28. Neujahrsempfang

Wie Hamburgs Prominente Flüchtlingen helfen

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Sie nehmen Zuwanderer auf, packen in der Kleiderkammer an oder verkaufen selbstgebackene Kekse – jeder Einzelne leistet seinen Beitrag.

In einem waren sich die meisten Gäste des Neujahrsempfangs einig: Die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge in Hamburg ist die wohl größte Herausforderung für das Jahr. Immerhin blieben von den rund 60.000 Schutz suchenden Menschen 2015 mehr als 20.000 in der Stadt. Und 2016 dürften es wohl kaum weniger werden, glaubt Justizsenator Till Steffen. Man könne zwar darauf hoffen, dass sich die Lage in Syrien verbessere, müsse sich aber darauf einstellen, dass weiterhin viele Flüchtlinge in die Hansestadt kommen, sagt der Grünen-Politiker. Ob Hamburg das schaffen kann? „Am Ende bekommen wir das hin“, ist Steffen überzeugt. „Wir haben das Potenzial.“

Viele Prominente haben sich schon 2015 ganz persönlich für Flüchtlinge engagiert – oder nehmen sich das für dieses Jahr vor: „Wir werden im Sommer auf dem Segelschiff „Fortuna“ unserer Benita Quadflieg Stiftung eine Therapiefahrt mit jungen traumatisierten Flüchtlingen machen“, sagt Schauspielerin Sandra Quadflieg.

Frederik Braun vom Miniatur Wunderland hat zwei Tage lang in der zentralen Kleiderkammer in den Messehallen mitgeholfen. Zudem haben die Brüder Braun mehrfach viele Tausend Menschen kostenlos ins Miniatur Wunderland eingeladen, die sich den Besuch sonst nicht leisten können, einmal sogar ausschließlich Flüchtlinge. Konkrete Hilfe leisteten auch die Führungskräfte des Flughafens: Vor Weihnachten haben sie gemeinsam Kekse gebacken und an Passagiere verkauft. „Rund 2000 Euro kamen zusammen und wurden an eine lokale Flüchtlingsorganisation gespendet“, sagt Flughafenchef Michael Eggenschwiler.

Für Globetrotter-Geschäftsführer Andreas Bartmann ist die Hilfe schon Routine. „Vor 15 Jahren haben wir bereits 20 Flüchtlinge aus Afghanistan eingestellt. 16 von ihnen sind heute noch bei uns tätig – auch in Führungspositionen.“ Auch in diesem Jahr will Bartmann Flüchtlinge einstellen.

Auch Delling hat einen Wunsch

Moderator Gerhard Delling wünscht sich 2016 von der Politik, „dass sich die großen politischen Parteien endlich auf eine verlässliche Flüchtlingspolitik einigen, die dann auch eine Mehrheit in der Bevölkerung findet“. Nur dann könne Integration wirklich gelingen. Ähnlich sieht es In­grid Unkelbach, Leiterin Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein: „Ich wünsche mir von der Politik, dass sie die Flüchtlinge gleichmäßiger auf die Stadt verteilt und nicht so konzen­triert in Gegenden unterbringt, in denen die Probleme eh schon größer sind als in anderen Teilen der Stadt.“

Lichtkünstler Michael Batz hat vor einigen Jahren sein Haus in der Nordheide einer kurdischen Familie zur Verfügung gestellt. „Inzwischen sind sie gut integriert und leben in einer norddeutschen Kommune.“ Die gegenwärtige Zuwanderung bezeichnet Batz als „Glücksfall für Deutschland“, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. Zukunftsforscher Horst Opaschowski meint mit Blick auf die Flüchtlinge, Hamburg fehle „eine soziale Vision für 2016“. Es könnte ein Jahr der sozialen Konflikte, aber auch des Zusammenhalts werden.

Pröpstin Ulrike Murmann wird weiter mit Herz und Kraft für „offene Arme“ werben: „In der Neuen Burg sind 200 Matratzen für Transitflüchtlinge. Leider konnte ich mich mit den Menschen nur per Dolmetscher unterhalten. Diese Kontakte will ich 2016 intensivieren.“ Weihbischof Hans-Jochen Jaschke will „im Gespräch mit den Muslimen weiter dafür kämpfen, dass unsere Willkommenskultur erhalten bleibt“. Bischöfin Kirsten Fehrs unterstützt Flüchtlinge regelmäßig mit Sach- und Geldspenden und nutzt dabei die App des Uno-Welternährungsprogramms „sharethemeal.org“.

Moderator Yared Dibaba will sich in seiner ehemaligen Heimat Äthiopien engagieren, wo es im Süden Unruhen gibt: „Es ist wichtig, dass wir Probleme vor Ort lösen, bevor die Menschen ihre Heimat verlassen.“ Andreas Schoo, Geschäftsleitung der Bauer Media Group, sieht als Erfahrung seiner Auslandsbesuche „Hamburg als großes Vorbild in der Flüchtlingsfrage“. Diesen Schwung sollte auch die Politik nutzen. „Das würde die Stadt in vielerlei Hinsicht voranbringen.“

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