Verbrecherjagd zum Mitmachen

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Mit einem Festakt vor rund 600 Gästen wurde das neue Hamburger Polizeimuseum eröffnet

Winterhude. Das Polizeiorchester intonierte bekannte Titelmelodien deutscher Kriminalserien, „Herr Holm“ alias Dirk Bielefeld übernahm mit einem witzigen Ausschnitt aus seinem neuen Tourneeprogramm die Rolle des „Warm-Uppers“, der Sekt schmeckte trocken, der Eintopf dampfte und die Sonne schien. Doch das Wichtigste an diesem Vormittag lautete: Das neue Hamburger Polizeimuseum auf dem Gelände der Landespolizeischule war pünktlich fertig geworden. „Es ist ein Museum, um dass ich Sie beneide“, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) während ihrer Rede in Richtung ihres Senatskollegen, Innensenator Michael Neumann (SPD). Sie prophezeite dem Haus einen „Riesenerfolg“, denn in dem Museum werde ein ehrliches und realistisches Bild kriminalistischer Ermittlungsarbeit gezeigt: „Ich glaube nicht, dass das nur kleine Jungs spannend finden“.

Auf rund 1400 Quadratmetern sind so eine nachgebaute Polizeiwache aus den 60er-Jahren und ein Schlauchboot zu sehen, das bei der Flutkatastrophe 1962 im Einsatz war. Im Dachgeschoss werden schließlich acht aufsehenerregende Hamburger Kriminalfälle mit vielen Details präsentiert. Die Besucher können aber auch selbst auf Verbrecherjagd gehen und zum Beispiel ein Phantombild am Computer erstellen. Mit solch interaktiven Mitmach-Elementen stelle die Konzeption des Museums „eine Neuorientierung in einer 100-jährigen Geschichte der musealen Darstellung polizeilicher Arbeit dar“, erklärte Kisseler. Zudem zeichne die Ausstellung jedoch auch offen und selbstkritisch die historische Entwicklung der Hamburger Polizei seit ihrer Gründung vor 200 Jahren nach. Sowohl Kisseler als auch Innensenator Michael Neumann (SPD) betonten, die unselige Rolle der Polizei während der Nazi-Diktatur werde in der ständigen Ausstellung ungeschönt gezeigt.

Dieses in Europa einmalige Projekt wäre ohne den Hamburger Polizeiverein jedoch sicherlich nie realisiert worden. Das betrifft nicht nur die Finanzierung der Gesamtkosten von einer Million Euro, von denen der Verein allein rund 750.000 Euro aufbrachte. Der Rest kam über Sponsoren. So konnte es sich der Vorsitzende des Vereins, der ehemalige Polizeipräsident Dirk Reimers (1987–1991), in seiner Rede auch nicht verkneifen, „anfängliche Widerstände und eine gewisse Tatenlosigkeit innerhalb der Polizei“ zu erwähnen, und wie es dann gelungen sei, diese mit „bemerkenswerter Hartnäckigkeit“ abzubauen. Reimers sagte: „Mehr Geschichtsbewusstsein und mehr Stolz auf die eigene Tradition wären wünschenswert.“

Nach dem Eröffnungswochenende wird das Polizeimuseum regulär jeweils von dienstags bis donnerstags sowie an Sonntagen geöffnet sein. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Jugendliche bis 18 Jahren haben freien Eintritt. Wichtig für Besucher: Sie müssen sich ausweisen können.

( (ale) )

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