Wutzrock

Familienfreundlich, aber auch mit klarer Kante

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Thomas Heyen
Christian Braubach (50) aus Lohbrügge war als pinkfarbene Wutzrock-Sau unterwegs. Viele Besucher ließen sich mit dem Spaßmacher fotografieren.

Christian Braubach (50) aus Lohbrügge war als pinkfarbene Wutzrock-Sau unterwegs. Viele Besucher ließen sich mit dem Spaßmacher fotografieren.

Foto: Thomas Heyen

Allermöhe. 15 000 Besucher feiern die 40. Ausgabe des „umsonst & draußen“-Festivals. Polizei: „Keine besonderen Vorkommnisse.“

Allermöhe.  „Wutzrock ist etwas Besonderes“, sagt Besucherin Jennifer Krämer aus Neu Wulmstorf. „Hier ist es friedlich, wird auch für Kinder viel geboten.“ Gestern spazierte die 22-Jährige mit ihrem Freund Marco Köllner (30) und dessen Sohn Jason (knapp 2) über das Gelände, das Trio genoss Pommes und Eis – und feine Musik von der Gruppe Tante Polly. Die Musiker aus St. Pauli kamen mit ihrem „Seeräuberswing“ voller Melancholie und Humor am Eichbaumsee gut an.

Am Vorabend war es besonders voll vor der großen Bühne. Die Bands I-Fire aus Bergedorf und Dritte Wahl aus Rostock bescherten den Massen erst basslastige Reggae- und Hip-Hop-Beats und dann Punkrock, der klare Kante gegen Rechtsradikale zeigt.

„Schön klein und erschwinglich“

Louis Harder (7) aus Billstedt besuchte die 40. Ausgabe des Festivals gestern mit Mutter Jasmin (26) und Onkel Alexander (22). „Wutzrock ist schön klein und auch für Familien erschwinglich. Außerdem hat es einen guten politischen Hintergrund“, sagt Alexander Harder. Wutzrock versteht sich unter anderem als antifaschistisch und unkommerziell.

Dabei gibt es auch bei Wutzrock Fanartikel wie T-Shirts und Flaschenöffner mit Sau-Aufdruck. „Die Preise sind aber sehr fair“, betont Christian Braubach (50) aus Lohbrügge. Er arbeitete im Infozelt, wo an allen drei Tagen viel Andrang herrschte und die Sachen verkauft wurden. „Der Renner sind die bunten Armbändchen für 2 Euro. Von denen haben wir rund 5000 Stück verkauft – auch ältere Ausgaben“, sagt Braubach.

100 Hilfseinsätze der Sanitäter

Alkohol und Joints bereiteten einigen Besuchern Kreislaufprobleme, andere traten versehentlich in Scherben: Die Sanitäter vom ASB Bergedorf/Rothenburgsort waren rund 100 Mal gefragt. „Ein eher ruhiges Wochenende“, sagt Sven Koops, einer der Einsatzleiter der bis zu 18 Helfer. Ein Dutzend Besucher kamen ins Krankenhaus. Vonseiten der Anwohner habe es keine Beschwerden wegen Lärm oder falsch parkenden Pkw gegeben, sagt Helmut Hoffmann (Verbraucherschutzamt).

Die Freiwilligen Feuerwehren Bergedorf und Allermöhe pumpten Wasser in Tanks, die die große Bühne beschwerten, so dass auch bei stürmischem Wind alles an seinem Platz blieb. „Die haben uns sehr tatkräftig unterstützt“, sagt Wutzrock-Helferin Sabine Vielhaben.

Weitgehend friedlich gefeiert

Die Polizei war mit bis zu 50 Einsatzkräften vor Ort. Die rund 15 000 Besucher hätten „weitgehend friedlich gefeiert“. Platzverweise, Ingewahrsamnahmen und Strafanzeigen wegen Rangeleien oder Drogenkonsums bildeten die Ausnahme. Ein 19-Jähriger aus Altona verbrachte die Nacht von Freitag auf Sonnabend mit 1,5 Promille in der Ausnüchterungszelle. Er war in eine Schlägerei verwickelt und ließ sich auch von der Polizei kaum bändigen. Er bekam eine Spuckschutzhaube aufgesetzt, bevor er abgeführt wurde.

Der Abbau von „Wutzrock-Stadt“ wird heute noch andauern. Auch das dreckige Geschirr muss noch gesäubert werden. Morgen steigt für die Wutzrock-Helfer eine Dankeschön-Party im Café Flop – „vorher gemeinsames Becherspülen“, steht auf der Infotafel.