Hamburg. Er war ein Mann für heikle Fälle: Immer dann, wenn sich die katholische Kirche im öffentlichen Diskurs verteidigen musste, wurde der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke ins Rennen geschickt. Mal mit dem Segen der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz oder im Alleingang.
In Talkshows und Interviews stand der Theologe Rede und Antwort zu brisanten Themen wie Zölibat, Homosexualität, Ökumene und Kindesmissbrauch in der Kirche. Am Dienstag ist der Geistliche im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorben, wie das Erzbistum Hamburg mitteilte.
Weihbischof Jaschke - Das sagt der Erzbistum über den Verstorbenen
In einer ersten Würdigung nannte Erzbischof Stefan Heße den Verstorbenen einen herausragenden Priester, der sich außerordentlich um die katholische Kirche in Norddeutschland verdient gemacht habe.
„Meinungsstark, mit einer klaren Haltung und ohne Berührungsängste hat Weihbischof Jaschke der Kirche in der Öffentlichkeit ein Gesicht gegeben, und das weit über Norddeutschland hinaus“, sagte Heße. Er hob besonders Jaschkes Engagement für die Ökumene und den interreligiösen Dialog hervor.
Besonders herzliche Verbindungen pflegte Hans-Jochen Jaschke zur weltweit ersten lutherischen Bischöfin, Maria Jepsen, die jetzt im Ruhestand in Husum lebt. „Wir lassen einander nicht los und müssen an den Punkt kommen, der uns zur Einigkeit führt – dann erst ist uns die Einheit geschenkt“, sagte Hans-Jochen Jaschke einmal über das gemeinsame Ringen um ein intensiveres Miteinander der beiden großen Konfessionen.
Ein volksnaher Kirchenmann auf öffentlichem Parkett
Jaschke war kein Klerikaler, der als damaliger Bischofsvikar für Hamburg und Schleswig-Holstein der Insignien kirchlicher Macht bedurft hätte. Sein Kommunikationsstil lebte vom Du, vom wachen, offenen Blick auf das Gegenüber. Er bewegte sich mit Bravour auf öffentlichem Parkett und trat volksnah und dialogisch auf.
Ein enges Vertrauensverhältnis verband ihn mit dem langjährigen Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, Kai Diekmann. In einem Abendblatt-Interview sagte er über ihn: „Er ist ein Glücksfall für die Kirche. Bischof Jaschke lässt sich in kein Schema pressen. Ich kenne kaum einen Amtsträger der katholischen Kirche in Deutschland, der so glasklar formuliert.“ Jaschke habe dazu beigetragen, dass die Katholiken in der Diaspora Hamburg selbstbewusster geworden seien.
Jaschke promovierte beim späteren Papst Benedikt XVI.
Jaschke wurde 1941 im oberschlesischen Beuthen geboren und wuchs in Bückeburg auf. Nach dem Theologiestudium in Frankfurt am Main und Münster wurde er 1967 in Osnabrück zum Priester geweiht und arbeitete danach als Seelsorger in Bremen.
Ein Promotionsstudium bei Professor Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., in Regensburg schloss er 1974 mit einer Arbeit über den Kirchenvater Irenäus von Lyon ab. Anschließend leitete er bis 1983 das Niels-Stensen-Kolleg, das Studienhaus des Bistums Osnabrück in Münster, und war danach Pfarrer in Quakenbrück.
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1989 empfing er in Osnabrück die Bischofsweihe und war im Anschluss Weihbischof des Bistums Osnabrück in Hamburg und Schleswig-Holstein. 1995 wurde er Weihbischof im neuerrichteten Erzbistum Hamburg. 2016 wurde er emeritiert.
Was der Weihbischof nach dem Tod erhofft
Die Fragen von Leben und Tod beschäftigten den katholischen Geistlichen Zeit seines Lebens. „Der Tod ist der Eintritt des Menschen in Gottes Geborgenheit“, sagte Weihbischof Jaschke einmal in einem Interview.
„Wir treten nach unserem Tod vor Jesus Christus, vor sein Gericht und erkennen, was gut und nicht gut war in unserem Leben. Und als Christen trauen wir darauf, dass er es gutmachen wird.“
Diese Hoffnung gründe sich auf das Wort Jesu am Kreuz an einen Kriminellen, der ebenfalls gekreuzigt wurde: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
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