Religion in Hamburg

Staatsvertrag mit Muslimen zeigt Erfolg

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Edgar S. Hasse

Moscheen am 3. Oktober für Besucher geöffnet. Islamische Verbände begrüßen Fortschritte bei Feiertagen. Doch Genehmigung neuer Moscheen kommt nicht voran.

Hamburg. Wenn an diesem Donnerstag die Moscheen zum Tag der Offenen Tür einladen, gerät das religiöse Leben der Muslime wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. So bietet die Blaue Moschee an der Außenalster den ganzen Tag lang Führungen durch das imposante Gebäude an und lädt auch zum Mittagsgebet ein (13.09 Uhr). Bereits seit 1997 veranstalten die Moscheen zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober bundesweit einen offenen Besuchstag.

Mehr noch: Seit dem Inkrafttreten des Staatsvertrags zwischen dem Senat und islamischen Verbänden sowie der Alevitischen Gemeinde im Juni stehen die rund 130.000 Muslime vor neuen Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Derzeit laufen Gespräche für eine weitere interreligiöse Profilierung des „Religionsunterrichtes für alle“, an dem künftig die Muslime verantwortlich mitwirken. Außerdem gibt es erste Fortschritte bei der Regelung des Bestattungswesens. Nur bei der Genehmigung neuer Moscheen hapert es wohl noch, heißt es bei den Vereinen.

Der Hamburger Staatsvertrag regelt neben dem Religionsunterricht und dem Bau neuer Moscheen unter anderem die Geltung muslimischer Feiertage, die Hochschulausbildung und die Mitarbeit in Rundfunkgremien. Hamburg war das erste Bundesland, das einen solchen Staatsvertrag auf den Weg gebracht hat. Inzwischen wollen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg nachziehen. „Der Staatsvertrag“, sagt Mustafa Yoldas, Vorsitzender der Schura – dem Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg –, „ist in aller Munde. Er hat sich in Hamburg bewährt und muss nun mit Leben gefüllt werden.“

Gegenwärtig arbeiten muslimische Repräsentanten mit Experten der Schulbehörde und der evangelischen Kirche an der Justierung des Religionsunterrichtes. „Die muslimischen Vertreter wissen sehr genau um ihre religiösen Kompetenzen und kennen auch ihren Bedarf an didaktisch und methodisch aufbereiteten Unterrichtseinheiten“, sagt Thomas Bressau, persönlicher Referent von Schulsenator Ties Rabe (SPD). „Wir stehen jetzt mit der evangelischen Kirche auf Augenhöhe, was die inhaltliche, didaktische und universitäre Ausbildung der Religionslehrer angeht“, sagt Schura-Vorsitzender Mustafa Yoldas. Die bisherige Alleinverantwortung durch die evangelische Kirche werde auf der Basis des Staatsvertrages auch anderen Religionsgemeinschaften zuteil. „Ebenso“, fügt Zekeriya Altug, Vorsitzender der türkisch-islamischen Union DITIB Nord, hinzu, „ist eine Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern zwingend.“ Es gebe positive Anzeichen für die Etablierung eines Lehrstuhls für Islamische Theologie. Zekeriya Altug freut sich außerdem darüber, dass es endlich eine verbindliche Regelung für die islamischen Feiertage gibt. Auf der Basis des Staatsvertrages haben jetzt auch Arbeiter und Angestellte Anspruch auf unbezahlten Urlaub, wenn ein großes muslimisches Fest ansteht. In den Schulen müssen die Eltern die Lehrer nur noch in Kenntnis darüber setzen, dass ihre Kinder an einem solchen Feiertag zu Hause bleiben; vorher war ein Antrag einzureichen. Selbst auf dem Feld des Bestattungswesens sind Fortschritte für die Muslime zu erkennen. „Wir entwickeln jetzt gemeinsam mit der Öjendorfer Friedhofsverwaltung die Erweiterung des muslimischen Gräberfeldes“, sagt Yoldas.

Nur bei der Nutzung neuer Moscheen kommt es aus Sicht der Verbände nicht so richtig voran. „Bei der Genehmigung zur Umnutzung eines Gewerbeobjektes als Moschee geht es eher zögerlich zu“, kritisiert Yoldas. „Gleiches gilt für die zugesagte Hilfe des Senats bei der Suche und bei der Erlaubnis zum Bau von Moscheen. Da fehlt oft der politische Mut, es der eigenen Wählerschaft oder der Opposition nicht erklären zu können, wenn man sich zu sehr aus dem Fenster lehnt und Muslimen vermeintlich Zugeständnisse macht“, so Yoldas. So sehr die rechtlichen Möglichkeiten gewachsen sind, so häufig geraten die Religionsgemeinschaften an ihre personellen Grenzen. Schließlich sind sie auf Ehrenamtliche angewiesen. „Zum Beispiel müssen wir ständige Vertreter als Ansprechpartner des Senats bereitstellen“, sagt Zekeriya Altug. Bei der Weiterentwicklung des Religionsunterrichts seien Ehrenamtliche rar. „Dass wir hier dennoch weiterkommen, liegt am hohen Einsatzwillen unserer Vertreter“, betont Altug, „aber auch am Entgegenkommen unserer Gesprächspartner in der evangelischen Kirche und in der Schulbehörde.“

Geöffnet haben am Donnerstag u.a. (10 bis 18Uhr): Blaue Moschee (Schöne Aussicht 36); Harburg (Knoopstraße 4); Islamische Gemeinde Neugraben (Cuxhavener Straße 334) und die Centrum-Moschee an der Böckmannstraße in St. Georg

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