Hamburg. Das Bürgerhaus Wilhelmsburg hat im vergangenen Jahr 160.000 Besucher und rund 600 Veranstaltungen gezählt. Der Veranstaltungsort ist weit über die Grenzen der Stadt bekannt und gefragt – beispielsweise auch für Parteitage.
Im großen Saal mit Platz für bis zu 700 Menschen halten CDU, Grüne, SPD und FDP regelmäßig ihre Versammlungen ab. Außerdem werden dort Konzerte und Firmenkonferenzen veranstaltet. Stadtteilinitiativen und andere gemeinnützigen Institutionen stehen acht Seminarräume kostenlos zur Verfügung.
Doch der 1985 an der Mengestraße eröffnete Bau ist marode. Wie ernst die Lage ist, geht aus einem Schreiben der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg, die die Einrichtung für die Stadt betreibt, hervor: „Mit Ablauf seines 30. Betriebsjahres, krankt das Bürgerhaus nun altersgemäß an allen Ecken und Enden, der Weiterbetrieb ist gefährdet. Dieser Zustand lässt sich nicht mehr mit Feuerwehrmaßnahmen, wie in den letzten Jahren reichlich praktiziert, heilen. Jetzt hilft nur noch eine große Operation“, sagt Stiftungsvorstand Bettina Kiehn.
Das Schreiben ist die Einleitung zu einem Gutachten, das den baulichen Zustand des Gebäudes untersucht hat und von der Stiftung in Auftrag gegeben wurde, nachdem die Bürgerschaft dafür im Jahr 2014 rund 250.000 Euro bereitgestellt hatte.
Eine Sanierung würde laut Gutachten rund 5,7 Millionen Euro kosten. Die Stiftung, die von der Stadt pro Jahr rund 482.000 Euro für den Betrieb des Bürgerhauses bekommt, hat dafür kein Geld: „Wir sind darauf angewiesen, dass die Stadt die Kosten der Sanierung trägt“, sagte Kiehn.
Bei einem Ortstermin wird deutlich, in welchem Zustand das Gebäude ist – auch im Außenbereich: „Der Parkplatz ist bis zu 50 Zentimeter abgesackt“, sagte Kiehn. Das Herzstück des Bürgerhauses Wilhelmsburg ist aber der Saal mit Platz für rund 700 Personen: „Wir haben in diesem Raum eine elektrische Trennwand, und diese muss dringend erneuert werden, ebenso die Hubbühne“, sagte Kiehn.
Auch die Heizungsanlage sowie die Belüftungsanlage und das Leitungssystem müssen laut Kiehn ausgetaucht werden. Im Keller steht der Tank, in dem das Wasser für die Sprinkleranlage aufbewahrt wird. Doch der Tank leckt und muss erneuert werden. Im Zuge der Sanierung soll aber auch der Eingang barrierefrei umgebaut und die Eingangshalle neu gestaltet werden. Auch das Restaurant soll erweitert werden.
Die regierende SPD hat Stiftungsvorstand Kiehn auf ihrer Seite: „Wir müssen die Mittel für eine Sanierung und zeitgemäße Modernisierung organisieren. Nur so kann diese wichtige Einrichtung auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und weiterhin als Ort der Begegnung für alle Bevölkerungsgruppen genutzt werden“, sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf.
Die Bürgerschaft wird sich im August bei der Aufstellung des neuen Haushalts mit der Finanzierung beschäftigen und müsste dann zustimmen, dass 5,7 Millionen Euro für die Sanierung zur Verfügung gestellt werden. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich, zu dessen Wahlkreis Wilhelmsburg gehört, sagte: „Das Bürgerhaus ist ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen aus dem Stadtteil und hat sich auch einen Namen weit über die Grenzen der Stadt hinaus gemacht. Gemeinsam mit der Stadt muss nun die Finanzierung der Sanierung und somit der Fortbestand dieser Institution gesichert werden.“
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