Bergedorf. Neue Großunterkünfte für bis zu 3000 Flüchtlinge möglichst in jedem Hamburger Bezirk, und das schon bis zum Herbst: Mit diesen Aussagen in einem NDR-Interview hat Innensenator Michael Neumann (SPD) jetzt für Wirbel gesorgt. Nachdem sich die Bezirke gerade erst verpflichtet hatten, im nächsten Jahr jeweils weitere 500 bis 1000 neue Plätze zu schaffen, nun zudem beschlossen wurde, die einstige Schule Billwerder Straße zum Flüchtlingsstandort zu machen, sorgte diese weitere Meldung vielerorts für Verwunderung.
Die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi) verweist lediglich auf den Bedarf: „Absehbare Personalengpässe und die anhaltend hohen Zugangszahlen machen die Errichtung von großen Unterkünften zur Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen perspektivisch notwendig“, so Sprecher Marcel Schweitzer. Deshalb werde gegenwärtig nach sehr großen Flächen innerhalb Hamburgs für eine zentrale Erstaufnahme oder Folgeunterbringung gesucht.
Mächtig Zoff hinter den Kulissen
Nicht mitgeteilt wird jedoch, dass es hinter den Kulissen der beteiligten Behörden offenbar mächtig Ärger über den Vorstoß Neumanns gibt. Denn nach bz-Informationen gibt es bisher nicht eine einzige potenzielle Fläche dieser Größenordnung, also auch keine mögliche Umsetzung bis zum Herbst. Die Aussagen Neumanns würden sich nicht mit dem Sachstand der Arbeitsebene decken, heißt es hinter vorgehaltener Hand.
Also alles eine Luftblase? Gesucht wird dennoch nach solchen Großflächen, jedoch soll dies vor 2016 kein Thema sein. Das Argument der Behörde, solche großen Unterkünfte seien notwendig, da das Personal für viele kleine Unterbringungen fehle, ärgert den Bergedorfer Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Gladiator (CDU). „Es ist ja nicht so, als ob die Entwicklung überraschend käme“, meint er. Schon lange sei bekannt, dass der Bedarf kontinuierlich steigen werde. „Solche Riesenflächen sind nicht gut und können die Umgebung überfordern.“ Der Senat solle endlich konzeptionell arbeiten und auch konsequenter abschieben.
Wie es weitergeht, soll am Freitag in einer Sitzung der Lenkungsgruppe, zu der auch Bezirksamtsleiter Arne Dornquast gehört, besprochen werden.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Bergedorf