Hamburg. Grote warnt vor antirussischer Stimmung in Hamburg +++ Schröder gibt Ehrenbürgerwürde zurück +++ Vermieter stellen 1000 Wohnungen.

Die russischen Angriffe im Krieg gegen die Ukraine dauern mit unverminderter Härte an: Aus der umkämpften Stadt Mariupol melden die dortigen Behörden bis zu 2300 tote Zivilisten, russische Truppen belagern auch weiter die Hauptstadt Kiew.

Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert: Hier geht es zu den aktuellen Reaktionen aus Hamburg und dem Norden auf den Ukraine-Krieg.

In Hamburg kommen derzeit täglich Hunderte Geflüchtete aus dem umkämpften Land an, die hier nach Schutz suchen. Zu den indirekten Folgen des Kriegs gehören auch die drastisch gestiegenen Energiepreise, akut besonders auffällig bei Diesel und Benzin. Die Rekordpreise sorgen für gute Geschäfte bei grenznahen dänischen Tankstellen.

Die Reaktionen auf den Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle:

Flüchtlingskosten: Kieler Landtag berät über Nachtragshaushalt

Die Landesregierung in Kiel hat für 2022 einen Nachtragshaushalt auf den Weg gebracht, um die Kosten für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu bewältigen. Mit dem Entwurf werde der Landtag gebeten, die Grundlage für eine flexible Mittelumschichtung zu schaffen, um Aufnahme, Betreuung, Versorgung und Integration der Schutzsuchenden leisten zu können, erläuterte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) am Dienstag. Zudem werde die Landesregierung ermächtigt, an Schulen neue Stellen zu schaffen.

In einem ersten Schritt könnten zehn Millionen Euro aus den für Zinsen geplanten Ausgaben umgeschichtet werden, sagte Heinold. „Noch ist nicht absehbar, welche Kosten auf das Land zukommen.“ Deshalb sei offen, wie weit die Umschichtung reichen wird. „Klar ist aber, dass die humanitäre Hilfe nicht am Geld scheitern darf.“

Das Land wolle Kindern und Jugendlichen schnell die Möglichkeit geben, Kitas und Schulen zu besuchen, sagte Heinold. Dafür seien Lehr- und Betreuungskräfte sowie psychologische Hilfe nötig. „Mit dem Nachtragshaushalt legen wir die Grundlage dafür, dass die notwendigen Stellen geschaffen und Mittel bereitgestellt werden können.“

Superbenzin in Hamburg am teuersten

Für gewöhnlich sind Autofahrer in Hamburg beim Tanken etwas besser gestellt als in den meisten anderen Bundesländern. In der Rangliste der Bundesländer mit den günstigsten Benzinpreisen nimmt die Hansestadt bislang regelmäßig einen der vorderen Plätze ein. Doch ausgerechnet jetzt hat sich das grundlegend geändert. Laut einer aktuellen Auswertung des ADAC kostet Superbenzin derzeit in Hamburg am meisten, Diesel in Thüringen, teilte der ADAC am Dienstag mit. Der Preisunterschied zum jeweils günstigsten Bundesland beträgt demnach bis zu 5,2 Cent pro Liter

In Hamburg kostet ein Liter Super E10 aktuell 2,210 Euro pro Liter, wie die ADAC-Auswertung ergab. Nur unwesentlich günstiger ist E10 demnach in Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt mit 2,208 Euro je Liter. In Sachsen dagegen sei das Tanken um 5,2 Cent günstiger; dort kostet ein Liter E10 aktuell 2,158 Euro.

Beim Diesel ist aktuell Thüringen das teuerste Bundesland mit 2,311 Euro pro Liter, wie der ADAC weiter mitteilte. Zweitteuerstes Bundesland ist demnach Sachsen-Anhalt mit 2,306 Euro vor Brandenburg mit 2,305 Euro je Liter. Vergleichsweise günstig tanken Autofahrer demnach in Rheinland-Pfalz, wo ein Liter Diesel derzeit 2,266 Euro kostet. Auch Hamburg gehört bei Diesel mit einem Literpreis von 2,280 Euro zu den günstigsten Ländern.

Vermieter im Norden stellen Geflüchteten 1000 Wohnungen bereit

Angesichts der hohen Zahlen ankommender Flüchtlinge aus der Ukraine stellen soziale Vermieter in Norddeutschland vermehrt Wohnungen für Betroffene bereit. "Die sozialen Vermieter stellen in diesen Tagen unter Beweis, dass sie ihren Auftrag, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ernst nehmen. Wir schaffen in der Not Platz und bringen unter", teilte Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), mit.

"In Norddeutschland können die im VNW organisierten Wohnungsgenossenschaften und – gesellschaften kurzfristig mehr als 1000 Wohnungen für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung stellen", sagte er. Das habe eine Umfrage im VNW ergeben. "Darunter sind Gästewohnungen, die eigentlich für Urlauber vorgehalten werden. Zudem besteht bei einigen Unternehmen die Möglichkeit, kurzfristig weitere Wohnungen zu sanieren, sofern Handwerker vorhanden sind", sagte Breitner.

VNW-Direktor Andreas Breitner begrüßt die Wohnungsangebote sozialer Vermieter für Geflüchtete aus der Ukraine.
VNW-Direktor Andreas Breitner begrüßt die Wohnungsangebote sozialer Vermieter für Geflüchtete aus der Ukraine. © Roland Magunia

Schon in den vergangenen Tagen hätten sich vermehrt Menschen, die Flüchtlingen aus der Ukraine helfen wollen, direkt an VNW-Unternehmen gewandt. Sofern das entsprechende Wohnungsunternehmen Wohnraum zur Verfügung stellen könne, wolle man unbürokratisch helfen. "Die Baugenossenschaft Mittelholstein (bgm) funktionierte beispielsweise Gemeinschaftsräume in Wohnraum für eine aus der Ukraine geflohene Familie um", so Breitner.

Allerdings seien es vor allem Wohnungsunternehmen im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns, die derartige Angebote machten. Viele Flüchtlinge ziehe es aber in Städte wie Hamburg, Kiel oder Rostock. Dort ist der Wohnungsmarkt bereits angespannt. Eine gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge sei zwingend notwendig.

Geflüchtete und Hamburger arbeiten zusammen in der Kleiderkammer

Ukrainische Flüchtlinge und Hamburger arbeiten seit Dienstag zusammen in der Kleiderkammer in Rissen. Das Besondere an diesem Projekt sei, dass ukrainische Kriegsvertriebene und Hamburger Freiwillige gemeinsam die Kleiderkammer befüllen, ordnen und die Geflüchteten dabei passende Kleidungsstücke unter den zahlreichen Spenden finden können, teilte der Ortsverband Hamburg-Mitte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) mit. „Dabei werden sie auch gleich durch Hamburger:innen willkommen geheißen und so schnell in die Stadt integriert.“ Bei der Arbeit könnten sie zudem die ersten Worte Deutsch lernen und Kontakte knüpfen.

Schröder gibt Ehrenbürgerwürde von Hannover zurück

Gerhard Schröder verzichtet unwiderruflich auf die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover. Dies teilt der Altkanzler in dem Online-Netzwerk linkedin mit, wo er am Dienstag einen Brief an Oberbürgermeister Belit Onay veröffentlicht hat.

Gerhard Schröder verzichtet auf die Ehrenbürgerschaft  der Stadt Hannover.
Gerhard Schröder verzichtet auf die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hannover. © picture alliance/dpa

Anfang März hatte der Verwaltungsausschuss der Landeshauptstadt von Niedersachsen beschlossen, dass die Stadtverwaltung ein Verfahren zur Aufhebung der Ehrenbürgerschaft von Bundeskanzler Gerhard Schröder bei der Landeshauptstadt Hannover einleiten soll. Diesem Verfahren ist nun Schröder zuvorgekommen.

Onay sagt noch vor anderthalb Wochen: "Ich bedauere, dass sich Gerhard Schröder nicht in der Lage sieht, die notwendigen Konsequenzen aus Putins Angriffskrieg zu ziehen." Schröder war von 1990 bis 1998 Ministerpräsident von Niedersachsen und von Oktober 1998 bis November 2005 der Bundeskanzler.

Flüchtlinge übernachten vor Registrierungsstelle

In der Nacht hat „eine größere Anzahl“ von Flüchtlingen vor der Registrierungsstelle im Amt für Migration an der Hammer Straße übernachtet. Dies teilte Innensenator Andy Grote bei einer Pressekonferenz am Dienstag mit. Trotz der Aufforderung durch Mitarbeiter des Amtes und die Polizei, am nächsten Tag wiederzukommen, seien sie geblieben, um am nächsten Morgen die ersten in der Schlange zu sein.

Seit Tagen kommt es an den Registrierungsstellen in Wandsbek und Rahlstedt zu langen Warteschlangen. Erst mit einer Registrierung könnten Flüchtlinge beispielsweise zu einem Arzt gehen oder eine Arbeitserlaubnis bekommen.

Übergriffe in Hamburg: Grote warnt vor antirussischer Stimmung

In Hamburg ist es laut Innensenator Grote zu mehreren Übergriffen auf russischstämmige Menschen gekommen. Andy Grote (SPD) spricht dabei von diversen Körperverletzungen am vergangen Wochenende. "Wir alle müssen jetzt sehr darauf achten, dass wir hier keine antirussische Stimmung bekommen." Die Russen in Hamburg würden derzeit auch unter Putins Krieg leiden. Auch sie wollten in einer friedlichen Stadt leben.

Bis zu 15.000 Flüchtlinge suchen Schutz in Hamburg

In Hamburg kommen täglich mehr Flüchtlinge aus der Ukraine an, als registriert werden können. Laut Innensenator Andy Grote sind gestern wieder 860 Menschen in die Hansestadt angekommen. Registriert wurden rund 680 Menschen. Der SPD-Politiker schätzt, dass bislang 12.000 bis 15.000 Schutzsuchende in Hamburg angekommen sind. Registriert seien bislang 5800. "Unser Ziel ist es, die Zahl der Registrierung pro Tag weiter zu erhöhen", sagt Grote.

Hamburgs Innensentor Andy Grote (SPD).
Hamburgs Innensentor Andy Grote (SPD). © dpa/Daniel Bockwoldt

Denn viele Menschen müssten täglich stundenlang vor den Behörden ausharren und würden letztlich doch ohne Registrierung weggeschickt. "Wir tun, was wir tun können, um die Wartezeit erträglicher zu machen. Es gibt Essen und Trinken von THW, einen Impf- oder Wärmebus."

Menschen mit Behinderung, Mütter mit kleinen Kindern und ältere Menschen würden vorrangig bearbeitet. "Die lassen wir nicht stundenlang in der Schlange stehen", sagt Grote.

Um die Wartezeit zu verkürzen, soll noch zum Wochenende ein Online-Terminvergabesystem starten. "Wenn alles gut läuft, könnten morgen oder Donnerstag die ersten Termine freigeschaltet werden", so Grote, der erklärt, dass aus der ukrainischen Community ein solches Angebot erwartet werde.

Free Now unterstützt Flüchtlinge aus der Ukraine und Helfer

Das Hamburger Unternehmen Free Now sammelt über seine App Spenden für die Opfer des Kriegs in der Ukraine. “Round-up for Ukraine” hast die Aktion, bei der Nutzer, die beispielsweise ein Taxi oder einen Mietwagen über die Free-Now-App buchen, den Preis aufrunden können. Zudem verdoppelt der App-Anbieter für die Dauer von zunächst drei Monaten die monatlichen Spenden bis zu einer Höhe von 100.000 Euro. Die Spenden gehen an das Internationale Rote Kreuz (ICRC).

Ferner unterstützt Free Now ehrenamtliche Helfer und Flüchtende aus der Ukraine mit Freifahrten in deutschen Städten. Fahrten zwischen Bahnhöfen und Aufnahmezentren sind beispielsweise kostenlos. Bislang gibt es dieses Angebot nur in Berlin.

Einrichtungen aus anderen deutschen Städten können sich unter ukraine@free-now.com ebenfalls an Free Now wenden, um eine vergleichbare Unterstützung vor Ort zu erhalten.

Spionagegefahr? Webcams an Autobahnen abgeschaltet

Live-Bilder von Webcams an deutschen Autobahnen sind derzeit im Internet nicht mehr aufrufbar. Grund ist der Krieg in der Ukraine. Wie das Bundesverkehrsministerium am Sonntag auf Anfrage mitteilte, stehen die Verkehrskameras der Autobahn GmbH des Bundes „aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen in Europa“ derzeit nicht zur Verfügung.

Offenbar sollen so beispielsweise Truppenbewegungen in Richtung der Natogrenzen verschleiert werden. In Hamburg sind unter anderem Verkehrskameras an der A7, kurz vor dem Elbtunnel, an der A1 am Autobahnkreuz Ost oder an der A24, die nach Berlin und weiter nach Polen führt, angebracht. Laut Verkehrsleitzentrale sind auch dort die Bilder nicht mehr im Internet sichtbar. Ferner handelt es sich dabei um Webcams, die Bilder live übertragen, aber keine Bilder aufzeichnen.

Eine Webcam an der A3 in Nordrhein-Westfalen. Bilder aus dieser Webcam sowie allen anderen Kameras an deutschen Autobahnen sind im Internet nicht mehr aufrufbar.
Eine Webcam an der A3 in Nordrhein-Westfalen. Bilder aus dieser Webcam sowie allen anderen Kameras an deutschen Autobahnen sind im Internet nicht mehr aufrufbar. © Rupert Oberhäuser

Zuvor hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ über die Abschaltung der Webcams auf der Internetseite der Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen (VMZ) berichtet. Die VMZ bestätigte demnach, dass der Krieg in der Ukraine der Hintergrund dafür sei. „Auch der Straßenverkehr in Niedersachsen ist von den Auswirkungen des Konflikts betroffen“, wurde ein Sprecher zitiert.

Bereits Anfang März hatte der SWR unter Berufung auf einen Sprecher des baden-württembergischen Verkehrsministeriums geschrieben, die Kameras seien nicht abgeschaltet worden, man veröffentliche nur keine Bilder mehr im Internet. Man komme damit einer Bitte des Bundesverkehrsministeriums nach. „Es gibt vermehrt Aktivitäten von sicherheitspolitisch relevanten Akteuren im Straßenraum“, sagte der Sprecher des Ministeriums in Stuttgart demnach wörtlich.

Geflüchtete in Hamburg: die aktuelle Situation

Die Stadt Hamburg hat in den knapp drei Wochen seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sowohl bestehende Unterkünfte für Geflüchtete ausgebaut als auch neue geschaffen. Zusätzlich werden auch Hoteliers herangezogen, die Schutzsuchende aufnehmen. Noch sind die Notunterkünfte wie in den Messehallen und an der Schnackenburgallee nicht ausgelastet – doch schon jetzt laufen die Planungen für eine längerfristige Unterbringung der Menschen aus der Ukraine, oftmals Frauen mit Kindern.

Wie Hamburg auf die steigende Zahl der Schutzsuchenden reagiert:

Udo Lindenberg sammelt Geld für Ukraine-Hilfe

Auch Udo Lindenberg engagiert sich für die Ukraine: Der Hamburger Musiker hat zwei T-Shirts mit dem Titel seines Songs "Wozu sind Kriege da" – den er bereits vor mehr 40 Jahren geschrieben hatte – aufgelegt, deren Erlös teilweise an Unicef gespendet wird. Zehn Euro pro T-Shirt sollen den Zentren der Organisation zugute kommen, in denen Familien und alleinreisende Kinder betreut werden.

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Psychiater befürchtet steigende Zahl von Angststörungen

Erst die Corona-Pandemie, jetzt auch noch der Ukraine-Krieg - damit dürften Ängste der Menschen nach Expertenmeinung weiter zunehmen. Vor allem die Corona-Pandemie sei in dieser Hinsicht gut erforscht worden, demnach träten in allen Altersstufen Angstsymptome und Angststörungen häufiger auf, sagte Kai Kahl, Psychiatrieprofessor an der Medizinischen Hochschule Hannover, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). „Ein Krieg wie jetzt in der Ukraine lässt niemanden unberührt und kommt - wenn wir von Ängsten sprechen - nun noch erschwerend hinzu.“

Kahl erklärte: „Beispielsweise erleben wir bei unserer Kriegsgeneration, den Überlebenden des Zweiten Weltkriegs, eine zum Teil intensive Zunahme von erneuter Erinnerung an das alte Kriegsgeschehen. Manchmal kommt es zum Ausbruch von richtiggehenden Panikattacken.“ Auch die Menschen, die aufgrund von Kriegen hier Aufnahme gefunden hätten, seien eine sehr verletzliche Gruppe, bei der Ängste und Angststörungen eher auftreten. „Ich erwarte, dass auch in dieser Gruppe von Menschen die gegenwärtige Lage zu einer Verschlimmerung der Symptome führt“, sagte er.

Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, kommen in Deutschland an.
Menschen, die aus dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, kommen in Deutschland an. © dpa | Moritz Frankenberg

Seit zwei Jahren sei eine Zunahme von Ängsten auffallend, beginnend mit der Corona-Pandemie und den Maßnahmen zu ihrer Eindämmung, sagte Kahl. „Das Abgeschnittensein von Verwandten und Bekannten löst Ängste aus. Wir sehen das an Menschen, die in dieser Situation lange im Krankenhaus liegen. Sie befinden sich durch ihre Krankheit in einer unsicheren Lage, brauchen eigentlich Trost und Zuspruch.“ Das gehe nicht spurlos an Menschen vorbei. „Kranke und vorbelastete Menschen haben es auch während der Pandemie schon schwerer gehabt, der Ukraine-Konflikt ist für manche der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.“ Hilfe, Unterstützung und Zuspruch benötigten besonders die geflüchteten Menschen aus der Ukraine, Frauen mit ihren Kindern, die ihre Ehemänner in der Ukraine lassen mussten, aber auch die geflüchteten Großeltern: „Sie brauchen einen warmen, wohlwollenden Empfang, Hilfe bei Behördengängen und Kontaktmöglichkeiten in ihre Heimat.“

Tanktourismus: Norddeutsche kaufen Benzin in Dänemark

Schlangen an der Tankstelle: Viele Menschen im deutsch-dänischen Grenzgebiet fahren derzeit angesichts der hohen Spritpreise in Deutschland zum Tanken zum nördlichen Nachbarn. „Hier ist es wesentlich günstiger“, sagt der Flensburger Guido Matt. Er steht mit seinem Pick-up an einer Tankstelle wenige hundert Meter hinter dem Grenzübergang Kupfermühle/Kruså. Matt ist extra zum Tanken nach Dänemark gekommen. Knapp 50 Cent pro Liter spare er hier. „Mein Wagen braucht so 10,8 auf 100 (Kilometer). Da lohnt sich das schon.“ 100 Liter fasst der Tank seines Wagens. „Bei der Menge macht das schon einen erheblichen Unterschied.“ Seine Frau habe ihm gesagt, er solle nach Dänemark zum Tanken fahren. Sie sei am Sonntag schon da gewesen.

Deutsche Autofahrer stehen in der Schlange, um an einer dänischen Tankstelle günstigen Sprit zu bekommen.
Deutsche Autofahrer stehen in der Schlange, um an einer dänischen Tankstelle günstigen Sprit zu bekommen. © dpa | Frank Molter

Rund 14 Kronen kostet der Liter Diesel beispielsweise am Montagmittag an den Tankstellen in der Nähe des Grenzübergangs. Das sind umgerechnet etwa 1,88 Euro. Vor ein paar Wochen lagen die Preise in Deutschland auf ähnlichem Niveau. Die Fahrt über die Grenze hätte sich nicht gelohnt. Zurzeit liegen die Spritpreise in Deutschland auf Rekordniveau, nachdem sie in den ersten beiden Wochen des Ukraine-Krieges in die Höhe schossen. Diesel hat sich seit Kriegsbeginn um gut 64 Cent verteuert, Super E10 um fast 45 Cent.

An einer Tankstelle im Norden Flensburgs, wenige Kilometer von Kruså entfernt liegt der Dieselpreis am Montagmittag bei 2,299 Euro. Es ist wenig los. An der Tankstelle hinter der Grenze in Kruså geben sich die Autofahrer die Zapfpistole quasi von Hand zu Hand. Zu sehen sind nur deutsche Kennzeichen. Ein ähnliches Bild bietet sich bei einer Station ein paar Kilometer weiter. Auch den Grenzübergang passieren zu dieser für Pendler eigentlich eher unüblichen Zeit am Mittag fast nur Wagen mit deutschen Nummernschildern. Auch in den Tagen zuvor bot sich ein ähnliches Bild. Auch Holger Sohrweide aus Flensburg ist zum ersten Mal zum Tanken über die Grenze gefahren. „Ich versuche heute mein Glück hier“, sagt er. Normalerweise lohne es sich nicht, über die Grenze zum Tanken zu fahren. „Aber im Moment ist das absolut Thema in Flensburg.“

Hohe Energiepreise: Wie die Regierung jetzt helfen will

LNG-Terminal Wilhelmshaven soll schon 2023 in Betrieb gehen

Der Import von Flüssigerdgas (LNG) über ein geplantes Importterminal in Wilhelmshaven könnte laut Niedersachsens Energieminister Olaf Lies noch vor dem Winter 2023 gelingen. Das sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen der Taskforce „LNG Wilhelmshaven“ bestehend aus 30 Vertretern von Behörden und der Hafenwirtschaft am Montag in der Stadt. Bislang gebe es drei Projekte von Unternehmen, die den Import über Terminals in der Stadt organisieren wollen. „Wenn wir sie alle drei umsetzen würden, würden wir wirklich auf eine nennenswerte Leistungsfähigkeit kommen. Wir könnten damit die Hälfte des importierten russischen Gases über die Küste Wilhelmshavens importieren“, sagte Lies. Insgesamt gehe es um 25 Milliarden Kubikmeter.

Hinsichtlich des Terminals müsse nun geschaut werden, wie und in welche Reihenfolge die drei Projekte umgesetzt werden können. Laut Lies solle eine Entscheidung dazu noch im März getroffen werden, um das anvisierte Ziel, den Import von LNG bis 2023, zu erreichen.

Geplant ist nach Angaben des Ministers, in einem ersten Schritt zügig eine schwimmende Anlande- und Speicherplattform zu schaffen, eine sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU). Dort soll das flüssige LNG mit Tankern angelandet und zwischengelagert werden. Ein solcher Speicher verfügt laut dem Energieministerium in Hannover über die Kapazität von 9 bis 10 Milliarden Kubikmeter. Weitere Terminal-Projekte sollen danach bis 2026 folgen.

EU setzt Roman Abramowitsch auf die Sanktionsliste

Nach Großbritannien verhängt nun auch die Europäische Union Sanktionen gegen den russischen Multimilliardär Roman Abramowitsch. Die in der EU vorhandenen Vermögenswerte des bisherigen Eigentümers des britischen Fußballclubs FC Chelsea müssen damit eingefroren werden, er wird zudem nicht mehr in die EU einreisen dürfen. Das bestätigten mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur am Montagabend nach einer Sitzung der ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel. Diese brachten demnach das notwendige schriftliche Verfahren für den Sanktionsbeschluss auf den Weg. Die Strafmaßnahmen sollen bereits an diesem Dienstag in Kraft treten.

Das Vermögen des Russen Roman Abramowitsch wird auf 7,2 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Das Vermögen des Russen Roman Abramowitsch wird auf 7,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. © dpa

Das Vermögen von Abramowitsch wurde vom US-Magazin „Forbes“ auf zuletzt 7,2 Milliarden US-Dollar (etwa 6,6 Mrd. Euro) geschätzt. Neben dem Champions-League-Sieger FC Chelsea besitzt der 55-Jährige demnach auch eine der größten Luxus-Jachten der Welt. Die rund 163 Meter lange „Eclipse“ wurde von der Hamburger Werft Blohm + Voss gebaut und 2010 in Dienst gestellt.

Luxus-Yacht "Eclipse" läuft in Hamburger Hafen ein

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    Großbritannien hatte im Zusammenhang mit der Invasion Russlands in die Ukraine bereits in der vergangenen Woche Sanktionen gegen Abramowitsch verhängt. Diese haben auch schwere Auswirkungen auf den FC Chelsea. So darf der Fußballverein vorerst keine Spielertransfers mehr tätigen und keine Eintrittskarten für Spiele mehr verkaufen. Auch das Budget für Auswärtsreisen ist stark beschränkt. Die Maßnahmen werden vermutlich so lange gelten, bis Abramowitsch den FC Chelsea verkauft hat. Der Russe hatte diesen Schritt bereits vor der Verhängung der Sanktionen gegen ihn angekündigt.

    Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag