Hamburg. Hamburger feiern wieder in Clubs – und spenden für Ukraine +++ Schleswig-Holsteiner demonstrieren für Frieden in der Ukraine +++

Der russische Krieg gegen die Ukraine geht auch am Sonntag mit heftigen Angriffen weiter. Besonders dramatisch ist die Lage derzeit in den Städten wie Kiew, Charkiw und Mariupol. Der Westen ist erschüttert, und die Proteste gegen Putins Eroberungswahn lassen nicht ab: Bei einer Friedensdemo in Hamburg sind am Sonnabend rund 30.000 Menschen auf die Straßen gegangen und haben lautstark ihre Solidarität ausgedrückt.

Unterdessen laufen in den Hamburger Messehallen die Vorbereitungen für die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine. Die Reaktionen zum Krieg gegen die Ukraine aus Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik dokumentiert das Abendblatt an dieser Stelle.

Schleswig-Holsteiner demonstrieren für Frieden in der Ukraine

Auch in Schleswig-Holstein haben am Wochenende an verschiedenen Orten Hunderte Menschen für Frieden in der Ukraine demonstriert. In Elmshorn versammelten sich vorläufigen Zahlen der Polizei zufolge am Sonntag bis zu 1500 Menschen, auf der Hochseeinsel Helgoland setzten etwa 200 Demonstranten ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine. Außerdem gab es unter anderem in Pinneberg, Kiel, Neumünster und Laboe am Wochenende Demonstrationen und Mahnwachen.

Am Sonntagabend wollten in Lübeck Greenpeace-Ehrenamtliche ein leuchtendes Zeichen gegen den Angriffskrieg der russischen Regierung und für eine friedliche Lösung des Konfliktes setzen. Es sollten Hunderte Kerzen in Form eines Peace-Zeichens aufgestellt werden.

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Kappeln an der Schlei leuchtet in Blau-Gelb

Die kleine Stadt Kappeln an der Schlei hat am Sonnabendabend ihre Solidarität mit der Ukraine auf besondere Weise ausgedrückt. Der ganze Hafen leuchtete in den Farben Blau und Gelb. Rund 1000 Leute kamen dazu in der Dunkelheit zusammen, um der Menschen zu gedenken, viele von ihnen mit einer Kerze oder Laterne in der Hand.

Kappeln zeigt Solidarität mit der Ukraine: Am Sonnabend leuchtete der Hafen in den Farben Blau und Gelb.
Kappeln zeigt Solidarität mit der Ukraine: Am Sonnabend leuchtete der Hafen in den Farben Blau und Gelb. © © Michael Holzem Photographie, Arnis | www.michaelholzem.com

Sie waren damit dem Aufruf der Freiwilligen Feuerwehr Mehlby gefolgt, die die Aktion initiiert hatte. „Zeigen Sie Solidarität und verwandeln sie den Hafen gemeinsam mit den Feuerwehren und der Kirchengemeinde der Stadt Kappeln in ein Lichtermeer“, hieß es in dem Aufruf. Selbst auf einem Fischkutter leuchtete das Peace-Zeichen. Bei einer Stadt mit gerade einmal knapp 10.000 Einwohnern ein starkes Signal.

1500 Kriegsflüchtlinge am Wochenende in Hamburg angekommen

Hunderte Flüchtlinge aus der Ukraine haben am Wochenende Hamburg erreicht. Am Freitag und Sonnabend seien jeweils rund 700 bis 750 Geflüchtete am Ankunftszentrum in Rahlstedt angekommen, sagte ein Sprecher der Innenbehörde am Sonntag. Auch am Sonntag wurde demnach mit mehreren Hundert Ankommenden gerechnet.

Hamburg: Zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine standen in einer Schlange zur Registrierung am Ankunftszentrum Rahlstedt.
Hamburg: Zahlreiche Geflüchtete aus der Ukraine standen in einer Schlange zur Registrierung am Ankunftszentrum Rahlstedt. © Jonas Walzberg/dpa

Da das Ankunftszentrum sehr voll ist, bittet die Stadt Schutzsuchende, die privat unterkommen können und nicht durch die Behörden untergebracht werden müssen, sich erst in den kommenden Tagen wegen ihrer Anmeldung an das Zentrum zu wenden. „Es gibt dadurch keine Nachteile“, schreibt die Stadt auf ihren Internetseiten.

Von Sonntagabend an sollen auch Teile der Hamburger Messehallen für einen Übergangszeitraum von sechs Wochen zur Versorgung von Geflüchteten aus der Ukraine bereit. Sie sollen nach Angaben der Behörde nicht dauerhaft in den Messehallen untergebracht werden, sondern von dort schnellstmöglich auf weitere Standorte in der Stadt verteilt werden.

Hamburger feiern wieder in Clubs – und spenden für Ukraine

Viele Menschen haben am Wochenende das Wiedereröffnen der Clubs und Diskotheken in Hamburg gefeiert. Vor vielen Clubs hätten sich lange Schlangen gebildet, sagte der Geschäftsführer des Hamburger Clubkombinats, Thore Debor. „Gerade an der Sternbrücke war es sehr voll.“ Von anderen Orten habe er aber auch Berichte gehört, dass es nicht ganz so voll gewesen sei.

In Hamburg  darf seit dem Wochenende wieder ohne Maske getanzt werden. Die Sehnsucht nach Zerstreuung traf jedoch auch auf eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine.
In Hamburg darf seit dem Wochenende wieder ohne Maske getanzt werden. Die Sehnsucht nach Zerstreuung traf jedoch auch auf eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine. © Jonas Walzberg/dpa

Insgesamt habe eine gute, ausgelassene Stimmung geherrscht, sagte Debor. „Es war durchaus ein befreiender Moment.“ Aber es gebe auch Berichte, nach denen es zunächst Unsicherheiten der Menschen beim Tanzen gegeben habe. Die Sehnsucht nach Zerstreuung sei auf eine große Welle der Solidarität mit der Ukraine getroffen. Es habe in den Clubs vielfältige Spendensammlungen für die verschiedensten Aktionen, Initiativen und Hilfsorganisationen gegeben. Zugleich habe er mitbekommen, dass im Hintergrund nun auch Vorbereitungen für eigene Konvois von Hilfslieferungen und auf dem Rückweg von Fluchthilfe liefen. „Da ist in den nächsten Tagen und Wochen noch vermehrtes Engagement zu verzeichnen.“

Immer mehr Kriegsflüchtlinge kommen in Hamburg

In Hamburg treffen immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine ein. Auch noch spät am Sonnabend kamen Menschen mit dem Zug und mit Bussen am Hauptbahnhof an – darunter auch Kinder. Auf einige Kriegsflüchtlinge warteten schon Angehörige und Freunde. Für die anderen stand ein Sonderbus des HVV bereit, der sie zur Unterkunft im Bargkoppelweg brachte.

Schon zuvor hatte die Stadt auf ihrer Informationsseite zur Ukraine darauf hingewiesen, dass es am Ankunftszentrum zu langen Wartezeiten komme. Deswegen sollten "Schutzsuchende, die privat unterkommen und nicht durch Behörden untergebracht werden müssen" sich erst in den kommenden Tagen im Ankunftszentrum anmelden.

Messehallen: Vorbereitungen für Kriegsflüchtlinge gestartet

Ab Montag sollen bis zu 950 Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet Ukraine in den Hamburger Messehallen zeitweise Unterkunft finden: Die Vorbereitungen dafür haben am Sonnabend begonnen. Kräfte des Roten Kreuzes, das das Übergangsquartier betreibt, trafen am Abend an den Messehallen ein und begannen mit dem Aufbau. Auch die Hamburger Feuerwehr unterstützte.

Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes beginnen mit dem Aufbau der Geflüchtetenunterkunft in den Hamburger Messehallen.
Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes beginnen mit dem Aufbau der Geflüchtetenunterkunft in den Hamburger Messehallen. © TV Newskontor

Die Brücke der Messehallen leuchtete am Sonnabendabend in den Nationalfarben der Ukraine.

In den Hamburger Messehallen hat die Vorbereitung für die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine begonnen.  Die Brücke der Messehallen leuchtete dabei in den Nationalfarben der Ukraine.
In den Hamburger Messehallen hat die Vorbereitung für die Aufnahme Geflüchteter aus der Ukraine begonnen. Die Brücke der Messehallen leuchtete dabei in den Nationalfarben der Ukraine. © TV News Kontor

Tschentscher: "Hamburg steht fest an der Seite der Ukraine"

Auch Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat an der Friedensdemo am Sonnabend teilgenommen. Er bilanzierte den Umzug mit rund 30.000 Teilnehmern via Twitter, dieser sei "ein starkes Zeichen für die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine". Tschentscher, der zusammen mit der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka an der Demonstration teilnahm, versicherte dem von Russland angegriffenen Land und seinen Bürgern: "Hamburg steht fest an der Seite der Ukraine."

Tausende Demonstranten auf dem Hamburger Jungfernstieg.
Tausende Demonstranten auf dem Hamburger Jungfernstieg. © Roland Magunia

Tschentscher traf während der Friedensdemo auch auf Natalia Klitschko und übermittelte zudem "solidarische Grüße" an alle Menschen in der Ukraine und "persönlich an Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew!"

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Friedensdemo in Hamburg endet vor Konsulat der Ukraine

30.000 Menschen waren es laut Polizei in der Spitze, die sich am Sonnabend am Jungfernstieg in Hamburg zu einer Friedensdemo versammelt haben. Zu der Demo unter dem Motto "Frieden in der Ukraine – Sicherheit in Europa" hatte ein breites Bündnis aus Parteien und Verbänden aufgerufen.

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Nach der Kundgebung mit Reden von Natalia Klitschko, der ukrainischen Generalkonsulin Irina Tybinka und einigen Politikerinnen hatte sich der Protestzug in Richtung Außenalster in Bewegung gesetzt. Vor dem ukrainischen Generalkonsulat am Mundsburger Damm legten viele Menschen Blumen nieder. Immer wieder skandierten die Demonstranten „Stoppt den Krieg!“.

Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) war bei der Friedensdemo in Hamburg, neben ihm die ukrainische Generalkonsulin Irina Tybinka. Rechts dahinter läuft Bischöfin Kirsten Fehrs.
Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) war bei der Friedensdemo in Hamburg, neben ihm die ukrainische Generalkonsulin Irina Tybinka. Rechts dahinter läuft Bischöfin Kirsten Fehrs. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Klitschko-Brüder appellieren an geistliche Oberhäupter

Während seine Frau Natalia in Hamburg gegen den russischen Angriffskrieg demonstriert, meldet sich Kiews Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko zusammen mit seinem Bruder Wladimir via Twitter aus der Ukraine. "Das Drama in der Ukraine hinterfragt den Begriff der Menschlichkeit", sagt Wladimir Klitschko neben seinem Bruder stehend. Er appelliert an alle spritituellen und geistlichen Oberhäupter, sich unabhängig von ihrer Herkunft und Religion für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. "Lasst uns Kiew zur Hauptstadt von Menschlichkeit, Spiritualität und Frieden machen", sagt Wladimir Klitschko.

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Natalia Klitschko bittet Hamburger, "ihre Herzen zu öffnen"

Am Rednerpult zu Beginn der Friedensdemo auf dem Jungfernstieg kam auch Natalia Klitschko zu Wort: Die Ehefrau von Kiews Bürgermeister und Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko bezeichnet die Ukrainer als „Friedensvolk“. Niemand hätte gedacht, dass die Russen angreifen. Sie bittet die Hamburger „ihre Herzen zu öffnen“ und geflüchtete aufzunehmen.

Elisa Bas von „Fridays for Future“ forderte ebenfalls eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Sie warnte zudem davor, Flüchtlinge aus unterschiedlichen Ländern gegeneinander auszuspielen. Nach einer Rede der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka wurde gemeinsam die ukrainische Nationalhymne gesungen.

Demo in Hamburg: Natalia Klitschko (r.) singt mit Iryna Tybinka (l.), Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, die ukrainische Nationalhymne vor der Europa Passage am Jungfernstieg.
Demo in Hamburg: Natalia Klitschko (r.) singt mit Iryna Tybinka (l.), Generalkonsulin der Ukraine in Hamburg, die ukrainische Nationalhymne vor der Europa Passage am Jungfernstieg. © dpa | Jonas Walzberg/

Auch Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) nahm an der Demonstration teil. Sie sei dankbar dafür, dass Demonstrationen möglich sind. Man müsse denen Kraft schenken, die diese Freiheit nicht hätten.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) erinnerte daran, dass auch in Russland Menschen für den Frieden auf die Straße gingen: „Putin ist nicht Russland.“ Hamburg heiße die Flüchtlinge aus der Ukraine willkommen. „Hamburg ist ein sicherer Hafen.“ Es sei notwendig, von Öl und Kohle aus Russland unabhängig zu werden. Klimaschutz sei damit auch ein Beitrag für die Sicherheit.

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Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs sagte, Leid und Tod bestimmten derzeit den Alltag in der Ukraine. Das Land sei „die blutende Wunde am Körper Europas“. Der Wahnsinn des Krieges müsse gestoppt werden. Zugleich warnte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende vor innerer Verhärtung. „Lasst nicht den Hass in euer Herz!“, appellierte sie.

Anna von Treuenfels (FDP) sagt „ein Diktator bedroht unsere Weltordnung.“ Sie prognostiziert dass mehr Völker gegen Diktatoren aufbegehren werden – „sie werden uns an ihrer Seite haben.“ sie fordert in diesem Zusammenhang Taiwan als demokratischen Staat anzuerkennen. „Sonst haben wir nichts gelernt“ und: „Kein Geld mehr an Russland - und raus aus der Abhängigkeit“

Lesen Sie hier Reaktionen aus Hamburg zum Ukraine-Krieg vom Vortag