdem ein schönes integriertes Café mit Kamin und viel Platz zum Verweilen und Zusammenkommen. Es ist eine 3G-Veranstaltung.
Die Generalkonsulin wird auch am Ostermontag bei der Eröffnung vor Ort sein. „Wir begrüßen die Initiative, die für die ukrainischen Frauen und Kinder in Hamburg Unterstützung und einen herzlichen Ort schaffen wird, an dem sie kommunizieren sowie Erfahrungen und Eindrücke austauschen können“, sagt Tybinka. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft, die heute von der Ukraine und ihren Staatsbürgern, die aufgrund des russischen Angriffskrieges aus ihrer Heimat fliehen mussten, gespürt wird, sei beeindruckend und faszinierend. „Wir hoffen aufrichtig, dass sich Frauen und insbesondere Kinder durch gemeinsame Bemühungen wieder sicher, wohl und von guten und aufrichtigen Menschen umgeben fühlen können. Nach den Grausamkeiten, die unsere Landsleute in den besetzten Gebieten erlebt haben, ist die Schaffung einer solchen Komfortzone sowohl psychologisch als auch im täglichen Leben äußerst wichtig“, erklärt die Schirmherrin für Schrødingers City Kids.
Theaterleute, Künstler und Trainerinnen sollen mitmachen
Hinter dem Schrødingers verbergen sich Claudia Mohr, die unter anderem den erfolgreichen Club Waagenbau betreibt, sowie John Schierhorn, Mitgründer und ehemaliger Geschäftsführer von Viva con Agua Wasser und Projektentwickler für Immobilien in Hamburg und Dortmund. Das ehemalige Norwegerheim im Schanzenpark gibt es schon seit Jahrzehnten, das Schrødingers existiert in dieser Form seit 2020.
„Wir haben den Betrieb des Hauses Ende 2019 komplett übernommen und umgebaut. Es ist ein gemeinnütziges Kulturzentrum, das in die Stadt wirken soll, und Kulturteilhabe für alle – vor allem auch finanziell schwache – Menschen ermöglicht. Wir möchten viele Menschen motivieren, sich bei uns ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Claudia Mohr, die als Vorstandsmitglied des Clubkombinats Hamburg bestens in der Kulturszene vernetzt ist. Der 40-Jährigen liegt besonders die Gestaltung des Kinderprogramms am Herzen. Sie aktiviert gerade Theaterleute, Künstler und Sporttrainerinnen, die sich gemeinsam mit Ehrenamtlichen bei City Kids engagieren werden.
Für den kreativen Mal- und Bastelbereich hat die Budnianer Hilfe e. V. eine riesige Menge an Stiften, Blöcken, Bastelscheren, Klebestiften und Tonpapier gespendet – der Verein ist seit Beginn der Ukraine-Krise sehr engagiert und wollte auch für das Begegnungszentrum einen wichtigen Beitrag leisten. „Ich möchte für die ukrainischen Jungen und Mädchen einen Ort schaffen, an dem sie unbeschwert Kind sein können“, sagt Claudia Mohr.
Deutschunterricht für Kinder und Eltern
Die Mütter können zudem gleichzeitig mit ihren Kindern Deutsch lernen. Dafür sorgt Leyla Oehlrich, Geschäftsführerin von Mamalies gGmbH, die sich in ihrer Arbeit seit 2015 auf den Deutschspracherwerb von Frauen und deren Kindern fokussiert. Das soziale Unternehmen hat ein Sprache-Lernbuch und eine App mit den wichtigsten 1000 deutschen Wörtern entwickelt und wird jeden Tag dreimal 45 Minuten mit seinen Honorarkräften Deutschunterricht im City Kids geben. „Es wird bei diesem Unterricht auch Kinderbetreuung geben, sodass sich die Mütter gut konzentrieren können. Anhand der App können sie dann aber auch zu Hause eigenständig Deutsch lernen“, sagt Oehlrich, die das Programm seit 2015 im Einsatz hat.
Das Deutschprogramm ist bereits für drei Monate finanziert – durch die großzügige Spende der Sozial-Aktivistin Linda Stiefel. Die Deutsch-Amerikanerin unterstützt Mamalies seit Jahren und ist seit jeher begeistert „von der hohen Qualität dieses autodidaktischen Sprachprogramms, das es in mehr als 20 Sprachen gibt“. Sie möchte nun auch den ukrainischen Geflüchteten eine Chance geben, davon zu profitieren.
Claudia Mohrs Lebenspartner John Schierhorn organisiert gerade Computer und Drucker, damit die Hilfesuchenden im City Kids gemeinsam mit Ehrenamtlichen Behördenformulare und Anmeldungen für Freizeitaktivitäten ausfüllen können.
Kostenfreies Mittagessen
Außerdem möchte der 46-Jährige möglichst täglich ein Mittagessen im Schrødingers anbieten, das das UKE ab Mitte April spenden wird. „Ich möchte, dass das City Kids ein Ort des Alltags für unsere ukrainischen Gäste wird, wo sie neue Kontakte knüpfen können, sich vernetzen können, während die Kinder mit schönen Dingen beschäftigt sind. Auch für Gastfamilien kann ein Austausch mit anderen Gastgebern hilfreich sein“, sagt er.
John Schierhorn und Claudia Mohr freuen sich außerordentlich über die Kooperation mit dem Abendblatt-Verein, „denn wir vertreten die gleichen Werte, haben beide ein starke Motivation, den Geflüchteten mit einem sinnvollen Angebot zu helfen und schöne Begegnungen zu schaffen“.
Abendblatt-Verein ist Hauptkooperationspartner
Das Schrødingers engagiert sich seit Beginn der Corona-Pandemie mit der Aktion „Liebe in Tüten“ für Bedürftige und ist in Kooperation mit dem ASB und der Hamburger Tafel aktuell eine der größten Lebensmittelausgaben der Stadt. Im bitterkalten Winter 2020 wurde das Schrødingers zu einem Camp für Obdachlose mit Haustier und hat rund 30 Menschen durch den Winter gebracht. Außerdem finden im Zentrum regelmäßig Konzerte statt.
Mit ins Rollen gebracht hat das City-Kids-Projekt Vanessa-Clarissa Kühn von Funke Media Sales National, die sich schon gleich zu Beginn der Ukraine-Krise ehrenamtlich engagieren wollte und bei Recherchen auf das Schrødingers gestoßen ist. Gemeinsam mit einigen Kolleginnen sowie Claudia Mohr und John Schierhorn entwickelte die 37-Jährige ein erstes Konzept für die Begegnungsstätte und holte dann Sabine Tesche und den Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ als Kooperationspartner mit ins Boot.
Bedarf wird flexibel angepasst
Kühn engagiert gleichzeitig die we-site GmbH, die in nur wenigen Tagen und fast kostenfrei die Webseite für das Projekt entwickelte. „Keiner konnte mit der derzeitigen Krise rechnen, deswegen musste bei diesem Projekt sehr schnell agiert werden. Wir finden das Projekt von Schrødingers so großartig, dass wir es mit vollem Elan unterstützt haben. Wir hoffen, dass viele freiwillige Helfer die Registrierfunktion der Webseite nutzen und den geflüchteten Familien dadurch geholfen werden kann“, sagen die Geschäftsführer von we-site, Robin Junck und Marcel Dunker.
Nun hoffen die Kooperationspartner von Schrødingers City Kids sehr, dass viele Ehrenamtliche und vor allem auch Spenden zusammenkommen, um das Zentrum auch längerfristig zu unterhalten – und dass vor allem viele ukrainische Geflüchtete das Angebot nutzen und mitgestalten werden. „Denn wir sind sehr offen dafür, das Angebot ganz an den Bedarf der Mütter, Väter und Kinder anzupassen“, sagen Claudia Mohr und John Schierhorn.
Ehrenamtliche gesucht, Spenden erbeten und Eröffnungstermin
Wir suchen Ehrenamtliche, die sich im Bereich Beratung, Behördenhilfe, Kinderprogrammgestaltung und Ausflugsbegleiter engagieren möchten. Sie können sich ab sofort registrieren unter: citykids.hamburg
Nur mit Spenden ist dieses Projekt finanzierbar. Bitte spenden Sie unter dem Stichwort: City Kids an Hamburger Abendblatt hilft e. V., Kto.: IBAN: DE25 2005 0550 1280 1446 66. Paypal unter: abendblatt-hilft.de
Zur Eröffnung laden wir ukrainische Geflüchtete mit Kindern (und deren Gastfamilien) am 18. April zwischen 11 und 18 Uhr ins Schrødingers City Kids, Schröderstiftstraße 7 (S/U-Bahn Sternschanze). Es ist eine 3G-Veranstaltung.
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