ADAC und Abendblatt haben die Garagen in der Innenstadt nach vier Kriterien untersucht -Kleine Stellplätze, schmale Einfahrten: Mehr als die Hälfte erhält nur die Note “ausreichend“

Hamburg. Die Fahrt ins Parkhaus kann mitunter nervenaufreibend sein. Enge Kurven, schmale Einfahrten, steile Auffahrten, die Stellplätze zu klein und schlecht beleuchtete Etagen - da wird das Autofahren schnell zu einer Geschicklichkeitsprüfung. Gerade in der Vorweihnachtszeit steigt die Auslastung in der Hamburger Innenstadt rapide. Grund genug für das Abendblatt, zusammen mit dem ADAC zehn bekannte Parkhäuser in der City zu testen. Zusammen mit Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC, entwarfen wir die vier Kategorien (siehe rechts), aus denen sich die Gesamtbeurteilung - gut, ausreichend oder mangelhaft - ergibt.

Hauptbahnhof Hühnerposten, Am Hühnerposten 1-2, 427 Parkplätze, Baujahr 2005 (gut):

In der Kategorie Preis ist dieses Parkhaus das Maß aller Dinge. 3 Euro für sechs Stunden und 5 Euro für den ganzen Tag (zahlbar mit Münzen, Scheinen und Kreditkarte) sind einfach top - der Durchschnitt pro Stunde beträgt in Hamburg 2,50 Euro. Klasse ist auch die Sicherheit: Die Eingangshöhe von zwei Metern entspricht exakt der ADAC-Norm, Personal ist vorhanden, die Anlage videoüberwacht. Eine abgeschrägte Fahrbahnkante sorgt dafür, dass Reifen und Felgen beim Kontakt ohne größere Schäden bleiben. Die Beleuchtung der Fahrbahn und am Kassenautomaten ist in Ordnung, lediglich auf einigen Stellplätzen unterschreitet der mit einem Luxmessgerät erzielte Wert die ADAC-Norm. Normalerweise führt der ADAC seine Lichtmessungen bei Dunkelheit durch, in diesem Fall geschah es am Vormittag. Vorbildlich ist die gelb markierte Fußgängerführung. Die Fahrbahngasse ist mit 5,80 Meter Breite großzügig, die Beschilderung klar und deutlich. Behindertenparkplätze sind gut markiert und 3,50 Meter breit, zudem ist ein Fahrstuhl vorhanden. Geöffnet ist täglich von 4-22 Uhr. Sehr gut ist dieses Parkhaus trotzdem nicht, weil die durchschnittliche Stellplatzbreite nur 2,40 Meter beträgt.

Europa-Passage, Hermannstr. 11, 700 Parkplätze, Baujahr 2005 (gut):

Die erste Stunde kostet 2 Euro, danach 2,50 Euro, 12 Euro (Münzen, Scheine, sämtliche Karten) sind für die Tageskarte fällig. Einen Pförtner gibt es nicht, dafür hat Betreiber Contipark eine flächendeckende Videoüberwachung installiert, sich aber eine Fußgängerführung gespart - was auf Kosten der Sicherheit geht. Toll: die LED-Führung für Fahrzeuge. Sie zeigt an, wo noch freie Plätze sind. ADAC-Experte Willms: "Durch LED finden die Kunden schneller einen Platz. Das erhöht die Frequenz und spült dem Betreiber mehr Geld in die Kasse." Fahrbahnbreite, Einfahrtshöhe und Kurvenradius sind genauso wie die Lichtverhältnisse auf der Spur und am Kassenautomaten in Ordnung. Gleiches gilt für Beschilderung und Fahrbahnmarkierung. Die meisten Stellplätze sind 2,40 Meter breit, die für Behinderte entsprechend größer. Vorteil: Das Parkhaus ist durchgehend geöffnet, kommt wegen der fehlenden Fußgängerführung und der Preisgestaltung aber nicht an den Hühnerposten heran.

Michel-Garage, Schaarsteinweg 14, 297 Parkplätze, Baujahr 1992 (ausreichend):

Pro Stunde kostet das Parken 2 Euro (Münzen, Scheine, EC-Karte), die maximale Gebühr beträgt 13 Euro. Es gibt eine begrenzte Anzahl von Tageskarten für 7,50 Euro. Bei der Sicherheit bekommt der Betreiber, die Sprinkenhof AG, die Bewertung gut. Ein Pförtner hat einen guten Überblick über die Anlage. "Dazu kommt die Videoüberwachung und eine Fußgängerführung. Es gibt Behinderten-, Frauen- und Eltern-Kind-Parkplätze, die Einfahrtshöhe ist im Normbereich. Hier fühlt man sich sicher und kann parken", sagt Willms. Bei Parkplatzbreiten von 2,13 bis 2,50 Meter muss man jedoch genau hinschauen, in welche Lücke das Auto passt. Zudem ist die Beleuchtung nicht optimal. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag von 7 bis 1 Uhr, freitags von 7 bis 2 Uhr, sonnabends von 9.30 bis 2 Uhr und sonn- und feiertags von 9.30 bis 1 Uhr.

Saturn, Lange Mühren 1, 344 Parkplätze, Baujahr 1968 (ausreichend):

Kunden sind in den ersten vier Stunden mit jeweils 1 Euro dabei, danach mit 2 Euro (Münzen, Scheine, EC-Karte), Nichtkunden zahlen 3 Euro. Das Parkhaus ist videoüberwacht, dafür gibt es kein Personal. Die Einfahrtshöhe von 1,90 Meter reicht nicht aus. "Ein normaler VW-Bus kommt da nicht durch", sagt Willms. Die Verkehrsführung mit Fahrbahnmarkierung und Beschilderung an der Decke ist plausibel, ein Abschnitt für Fußgänger fehlt. Klasse: Die Behindertenparkplätze sind ausreichend groß. Die Fahrbahn ist mit einer Breite von 3,30 Meter im Kurvenbereich zu schmal. Dafür reicht die Beleuchtung aus. Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 7.30 bis 22 Uhr.

Karstadt, Kleine Rosenstraße 8, 376 Parkplätze, Baujahr 1978 (ausreichend):

Pro Stunde kostet das Parken 2,50 Euro, für den Tag 12 Euro. Zu zahlen mit Münzen oder Scheinen, beim Test war eine Kartenzahlung nicht möglich. Die Fußgängerführung ist vorhanden, "könnte allerdings ein bisschen neue Farbe gebrauchen", sagt Willms. Die Beleuchtung ist ausreichend, eine Videoüberwachung sorgt für Sicherheit, Personal fehlt. Die Einfahrtshöhe von 1,90 Meter lässt zu wünschen übrig, 2,30 Meter breite Parkbuchten sind alles andere als ein Garant für kratzerfreies Parken. Dafür sind die Behindertenparkplätze komfortabel. Der Weg zum Fahrstuhl ist kurz, der Knopf an der Wand auf Beckenhöhe und damit für Menschen im Rollstuhl leicht zu betätigen. Ein Plus gibt es für das saubere und großzügige Treppenhaus und die Öffnungszeiten (24 Stunden). Dieses Parkhaus hat mehr Potenzial, doch wegen der schmalen Plätze gibt es nur ein Ausreichend.

CCH-Garage, Marseiller Straße 1, 1150 Parkplätze, Baujahr 1972 (ausreichend):

Mit 2 Euro pro Stunde liegt der Preis unter dem Hamburger Durchschnitt. Für den Tag sind 14 Euro fällig (Münzen, Scheine, alle Karten). Die Fußgängerführung mit aufgesprühten Füßen auf dem Untergrund ist innovativ, leider gibt es eine Videokamera nur im Treppenhaus. Auch fehlt das Personal. Das Einbahnstraßensystem erleichtert das Fortbewegen, die Eingangshöhe von 1,90 Meter ist zu niedrig, der Kurvenradius mangelhaft. Dazu kommt ein 20 Zentimeter hoher Kantstein. Vorsicht: Hier ist die Felge schnell zerkratzt. Auch die Lichtverhältnisse reichen für den ADAC nicht aus. Willms: "Das Parkhaus ist sehr verwinkelt, da fühlt man sich in der Nacht nicht gerade sicher." Den Parkplätzen, von zwei bis 2,40 Meter breit, fehlt teilweise die Trennlinie. Dafür ist die CCH-Garage behindertenfreundlich - bei fünf Meter Parkplatzbreite ist genug Platz zum Aussteigen. Benutzerfreundlich sind die durchgängigen Öffnungszeiten.

Galeria Kaufhof, Bugenhagenstraße, 270 Parkplätze, Baujahr 1966 (ausreichend):

Kunden zahlen die ersten drei Stunden bei einem Einkaufswert von mindestens 5 Euro jeweils 1 Euro, danach 3 Euro. Für Nichtkunden gilt: 3 Euro pro Stunde (Scheine, Münzen, EC-Karte). Die Einfahrtshöhe ist mit 1,95 Meter knapp bemessen, Personal nicht vorhanden und eine Videoüberwachung nur im Einfahrtsbereich sichtbar. Die Fahrbahnbreite von 2,70 Meter weicht um einiges von der ADAC-Norm (3,50 Meter) ab. Schleifspuren an den Wänden im Kurvenbereich zeugen davon, dass so manch ein Autofahrer das Parkhaus nicht ohne Schaden verlassen hat. Die Breite der Parkbucht liegt zwischen 2,30 und 2,50 Meter. Positiv: Es sind Eltern- und Behindertenparkplätze vorhanden. Der Weg dahin ist aber schlecht ausgeschildert, zudem sind sie über einen Meter zu schmal. An den Decken blättert die Farbe, dafür sind die Lichtverhältnisse im grünen Bereich. Öffnungszeiten: Montag bis Sonnabend von 7.30 bis 21.30 Uhr.

Am Hauptbahnhof, Borgesch 1, 547 Parkplätze, Baujahr 1984 (ausreichend):

Je angefangene halbe Stunde ist 1 Euro zu zahlen (Münzen, Scheine, Karten). Die Tageskarte kostet 8 Euro. Der Preis ist top, vieles andere jedoch nicht. Zum Beispiel die mangelhafte Beleuchtung, Dazu ist der Kurvenradius katastrophal. Hier muss man mit einem großen Pkw zurücksetzen. Eine Fußgängerführung sucht man vergebens, die Rampen sind zu schmal und die durchschnittliche Stellplatzbreite von 2,30 Meter nicht zeitgemäß. Jedenfalls gibt es einen Pförtner und Videoüberwachung im Eingangsbereich. Angenehm: Die Behindertenparkplätze liegen ebenerdig. Auch positiv ist die durchgängige Öffnungszeit und eine Einfahrtshöhe von zwei Metern. Nur wegen der Preise gibt es noch ein ausreichend.

Alsterhaus, Bei der Stadtwassermühle 1, 100 Parkplätze, Baujahr 2002 (ausreichend):

Alsterhauskunden zahlen für die erste Stunde 3 Euro , für jede weitere 3,50 Euro. Nichtkunden sind gleich mit 3,50 Euro dabei. Der Tagespreis ist mit 28 Euro (Münzen und Scheine) unverschämt. Personal und Videoüberwachung ist zwar vorhanden, die Beleuchtung der Spur in Ordnung, dafür aber ist das Ein- und Ausfahren kompliziert. Schon die Ticketentnahme erfolgt auf einer Steigung, ständiges Bremsen ist daher notwendig und freies Stehen unmöglich. "Und auch die Auffahrtsrampe ist viel zu steil, dazu der Kurvenradius zu eng", so ADAC-Experte Willms. Die durchschnittliche Stellplatzbreite beträgt 2,40 Meter. Ganz schlimm: Auf der oberen Etage befinden sich nur 2,10 Meter breite Behindertenparkplätze direkt neben der Fahrgasse. Wer sich hier hinstellt, riskiert, das Parkhaus ohne Fahrertür zu verlassen. Jedenfalls ist der Anstrich im Treppenhaus frisch und das Alsterhaus-Parkhaus ist durchgängig geöffnet.

City-Hof, Klosterwall 2 bis 8, 200 Parkplätze, Baujahr 1956 (mangelhaft):

3 Euro die Stunde und 15 Euro für das Tagesticket (nur Münzen und Scheine) sind in diesem mangelhaften Parkhaus zu zahlen. Nicht ohne Grund kürte der ADAC den City-Hof vor zwei Jahren zum schlechtesten Parkhaus Deutschlands. Zwar ist im Einfahrtsbereich Personal vor Ort, dahinter wird es jedoch düster. Die Lichtverhältnisse sind eine Zumutung, Fahrbahnmarkierungen abgenutzt und eine Videoüberwachung nicht vorhanden. Die Fahrbahnschwelle ist zu hoch und der Albtraum aller Stoßdämpfer. Die Fahrbahn ist zu schmal, der Kurvenradius zum Einscheren in enge Buchten zu gering. Gleiches gilt für die 2,30 Meter breiten Parkplätze. Der City-Hof ist ungepflegt, unübersichtlich und verwinkelt. Zumindest gibt es Frauenparkplätze. Aber mal ehrlich: Hier lässt Mann Frau nicht ohne schlechtes Gewissen parken. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 6.30 bis 22.30 Uhr, Sonnabend von 9 bis 22.30 Uhr.