Hamburg. Vattenfall hat im Jahr 2012 mit dem Betrieb des Hamburger Stromnetzes 48 Millionen Euro Gewinn gemacht. Das sei im Vergleich zu den Vorjahren ein „außergewöhnlich gutes Jahresergebnis“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Im Zeitraum 2007 bis 2011 seien durchschnittlich Gewinne von 21 Millionen Euro verzeichnet worden. Das Ergebnis für Fernwärme veröffentlichte Vattenfall noch nicht.
Der hohe Gewinn hat die Diskussion über den Rückkauf der Energienetze wenige Tage vor dem Volksentscheid noch einmal befeuert. „48 Millionen Euro sind ein stattlicher Gewinn“, sagte Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan. „Aber wo bleibt der Abschluss für die Fernwärme? Nachdem Vattenfall sich für Hamburg immer armgerechnet und alle Gewinne bei der Berliner Fernwärme verbucht hat, muss der Konzern für 2012 vorlegen, wie viel er in Hamburg mit der Fernwärme verdient.“
Er habe nur eine Erklärung für das Zurückhalten dieser Bilanz, so Kerstan: „Den Rückkauf-Gegnern passt eine Nachricht von sprudelnden Fernwärme-Gewinnen kurz vor dem Volksentscheid schlecht in den Kram. Im unregulierten Fernwärmegeschäft dürfte der Gewinn deutlich höher ausfallen als im regulierten Stromnetzgeschäft.“ Vattenfall-Hamburg-Chef Pieter Wasmuth habe auch gerade dem schwedischen Fernsehen erklärt, dass die Hamburger Netze einen stabilen Gewinn erwirtschafteten, so Kerstan.
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel dagegen betonte, dass die großen Schwankungen bei den Gewinnen zeigten, dass man mit Netzen Gewinne, aber auch Verluste machen könne. „Gerade diese Schwankungen wären im Falle eines schuldenfinanzierten Netzkaufs ein ernsthaftes Risiko“, so Dressel, „denn Zins und Tilgung müssten ja in jedem Fall gewährleistet werden.“
Derweil gehen bei den Kampagnen für und gegen den vollständigen Rückkauf der Energienetze beide Seiten in den Endspurt. Vor dem Rathaus trafen sich gestern die Vertreter und Unterstützer der Volksinitiative „Unser Hamburg – Unser Netz“ zu einer symbolischen Abstimmungsaktion. Die Vertreter der 52 Unterstützerorganisationen riefen die Hamburger dabei noch einmal auf, am Sonntag beim Volksentscheid mit Ja zu stimmen.
„Nun ist alles gesagt, die Argumente sind ausgetauscht. Jetzt ist der Souverän an der Reihe, die Hamburger Wähler entscheiden über eine wichtige Richtungsentscheidung“, sagten die drei Vertrauensleute der Initiative Manfred Braasch (BUND), Theo Christiansen (Diakonie) und Günter Hörmann (Verbraucherzentrale).
Die Gegner eines Rückkaufs wollen ihre Anhänger am heutigen Freitag ebenfalls vor dem Rathaus noch einmal mobilisieren.
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