Wetter Hamburg

Warum Mücken jetzt zur Plage werden – auch in Innenräumen

| Lesedauer: 6 Minuten
Mücken zieht es derzeit in viele Wohngebäude und machen den Bewohnern zu schaffen.

Mücken zieht es derzeit in viele Wohngebäude und machen den Bewohnern zu schaffen.

Foto: Larry West/FLPA / picture alliance / imageBROKER

Obwohl der Herbst fast vor der Tür steht, surrt es ordentlich in Hamburg. Das sagen Nabu und Umweltbehörde zu den Insekten.

Hamburg. Die lauschigen Abende der vergangenen Wochen sind vielerorts in Hamburg etwas getrübt, weil teilweise ganze Mückenschwärme die Menschen in Gärten und auf Terrassen heimsuchen. Aber sie machen vor der Tür nicht Halt, sondern fliegen auch massenhaft in Innenräume. „Wir springen abends durch das ganze Wohnzimmer und Schlafzimmer und müssen erstmal Mücken erlegen“, sagt Abendblatt-Leserin Linda Bach. Und ein anderer Leser berichtet von 36 Mücken gleichzeitig allein im Badezimmer. „Da kann man dann hinterher gleich neu streichen.“

Darüber, ob die Tiere noch stechen, herrscht Uneinigkeit, wie eine nicht repräsentative Umfrage ergab. Manche berichten von vielen juckenden Quaddeln, andere von trägen Mücken, die nicht stechen, aber dennoch nerven, weil sie laut surren und beim Einschlafen stören.

Wetter Hamburg: Mücken mögen es feucht und warm

Noch bleibt es in Hamburg einigermaßen warm. Doch gibt es in diesem Jahr tatsächlich eine ungewöhnliche Mückenplage? „Der Umweltbehörde liegen keine belastbaren, wissenschaftlichen Zahlen dazu vor. Vor allem Insekten unterliegen natürlichen jährlichen Schwankungen“, sagt Behördensprecher David Kappenberg. Extremwettereignisse, kühlere oder mildere Winter, lange Trocken- oder Hitzeperioden hätten einen Einfluss darauf, dass in einigen Jahren weniger, in anderen mehr Tiere unterwegs seien.

„Es gibt kein flächendeckendes Monitoring von Mücken oder anderen Insekten, deswegen schwingt der subjektive Eindruck in der Wahrnehmung immer ein bisschen mit“, sagt auch Jonas Voß, Sprecher des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) in Hamburg. Der Zustand der Mückenpopulation sei sehr stark wetterabhängig. „Sie brauchen es feucht und warm, um sich gut zu entwickeln: Bei Trockenheit finden die Tiere keine Brutplätze, in die sie ihre Eier ablegen können und wenn es regnet, aber nicht wärmer wird, zieht sich die Entwicklungszeit für den Aufbau der Population in die Länge.“

Wetter Hamburg: Mückenplage? Milde Winter sind für die Insekten ideal

Kurze, nicht so kalte Winter kämen Mücken entgegen. Sie hatten laut Voß in diesem Jahr gute Start-Entwicklungsbedingungen. „Die hohen Niederschläge im Frühjahr haben viele Entwicklungshabitate, wie Tümpel und Pfützen gebildet, wo sie gut ihre Eier ablegen konnten. Bei hohen Temperaturen können sie sich ungestört entwickeln.“

Doch die zunehmend kühleren Temperaturen im Herbst haben einen angenehmen Nebeneffekt. Damit verschwinden auch die Mücken. „Die meisten Arten überwintern im Ei-Stadium und schlüpfen erst im nächsten Frühjahr. Mücken-Eier können problemlos auf dem Boden von Gewässern überwintern, sofern diese nicht vollständig gefrieren. Bei manchen Arten überwintern allerdings die befruchteten Weibchen. Ein feucht-kaltes Klima und geschützte Stellen in Höhlen, Kellern oder Häusern bieten gute Überlebensbedingungen“, so der Nabu-Sprecher.

Wetter Hamburg: Lebensdauer von Mücken hängt von unterschiedlichen Faktoren ab

Nach Angaben von Umweltbehördensprecher David Kappenberg variiert die Lebensdauer von Mücken je nach Art, Geschlecht und Umweltbedingungen. „Im Allgemeinen haben erwachsene Mücken eine vergleichsweise kurze Lebensspanne, die oft nur wenige Wochen beträgt. Die meisten Mücken sterben nach der Fortpflanzung, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, Eier zu legen und nicht lange zu leben.“

In Bezug auf den Winter hänge das Schicksal von Mücken von der Art und den örtlichen klimatischen Bedingungen ab. „Einige Mückenarten können den Winter überleben, indem sie sich in einem Zustand der Diapause oder Kältestarre befinden“, sagte er. „Während der Diapause verlangsamen sie ihren Stoffwechsel und sind weniger aktiv. Dies ermöglicht es ihnen, die kalten Monate zu überstehen und im Frühling wieder aktiv zu werden. Andere Mückenarten sterben im Herbst, nachdem sie ihre Eier gelegt haben, und ihre Larven überwintern.“

Wetter Hamburg: Mücken sind wichtige Nahrungsquellen für andere Tiere

Doch wie akzeptiert ist der Reflex, Mücken zu töten, damit man nicht gestochen wird? „Mücken unterliegen wie alle wild lebenden Tiere dem allgemeinen Schutz nach Paragraf 39 Bundesnaturschutzgesetz. Hier heißt es unter anderem, dass es verboten ist, wild lebende Tiere zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten. In vielen Fällen ist es aber gerechtfertigt, Mücken zu töten, um sich selbst vor Stichen und möglichen Krankheiten zu schützen“, sagt Kappenberg.

Mehr zum Thema

Dennoch sollte man versuchen, Mücken zu meiden, anstatt sie zu töten, da sie ein wichtiger Teil des natürlichen Ökosystems seien und als Nahrungsquelle für viele andere Tiere wie Vögel, Fledermäuse und einige Insekten dienten. Er empfiehlt das Tragen schützender Kleidung oder das Installieren von Insektenschutznetzen.

Wetter Hamburg: Asiatische Tigermücke ist noch nicht nachgewiesen

Auch Nabu-Sprecher Voß bekräftigt, das Töten von Mücken stelle keine Ordnungswidrigkeit dar. Unabhängig davon sollte man Tiere in keinem Fall einfach töten. Jede noch so kleine und unscheinbare Mücke nehme eine Funktion im Großen und Ganzen des Ökosystems ein.

Die Asiatische Tigermücke, die unterschiedliche Krankheiten übertragen kann, ist laut Umweltbehörde in Hamburg trotz unterschiedlicher Monitoring-Projekte bislang noch nicht nachgewiesen worden. Das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt hat kürzlich Fallen im Hafengebiet aufgestellt, um die Mücke frühzeitig nachweisen zu können. Tiere reisen häufig als blinde Passagiere auf Schiffen mit und gelangen so an Orte, die fernab ihres eigentlichen Lebensraums liegen. Die Fallen sollen noch bis Ende Oktober im Hafen stehen.