Rönneburg

Mann will nicht ausziehen – Polizei räumt die Wohnung

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Rund 40 Demonstranten der linken Szene protestieren an der Straße Hüllbeen gegen die Zwangsräumung. Ein Mieter hatte sich bis zuletzt geweigert, auszuziehen. Nun rückte der Gerichtsvollzieher an.

Rönneburg. Rangeleien, Beschimpfungen, Festnahmen – nur mit einem Polizeieinsatz konnte in der beschaulichen Straße Hüllbeen eine Wohnung zwangsgeräumt werden. Die linke Szene hatte sich mit Bewohner Hans-Werner M. solidarisiert. Rund 40 Demonstranten waren gekommen, um die Zwangsräumung zu verhindern.

Es war ein Projekt des städtischen Unternehmens Fördern & Wohnen (f&w), das in der Straße umgesetzt und das Ende vergangenen Jahres beendet wurde. Hans-Werner M. war einer von vielen Bewohnern, für die das Unternehmen dort Wohnraum von der SAGA angemietet hatte, der befristet an obdachlose Menschen, die auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt nur eingeschränkte Chancen haben, vergeben wird. „In einer Zeit von zwei Jahren hatte der Mieter Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit der Mietersozialberatung seine künftigen Chancen als Mieter auf dem Wohnungsmarkt zu erproben und sich um neuen Wohnraum zu bemühen. Darüber wurden die Mieter im Vorhinein umfassend informiert“, heißt es in einer Stellungnahme von Fördern & Wohnen.

Da von Vorneherein klar gewesen sei, dass die Mieter dort nicht dauerhaft bleiben können, wurde das Projekt beendet. Hans-Werner M. wollte jedoch nicht ausziehen. Die linke Szene entdeckte den Fall für sich. Dort geht man davon aus, dass die Häuser in der beliebten Wohngegend „entmietet“ werden sollen, um sie dann teurer anzubieten. Die Forderung des Bündnisse „Zwangsräumung verhindern“: die Übernahme der Mieter ohne weitere Mieterhöhungen. Das ist für den Eigentümer, die SAGA, problematisch. Betreutes Wohnen kann die Wohnungsgesellschaft nicht anbieten.

Jetzt rückte der Gerichtsvollzieher mit dem Räumungsbeschluss an. Hans-Werner M. musste raus. Gleichzeitig unterschrieb er einen neuen Mietvertrag. Er wird jetzt in einer Anlage von Fördern & Wohnen nahe des Niendorfer Geheges wohnen. Andreas Blechschmidt, seit Jahren Aktivist in der linken Szene, glaubt, dass Hans-Werner M. ohne den Protest gegen die Zwangsräumung auf der Straße gelandet wäre. „Es gibt in Hamburg etwa 1000 Zwangsräumungen pro Jahr“, sagt Blechschmidt. „Die Hälfte der Betroffenen wird obdachlos.“

Dass Hans-Werner M. auf die Straße gesetzt worden wäre, bestreitet Fördern & Wohnen : „Dem Mann wurden mehrere Wohnungen aus dem eigenen Bestand unbefristet zur Anmietung angeboten. Wohnungen, in denen eine entsprechende Mietersozialberatung sichergestellt ist.“ Diese hätte der Mann vor dem Termin zur Zwangsräumung nicht wahrgenommen.

( (zv) )

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