„Nur wenn ich Fußball gespielt habe, konnte ich meine Probleme vergessen“, sagt der 36-Jährige. Die Wende in seinem Leben trat im vergangenen Jahr ein. Im August heiratete Shabani seine Fatuma, die wie er aus Burundi stammt. Im November bekam er endlich einen Job im Hotel Hafen Hamburg. Und seit ein paar Wochen braucht er sich vorläufig auch keine Gedanken mehr zu machen, dass er abgeschoben werden könnte. Mit einer sogenannten „Aufenthaltsgenehmigung aus humanitären Gründen“ darf er für die nächsten 18 Monate in Deutschland bleiben. „Danach hoffentlich langfristig“, sagt sein Anwalt Carsten Chrubassik.
Rückblick: Als Shabani 1996 sein Heimatland verließ, befand sich das kleine ostafrikanische Land in einem Bürgerkrieg. Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi im benachbarten Ruanda schwappte herüber. „Ich hatte Angst um mein Leben“, sagte Shabani, der selbst Tutsi ist. Über einen Fluchthelfer gelangte er über die heutige Demokratische Republik Kongo (früher Zaire) per Flugzeug nach Deutschland. Shabani wollte arbeiten, um seiner Familie in Burundi helfen zu können. Doch daraus wurde erst mal nichts.
Über den Walddörfer SV, wo er mit dem Fußballspielen begann, kam er 1997 zum SC Norderstedt. Dort arbeitete seinerzeit Rüdiger Schwarz als Co-Trainer. Schwarz nahm Shabani später mit zu Bergedorf 85. Mit den „Elstern“ stieg er in die Oberliga auf, gewann den Hamburger Pokal. „Shabba“, wie er von Fans und Mitspielern genannt wurde, avancierte mit seiner freundlichen Art und seinen Ballkünsten zum Publikumsliebling. Die letzten Jahre hat er für den VfL Lohbrügge, der ihn zu Beginn der Saison 2009/10 noch als Co-Trainer führte, gespielt. „Ich hätte in Lohbrügge auch weitergemacht. Durch meine Arbeit habe ich aber keine Zeit mehr für Fußball“, sagt Shabani.
So schleppt er nun Koffer, bringt dreckige Wäsche zur Reinigung und ist dabei ziemlich zufrieden. „Endlich verdiene ich Geld und kann meiner Familie helfen“, sagt der 36-Jährige, der zwei-, dreimal im Monat mit seiner Mutter in Burundi telefoniert.
Eine Rückkehr kann er sich im Moment nicht vorstellen. „Die Stimmung im Land ist nicht gut. Es gibt viel Korruption“, weiß Shabani, der sich täglich im Internet über seine Heimat informiert.
Im Vergleich zu Burundi sind seine Probleme in Hamburg eher klein. Schon länger suchen Shabani und seine Frau ein größere Wohnung, am liebsten würden sie in Bergedorf bleiben. Schön wäre es auch, wenn er Arbeit in seinem gelernten Beruf als Klempner finden würde. Doch es ist auch in Deutschland nicht alles Gold, was glänzt. Beschimpfungen wegen seiner dunklen Hautfarbe sind an der Tagesordnung – auch in Bergedorf. „Wenn sich die wirtschaftliche Lage der Menschen verschlechtert, nimmt der Rassismus zu“, weiß Shabani. „Ich höre dann einfach weg.“
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