Los Angeles. Die Regisseurin Tamara Denić ist mit ihrem Abschlussfilm bei der Hamburg Media School (HMS) unter den diesjährigen Gewinnern der Studenten-Oscars. Die Oscar-Akademie in Los Angeles gab die Preisträger am Freitag (Ortszeit) bekannt.
Demnach setzten sich insgesamt 14 Nachwuchsregisseure aus aller Welt in dem 50. Studenten-Wettbewerb durch. In diesem Jahr waren 2443 Beiträge von 720 Studieneinrichtungen eingegangen. „Das ist so die größte Anerkennung, die man als Nachwuchs bekommen kann. Natürlich für mich, aber auch für das ganze Team und für all die Menschen, die wochenlang ehrenamtlich für diesen Film gearbeitet haben“, sagt Denić, die in Berlin lebt.
Oscar für Studentin: Regisseurin der Hamburg Media School wird mit Preis geehrt
„Ich kann es immer noch nicht fassen“, freut sich die 31-Jährige. Denić ist mit dem Kurzfilm „Istina“ (Wahrheit) unter den Gewinnern in der Sparte „Narrative/Erzählung“.
Der Film dreht sich um eine Fotojournalistin, die in Belgrad von rechtsextremen Gruppierungen bedroht wird. Daraufhin flieht sie mit ihrer kleinen Tochter nach Deutschland, doch auch dort erlebt sie bei ihrem Einsatz auf Demonstrationen in Hamburg immer stärkere Anfeindungen und Gewalt.
Wie erklärt sich Denić den Erfolg bei der Oscar-Akademie? „Vielleicht, dass es ein international relevantes, aktuelles Thema ist, weil überall die Skepsis gegenüber der freien Presse gewachsen ist, in der Bevölkerung Fake News so stark geworden sind, aber auch die Gewalt gegenüber Journalistinnen international gewachsen ist“, sagt die Regisseurin. Ihr Film könnte „einfach einen Nerv der Zeit getroffen“ haben.
Film „Istina“: Regisseurin Tamara Denić dreht Kurzfilm in Serbien und Hamburg
Den halbstündigen Film drehte sie in Serbien und in Hamburg mit einem Cast aus vier Ländern. Denić, 1992 in Banja Luka in Bosnien und Herzegowina geboren, kam als Einjährige nach Deutschland. In ihrem Geburtsland und in Serbien habe sie aber noch Familie. Es sei ihr wichtig gewesen, ihren Migrationshintergrund in den Film mit einzubringen.
Neben der deutschen Filmemacherin schafften es auch Nachwuchsregisseure aus Österreich und Norwegen unter die insgesamt drei Gewinner in der Erzähl-Sparte. Die Preisträger sollen am 24. Oktober in Los Angeles ausgezeichnet werden. Bis dahin bleibt es für die jeweils drei Preisträger in den Sparten „Animation“, „Narrative“ und „Dokumentarfilm“ spannend, denn erst bei der Verleihung wird die Reihenfolge der Preise - Gold, Silber oder Bronze - bekannt gegeben.
„Ich muss aber ehrlich sagen, das ist mir total egal“, sagt Denić lachend. Dass sie überhaupt unter die Finalisten gekommen sei und nun zu den Gewinnern zähle, sei schon „völlig absurd“.
Hamburger Studentin kann mit ihrem Kurzfilm auch bei den Oscars 2024 mitmachen
Alle Preisträger können mit ihren Filmen auch in den Kurzfilm-Sparten beim Oscar-Wettbewerb 2024 mitmachen. Auch Denić will „Istina“ dort einreichen. Doch nun steht erstmal die Reise nach Hollywood zu den Studenten-Oscars an - im Viererteam, mit Drehbuchautor, Produzent und Kameramann.
Im vorigen Jahr waren drei deutsche Filme von Absolventen der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf mit Studenten-Oscars ausgezeichnet worden.
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Mit den Trophäen ehrt die Akademie seit 1972 Auslands-Regisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA. Der Studenten-Oscar hat sich auch als Sprungbrett für eine Hollywood-Karriere erwiesen. Regisseure wie Spike Lee („Malcolm X“), Robert Zemeckis („Zurück in die Zukunft“) oder Cary Fukunaga („Keine Zeit zu sterben“) zählen zu früheren Preisträgern.
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