Musik

Ex-Deichkind spielt jetzt Country

| Lesedauer: 4 Minuten
Thomas Heyen

Neungamme/Hamburg. Malte Pittner war Namensgeber der Bergedorfer Band Deichkind. Er flog raus und spielt jetzt zusammen mit Olli Dittrich.

Als Malte Pittner zum ersten Mal die aktuelle „Deichkind“-CD „Arbeit nervt!“ in den Händen hielt, beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. „Schließlich ist es das erste Album, an dem ich nicht beteiligt war“, sagt er und fügt schelmisch grinsend hinzu: „Aber sie haben es auch ohne mich gut hinbekommen.“ Der 32-jährige gehörte 1997 neben Philipp Grütering und Bartosch „Buddy“ Jeznach zu den Gründern der heute extrem erfolgreichen Band.

Malte, der die Gruppe 2006 wegen privater Streitigkeiten verlassen musste, gab dem Kind sogar seinen Namen: Er lebte damals am Neuengammer Hausdeich. Heute wohnt der Profimusiker in Eimsbüttel – spielt Country, als Gitarrist und Sänger in Olli Dittrichs Band „Texas Lightning“.

Der Ex-Rapper ersetzt seit zwei Monaten Jon Flemming Olsen, Fernsehzuschauern auch als Imbisswirt „Ingo“ aus der Serie „Dittsche“ bekannt. „Ich war bisher bei zwei Auftritten dabei, unter anderem sind wir als Vorband von Kenny Rogers in der Schweiz aufgetreten“, sagt Malte.

Vor kurzem saß ein anderer Country-Star in seiner Küche: Gunter Gabriel (67). „Seine Plattenfirma bat mich, als Gitarrist einzuspringen und mit ihm seine neuen Lieder zu proben. Wir haben auch viel über alte Zeiten geklönt.“ Auch mit „Truck Stop“ arbeitet der Country-Fan zusammen: Gemeinsam mit Philipp von „Deichkind“ schrieb und komponierte er für die singenden Cowboys das Lied „Wenn Trucker weinen“. „Truck Stop“-Geiger Lucius Reichling (62) ist wiederum in dem „Deichkind“-Lied „Da wo“ von 2002 zu hören. Malte sagt: „Mit Lucius' Tochter habe ich gerade ein weiteres Lied für ‚Truck Stop' geschrieben – ‚1000 Kilometer'.“

Maltes neues „eigenes“ Bandprojekt hat noch keinen Namen: In der Gruppe, die 70er-Jahre-Rock im Sinne von Bands wie „Doobie Brothers“ und „Chicago“ spielt, ist der Vierländer Sänger, Gitarrist und Organist. In die Tasten griff Malte auch schon beim „Deichkind“-Vorgänger „Beatlounge“. In dieser Band spielte auch „Buddy“, während Philipp bei der Gruppe „Aroma“, ebenfalls eine frühere Bergedorfer Band, rappte. Zusammen probten sie dann ab 1997 im Haus der Jugend Heckkaten als „Deichkind“.

Malte Pittner wohnt zwar in Eimsbüttel, ist aber regelmäßig in seiner alten Heimat: Sohn (12) und Tochter (10) leben in Bergedorf. „Ich kann mir auch gut vorstellen, wieder in die Vierlande zu ziehen“, sagt er.

Seine ehemalige Band ist erfolgreicher denn je: „Deichkind“ bringen bei Festivals Zehntausende Fans zum Hüpfen, die Lieder der Spaßtruppe werden von namhaften Kollegen wie Nena und Jan Delay gecovert. Am Sonntag, 13. Dezember, bittet die Gruppe, die inzwischen „Tech-Rap“ produziert, in die Sporthalle Hamburg (Krochmannstraße 55). Ob Malte neidisch auf den Erfolg seiner Ex-Weggefährten ist? „Nein. Ich freue mich, dass es für sie gut läuft. Aber das Kapitel ist abgeschlossen.“

Er habe mit „Deichkind“ eine gute Zeit erlebt, berichtet der 32-Jährige – Auftritte bei großen Festivals wie „Rock am Ring“ und die bis heute erfolgreichste Single der Band: „Bon Voyage“ machte die Bergedorfer im Sommer 2000 im gesamten deutschsprachigen Raum bekannt. Auch an der Party-Hymne „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ und anderen Liedern des dritten Albums von 2006 war das Ur-„Deichkind“ beteiligt. Als einer der Urheber verdient er weiterhin an den Rechten der Hits. Malte war auch noch dabei, als die Band das erste Mal die Müllsäcke überstreifte – inzwischen ein unverzichtbares Requisit bei ihren Shows: „Das war 2005. Wir wollten den Besuchern eines Konzertes im Hamburger Club ‚Waagenbau' etwas Besonderes bieten, da kam DJ ‚Phono' mit Müllsäcken an. Daraus haben wir Ninja-Kostüme gebastelt.“

Gegen eine Reunion hätte er nichts einzuwenden – „vielleicht im Jahr 2022 – zum 25-jährigen Bestehen der Band“, sagt er schmunzelnd.