Hamburg

Nach G+J-Absage nun mehr Grün für die HafenCity?

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Peter Ulrich Meyer
Das alte G+J-Verlagshaus steht am Baumwall.

Das alte G+J-Verlagshaus steht am Baumwall.

Foto: Michael Rauhe

Der Bürgerverein Netzwerk HafenCity regt eine Ausweitung des Lohseparks an. Stadt hält an Bau des Bürokomplexes fest.

Hamburg.  Wenige Wochen nach dem überraschenden Rückzug des Verlags Gruner + Jahr aus dem Neubauprojekt am Lohsepark in der HafenCity gibt es einen neuen Vorschlag, was mit dem rund 15.000 Quadratmeter großen Grundstück geschehen soll. Geht es nach dem Willen des Bürgervereins Netzwerk HafenCity, dann wird das Areal in der Nähe der Deichtorhallen nicht bebaut, sondern der angrenzende Lohsepark um die Fläche erweitert.

„Nur 4,6 Prozent der HafenCity sind öffentliche Parks, im Bezirk Mitte gibt es dagegen immerhin 14 Prozent öffentliches Grün“, sagt Marianne Wellershoff, die zweite Vorsitzendes des Netzwerks HafenCity.

Geringer Grünanteil sei im Masterplan festgelegt worden

Der geringe Grünanteil sei im Masterplan festgelegt worden, als die HafenCity vor allem als Bürostadt geplant war. „Mit der Überarbeitung von 2013 ist die Planung umgeschwenkt in ein stark von Wohnungen geprägtes Quartier“, sagt Wellershoff. Der Anteil der Familien liege bei 23 Prozent. Der Grünanteil sei unverändert geblieben.

In einem Brief an die 121 Bürgerschaftsabgeordneten fordert das Netzwerk HafenCity, einen Prozess der Bürgerbeteiligung zu starten. Die Stadtentwicklungsbehörde wird aufgefordert, die Anhandgabe des Grundstücks an den Investor HIH Real Estate zu stoppen.

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Doch dazu es wohl nicht kommen. „Nachdem Gruner + Jahr seine Ansiedlungspläne hier aufgegeben hat, wird nach anderen Nutzern gesucht, um die städtebauliche Konzeption, wie sie im Masterplan und im geltenden Bebauungsplan vorgesehen ist, zu realisieren“, sagt Susanne Enz, Sprecherin der Stadtentwicklungsbehörde.

Zentrale Lage optimal nutzen

„Insgesamt wurde in der HafenCity sehr viel investiert, um ein attraktives Stadtquartier zu schaffen. Auch im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung gilt es, die Flächen in dieser zentralen Lage optimal zu nutzen“, so die Sprecherin. Die Bebauung östlich des Lohseparks diene auch dazu, den Park sowie die Wohnungen westlich des Parks vom Bahndamm abzuschirmen und möglichst ruhige Orte zu schaffen.

„Die Steuerzahler und die Stadt Hamburg haben viel Geld ausgegeben, um die Baufläche herzurichten. Es geht auch um sehr viel Arbeitsplätze, die in dem Neubau realisiert werden sollen“, sagt SPD-Bürgerschaftsfraktionschef Dirk Kienscherf.

Priorisierung für die Arbeitsplätze

In der Güterabwägung gebe es eine Priorisierung für die Arbeitsplätze. Kienscherf weist darauf hin, dass auf 33 Prozent der Dachflächen der östlichen HafenCity Grünflächen vorgesehen seien. Er sei bereit zum Dialog mit den Anwohnern, um die Grünfunktion des Stadtteils zu stärken, indem zum Beispiel Flächen entsiegelt würden.

Falko Droßmann, Mitte-Bezirksamtsleiter und SPD-Direktkandidat im Wahlkreis Hamburg-Mitte für die Bundestagswahl, sieht das grundsätzliche Problem. „Wir haben zu wenig Grün, zu wenig qualitatives Grün in der HafenCity. Wir sollten noch einmal darüber nachdenken, ob es eine kluge Idee ist, dort ein Bebauungsprojekt zu realisieren“, sagt Droßmann. Er selbst könne das nicht abschließend beurteilen.

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