Judo

Valerie Weischedel, der stille Kämpfer

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Florian Neuhauss

Schwarzenbek/Lauenburg. Valerie Weischedel ist ein ruhiger Zeitgenosse. Der Deutsch-Kasache ist zurückhaltend und stets höflich. Wer den zweifachen Familienvater sieht, würde nie auf die Idee kommen, dass der schlanke 34-Jährige ein Kampfsportler ist.

Und noch ein sehr erfolgreicher dazu. Nach dem Titel bei den deutschen Ü-30-Meisterschaften der Judoka im Juni in Bad Homburg gewann der Lauenburger Bronze bei der Europameisterschaft in der Klasse bis 81 Kilogramm in Prag.

Es passt, dass Weischedel, der für den TSV Schwarzenbek startet, daraus keine große Sache macht. In der Büchener Papier-Fabrik, wo er als Verpackungsmitteltechniker arbeitet, weiß kaum jemand um die Triumphe, die ihr Kollege feiert. "Er ist eben keiner, der durch die Lande zieht und über seine Erfolge redet", weiß TSV-Spartenleiter Holger Ziel. "Er ist ein stiller Kämpfer."

Vor nun 14 Jahren siedelte Weischedel nach Deutschland über. Genauso lange ist er mit seiner Frau Natalia verheiratet. Das Paar hat zwei Kinder: Valerie (13) und Vlad (2).

Vor acht Jahren fing er in Schwarzenbek mit dem Judosport an. Dank intensiver Vorbereitung trumpfte er in diesem Jahr ganz groß auf. Unter der Woche stand dreimal Judo auf dem Trainingsplan. Samstags und sonntags ackerte Weischedel zusätzlich im Kraftraum oder ging Joggen. "Das war schon sehr intensiv", blickt der 34-Jährige zurück.

Für den Wettkampf in Tschechiens Hauptstadt nahm er extra zwei Tage Urlaub und fuhr mit dem Auto sieben Stunden gen Südosten. Nach drei Siegen zum Auftakt verlor der Lauenburger einzig gegen den späteren Europameister Vladimir Savronow aus Russland. Nach einem Kampf in der Hoffnungsrunde stand der Lauenburger schließlich dem Bremer Markus Utcat im Duell um den dritten Rang gegenüber und siegte.

Per Handy rief der EM-Dritte sofort seine Frau an und berichtete ihr von seinem Erfolg. Seinen Trainer Thomas Schynol informierte er erst, als er wieder in Deutschland war. Zuhause platzierte Weischedel die Medaille und die Urkunde bei den übrigen Zeugnissen seiner sportlichen Karriere im Zimmer seines Sohnes.

In vier Jahren ist Vlad selbst alt genug, um mit dem Judo beginnen zu können. "Keine Frage, es ist mein Wunsch, dass aus ihm mal ein guter Judoka wird", sagt der Papa wie aus der Pistole geschossen. Die Rolle des Familienvaters, sie passt einfach zu dem zurückhaltenden und ruhigen Deutsch-Kasachen.

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