Ich möchte Ihnen die Unterschiede zwischen den Süd- und Norddeutschen näher bringen und zwei Vorurteile betrachten, die sich besonders hartnäckig in den Köpfen der Menschen im Süden und im Norden festgesetzt haben.

Ich lebe seit sieben Jahren in Hamburg auf St. Pauli. Ich bin aus einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Karlsruhe in die Hansestadt gezogen. Zu Anfang lebte ich im Hamburger Nordosten und vor ein paar Jahren zog ich in das lebendige St. Pauli.

Die Norddeutschen meinen, die Schwaben zu kennen. Das bekannteste und beliebteste Vorurteil gegenüber den Menschen in meiner Heimat: Alle Schwaben sind extrem geizig und sparsam. Das mag auf den einen oder anderen zutreffen.

Aber warum ist das so negativ? Sparsamkeit ist eine Tugend, die wenige Menschen besitzen. Wir Schwaben sind einfach nur vorsichtig und umsichtig im Umgang mit Geld. Wir überlegen uns stets genau, wann und wofür wir unser Geld ausgeben.

Wir Schwaben sind ein ganz spezielles Völkchen, aber nicht jeder versteht uns von Anfang an. Wir sind große Genießer und lieben gutes, deftiges Essen und natürlich den Wein, der in Norddeutschland deutlich weniger Beachtung genießt, als bei uns in Baden-Württemberg.

Als ich damals von Süddeutschland in den hohen Norden zog, wurde ich von vielen Freunden gewarnt: Pass bloß auf, die Norddeutschen sind ein ganz anderer Schlag, unterkühlt bis eiskalt, reserviert und abweisend.

Dies ist meines Erachtens das größte Vorurteil der Menschen im Süden gegenüber den Norddeutschen.

Ich darf das ein wenig relativieren. Ja! Der Norddeutsche ist kühl und reserviert. Das nennt man in Hamburg Zurückhaltung. Das meinen die Norddeutschen nicht böse, sie brauchen nur länger, um mit anderen Menschen warm zu werden. Sie warte erstmal ab. Doch wenn man den Norddeutschen „aufgetaut" hat, dann kann man sich seiner Zuneigung sicher sein.

Nach nunmehr fast sieben Jahren kann ich sagen, dass ich die Norddeutschen, insbesondere die Hamburger, sehr ins Herz geschlossen habe und hier nie wieder weg möchte.

Im Großen und Ganzen betrachtet sind wir uns doch alle ähnlich und jeder ist einzigartig mit seiner Kultur und der sprachlichen Klangfärbung. In meiner Brust schlagen heute zwei Herzen für zwei Bundesländer. Ich bin dankbar für jede Erfahrung, die ich im Laufe meiner sieben Jahre hier in Hamburg machen durfte. Tschüs und Ade!

Chiara Bolz, Klasse F13, P1, Berufliche Schule Burgstraße