Hamburg. Dreieinhalb Stunden Fahrt sind es mit dem Mannschaftsbus von Bergedorf bis nach Königs Wusterhausen, denn der Weg führt in einem weiten Bogen um Berlin herum. Noch nie konnten die Basketballer der TSG Bergedorf die Rückreise aus Brandenburg mit einem Erfolgserlebnis im Gepäck antreten. Bis jetzt. Denn mit einer beeindruckenden Mannschaftsleistung setzten sich die Stargazers mit 74:65 durch und haben damit im Abstiegskampf der 1. Regionalliga nun deutlich bessere Karten.
Mannschaftsfoto der TSG Bergedorf unter der Anzeigetafel
Nach Spielschluss versammelte sich das gesamte TSG-Team unter der Anzeigetafel, auf der das Endergebnis prangte, und hielt diesen Moment für die Ewigkeit fest. Es war ein historischer Triumph. Zum einen hat das TSG-Team selten so gut verteidigt wie in dieser Partie.
Vor mehr als zwei Jahren, beim 66:56 am 26. Oktober 2019 gegen Rasta Vechta II, hielten sie zuletzt bei einem Sieg einen Gegner bei so wenigen Punkten. Es war die Zeit, als Corona noch ein Fremdwort war und ein gewisser Olaf Scholz gerade die Wahl zum SPD-Vorsitz verloren hatte...
Königs Wusterhausens 2,11-Riesen gut in Schach gehalten
Zum anderen sind die „Red Dragons“ aus Königs Wusterhausen ein extrem ambitionierter Verein, gegen den man nur selten Siegchancen bekommt. „Sie haben bestimmt den dreifachen Etat von uns“, schätzt TSG-Trainer Björn Fock. Bei den Brandenburgern spielt zum Beispiel der 2,11-Meter-Riese Oliver Mackeldanz, ein Center, der sechs Jahre lang in der Bundesliga für Vechta und Jena Körbe geworfen hat. „Seine Ellenbogen sind auf dem Kopfniveau von allen anderen“, schildert Fock. „Da hatte ich schon ein bisschen Angst.“
Der TSG-Coach mischte selbst als Spieler mit und hatte gemeinsam mit seinem Bruder Lars vor allem die Aufgabe, Mackeldanz in Schach zu halten. Das gelang: Der Dragon-Center kam nur zu 15 Punkten, zudem unterliefen ihm fünf Ballverluste. Das war aber nicht nur das Verdienst der Fock-Brüder, sondern der gesamten Teamstrategie. „Wir hatten uns vorgenommen, ihn jedes Mal zu doppeln, wenn er an den Ball kommt“, verrät Coach Björn Fock. Entsprechend flink mussten die TSG-Spieler Lücken stopfen.
Viel Wurfglück in der Offensive
Zu so viel Hingabe für die Abwehrarbeit gesellte sich das nötige Wurfglück in der Offensive. 42 Prozent aller Drei-Punkt-Versuche versenkten die Stargazers – ein Spitzenwert! So setzten sie sich schon in den ersten beiden Vierteln auf 41:28 ab.
Nach der Pause kam Königs Wusterhausen zwar noch einmal auf acht Zähler (33:41) heran, doch die Bergedorfer waren an diesem Tag einfach zu gut, um die Partie noch aus der Hand zu geben.
Am Sonnabend Kellerduell gegen Cuxhaven
Allen voran glänzten einmal mehr Matej Jelovcic und Aleksandar Postic, denen zusammen fast 60 Punkte gelangen. Von ihnen ist das TSG-Spiel abhängig. Erreichen sie ihre Normalform nicht, wird es schwer. Doch auch andere haben sich enorm verbessert, zum Beispiel Bahaa Allababidi.
Der 2015 aus Syrien geflohene Shooting Guard hatte anfangs große Probleme, ist heute aber ein Leistungsträger. „Er hat einen Plus-Minus-Wert von +14, das heißt, mit ihm auf dem Feld haben wir 14 Punkte mehr gemacht als unsere Gegner. Er macht uns besser“, erläutert Björn Fock.
Am Sonnabend (18 Uhr, Walter-Rothenburg-Weg) kommt Cuxhaven zum Kellerduell nach Neuallermöhe. Ob Zuschauer zugelassen sind, steht noch nicht fest.
TSG-Punkte: Matej Jelovcic (29), Aleksandar Postic (28), Bahaa Allababidi (7), Prince Hukporti, Björn Fock (je 3), Malte Steffens, Michel Steen (je 2).
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