Bergedorf. Der Gedanke an die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August), er ist immer da. „Natürlich denkt man darüber nach“, gibt Maxine Wolters zu. Die 16-jährige Escheburgerin (SG Bille) ist Zweite der deutschen Rangliste über 200 Meter Lagen. Auf ihrer Paradestrecke wurde sie im vergangenen Jahr Siegerin bei den Europaspielen in Baku. Anschließend zog sie in die Hamburger Eliteschule des Sports am Alten Teichweg, um sich neben der Schule ganz aufs Schwimmen konzentrieren zu können.
Gutes Trainingsjahr
Nun muss sich bei den 128. deutschen Meisterschaften in Berlin (5. bis 8. Mai) zeigen, ob ihre rasante Entwicklung der vergangenen Jahre vielleicht sogar schon für eine Olympia-Teilnahme in diesem Sommer reicht. „Es gibt eine ganz, ganz kleine Chance, das zu schaffen“, bremst ihre Trainerin Petra Wolfram die Erwartungen, „der Fokus liegt aber klar auf den Olympischen Spielen von Tokio 2020.“ „Wenn alles gut läuft, ist es möglich, sich für Rio zu qualifizieren“, sieht Wolters die Dinge positiv. „Es ist der erste Höhepunkt der Saison. Ich freue mich darauf. Das Trainingsjahr ist bisher echt gut gelaufen.“
Problem Zeitplan
Doch die Sache ist vertrackt. Da wäre zum einen der Zeitplan der DM in Berlin. Wolters hat sich über vier Strecken – 50, 100 und 200 Meter Rücken sowie 200 Meter Lagen – qualifiziert und besitzt neben der Lagenstrecke vor allem über 200 Meter Rücken als Ranglisten-Fünfte realistische Chancen, das Ticket nach Rio zu lösen. Doch die 200 Meter Rücken und die 200 Meter Lagen werden am 7. Mai unmittelbar nacheinander geschwommen. Die Erholungszeit wäre viel zu kurz. Wolters ist dadurch gezwungen, eine Olympia-Chance schon vorab wegzuwerfen, um sich nicht zu verzetteln. „Sie wird definitiv nur über eine Strecke an den Start gehen“, macht Wolfram klar. Welche, das wird kurzfristig entschieden, auch wenn es wohl auf die 200 Meter Lagen hinausläuft. „Wir werden schauen, wie die Konkurrenz drauf ist“, erklärt Wolfram. Sollte es mit der Qualifikation nicht klappen, gibt es keine Möglichkeit, den Verzicht rückgängig zu machen. Der Olympia-Traum wäre ausgeträumt. Eine immense Nervenbelastung.
Wettkampfhärte gefordert
Die zweite Unwägbarkeit ist das Qualifikationssystem. Nach dem enttäuschenden Abschneiden der deutschen Schwimmer bei den Olympischen Spielen 2012 in London wurde es gründlich reformiert. Reichte es früher, im DM-Finale eine Top-Leistung zu bringen, um das Ticket zu den Spielen zu lösen, so müssen die Aktiven heutzutage mehr Wettkampfhärte beweisen. Es gibt zwei Qualifikationsnormen, eine für den Vorlauf, eine für das Finale.
Über 200 Meter Lagen müsste Maxine Wolters bei den Vorläufen (7. Mai/9 Uhr) bereits eine Weltklassezeit (2:14,12) schwimmen und im Finale (7. Mai/17 Uhr) dann ihre persönliche Bestleistung aus Baku (2:13,37) um 44 Hunderstelsekunden steigern, um die Final-Norm (2:12,91) zu erfüllen. Zudem muss sie mindestens deutsche Vize-Meisterin werden.
Vier Normen zu erfüllen
„Die Vorlauf-Norm ist wahrscheinlich der schwierigere Teil“, schätzt ihre Mutter, Marion Wolters, eine ehemalige Olympia-Schwimmerin. „Man muss sich schon ganz schön pushen, um morgens so eine Zeit rauszuhauen.“
Erfüllt Maxine Wolters beide Normen, hat sie das Olympia-Ticket aber immer noch nicht sicher, sondern muss bei einem späteren Wettkampf bis Anfang Juli noch einmal zwei abgeschwächte Normen erfüllen, um sich endgültig für Rio zu qualifizieren. Es darf also lange gezittert werden.
Ebenfalls in Berlin am Start ist Christopher Kuo (SG Bille) über 400 und 800 Meter Freistil sowie 200 Meter Schmetterling.
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