Musikfestival

Endlich! Wutzrock-Sau wird zwei Tage rausgelassen

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Thomas Heyen
Eine Aufnahme aus der guten alten Zeit, als Corona kein Thema war. Mitte August soll am Eichbaumsee wieder gefeiert werden – unter besonderen Bedingungen.

Eine Aufnahme aus der guten alten Zeit, als Corona kein Thema war. Mitte August soll am Eichbaumsee wieder gefeiert werden – unter besonderen Bedingungen.

Foto: Galactic Entertainment bzw. David Kurth / Galactic Entertainment

Am 12. und 13. August soll es eine abgespeckte Version des „Umsonst & draußen“-Festivals geben. Es gibt einige Änderungen.

Hamburg. In diesem Sommer soll endlich wieder die Wutzrock-Sau rausgelassen werden. Nachdem das „Umsonst & draußen“-Spektakel wegen Corona zwei Jahre pausieren musste und es 2020 lediglich eine virtuelle Ausgabe gab, planen die Organisatoren nun wieder ein Musikfestival am Eichbaumsee – in deutlich abgespeckter und anderer Form als es Musikfans gewöhnt sind. In diesem Sommer soll nur an zwei Tagen unter freiem Himmel gefeiert werden, am Freitag/Sonnabend, 12./13. August.

Die Wutzrocker spielen derzeit noch unterschiedliche Szenarien durch, wie das Festival über die Bühne gehen kann. Es geht um neue Anforderungen an die Sicherheit, um Abstands- und Hygieneregeln, um Schnelltests und Einlasskontrollen und um eine Verkleinerung des beliebten Open-Air-Spektakels.

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„Wir wollen uns und die Gäste vor Corona schützen, deshalb wird Wutzrock, den Rahmenbedingungen geschuldet, anders als man es kennt. Trotzdem wollen wir das Festival auf die Beine stellen“, sagt Sprecherin Sabine Vielhaben.

Klar ist bereits, dass es nur eine statt zwei Livebühnen geben wird. Zudem soll das Gelände – nach dem heutigen Stand der Planungen – eingezäunt werden. Denn die Besucher werden vermutlich Einlasskontrollen passieren müssen, bei denen der Gesundheitsstatus dokumentiert werden muss. Rund 3000 Menschen sollen in dem eingezäunten Bereich Platz finden. „Wir müssen uns natürlich nach den dann geltenden Vorgaben des Gesetzgebers richten“, sagt Sabine Vielhaben.

Maskenpflicht beim Wutzrock-Festival in Hamburg ist denkbar

Die Wutzrocker wollen Schnelltests vor Ort ermöglichen und das Spektakel „so sicher wie möglich gestalten“, sagt die Sprecherin. Deshalb sei – je nach Anforderungen des Gesetzgebers und nach Höhe der Infektionszahlen – auch eine Maskenpflicht denkbar. „Bei der Planung gehen wir vom Worst Case aus, um später keine bösen Überraschungen zu erleben.“

Welche Bands auftreten, stehe noch nicht fest, teilt Sabine Vielhaben mit. Der Booker, zuständig für die Organisation des Musikprogramms, arbeite mit Hochtouren daran. Er habe einen schwierigen Job, weil die Bands auf das Geld angewiesen seien, das sie für ihren Auftritt bekommen. Sie bräuchten Planungssicherheit. „Einige Bands werden schon seit zwei Jahren hingehalten, sollten schon 2020 oder ersatzweise 2021 spielen.“ Die Besucher dürften sich aber auf einen gewohnt guten, ausgewogenen Stilmix freuen.

Ein Rahmenprogramm sei ebenfalls in Planung. „Noch ist unklar, wie es aussehen wird. Wir wollen aber auf jeden Fall wieder etwas für Kinder anbieten. Wir schauen nun, wie sich das auf dem Gelände integrieren lässt“, sagt Sabine Vielhaben.

Erheblicher Mehraufwand für ein Musikfestival in Zeiten von Corona

Die Corona-kompatible Variante des Festivals bedeute einen erheblichen Mehraufwand bei der ohnehin umfangreichen und arbeitsintensiven Wutzrock-Organisation, betont die Sprecherin. Gemäß dem Motto „Nach dem Festival ist vor dem Festival“ seien die Wutzrocker das ganze Jahr über mit der Planung befasst. „In Zeiten von Corona treffen wir uns online, derzeit im Zwei-Wochen-Rhythmus. Im Sommer, in den Wochen unmittelbar vor dem Festival, werden die Treffen nochmals intensiviert.“ Die gesamte Organisationsgruppe umfasse rund 40 Wutzrocker. „Sie treffen sich wiederum online auch in ihren kleineren Gruppen, die für bestimmte Bereiche wie Sicherheit oder Catering zuständig sind.“

Die Pandemie-Ausgabe koste auch deutlich mehr – und werde, so viel sei schon jetzt klar, deutlich weniger Geld einbringen. „Hinzu kommen gestiegene Kosten etwa für Energie und das Ausleihen eines Sicherheitszauns.“ Der Zaun umfasse knapp 600 laufende Meter. Die Organisatoren würden auf Zuschüsse der öffentlichen Hand setzen, hätten diverse Anträge gestellt, die noch bearbeitet würden.

Planungsunsicherheit erschwert die Organisation des Musikfestivals

In Absprache mit Bezirksamt, Polizei und Feuerwehr habe sich inzwischen eine mittelgroße Variante des Spektakels als die geeignete erwiesen, berichtet Sabine Vielhaben. Sie lasse sich mit der Bereitstellung von Fluchtwegen und anderen sicherheitsrelevanten Aspekten gut vereinbaren.

Die Planungsunsicherheit erschwere die Organisation des Musikfestivals enorm. „Wir arbeiten die ganze Zeit unter Stop-and-go-Bedingungen.“ So sei derzeit etwa auch nicht klar, dass spontane Abstecher auf das Gelände möglich sind, wie es bisher immer war: „Eventuell müssen die Besucher kostenlose Tickets buchen.“

Festivalbesucher dürfen nicht auf dem Gelände übernachten

Auch Übernachtungen auf dem weitläufigen Gelände wird es nicht geben: „Abends müssen alle nach Hause fahren“, sagt Sabine Vielhaben. Das Ansteckungsrisiko sei sonst zu groß. Sollte sich an dem Wochenende Corona massiv am Eichbaumsee ausbreiten, würde man das den Wutzrock-Organisatoren als Nachlässigkeit und fehlendes Verantwortungsbewusstsein ankreiden. „Es geht nicht nur darum, was dann gerade erlaubt ist. Wir wollen ja auch niemanden gefährden“, betont Sabine Vielhaben.

Auf jeden Fall braucht Wutzrock vor Ort viele helfende Hände. Wer ehrenamtlich mit anpacken möchte, etwa beim Auf- und Abbau, beim Catering im Küchenbereich oder bei der Müllentsorgung, der findet auf der Website wutzrock.de einen Kontakt-Button. Im Internet finden sich auch viele weitere Informationen zu dem legendären, unkommerziellen Festival mit antifaschistischer und antisexistischer Haltung.