Der Onlinehandel mit Lebensmitteln findet kaum Kunden. Hamburger Firma stoppt Lieferung. Gründer suchen weiteren Investor.

Hamburg. Sie brannten für ihre Idee, die Hamburger Dominik Mühl, Arne Stock und Robert A. Kabs. Im Jahr 2011 gründeten sie in der Hansestadt den Onlinehändler supermarkt.de. "Wir wollen den Kunden ihren Alltagseinkauf abnehmen", sagte Kabs damals. Der geschäftsführende Gesellschafter von Kabs Polsterwelt betreibt mehrere Internetportale wie moebel.de und mysport.de. Gleichzeitig ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats des damals neu gegründeten Lebensmittelshändlers. Als Anschubfinanzierung soll er einen siebenstelligen Betrag in supermarkt.de investiert haben. Doch das reichte offenbar nicht. Das Geld ist aufgebraucht. Supermarkt.de hat sein Geschäft vorerst beendet. "Aufgrund der ausgebliebenen Anschlussfinanzierung wird auf unbestimmte Zeit der Lieferdienst eingestellt", heißt es auf der Internetseite des Unternehmens. Zuletzt hatte supermarkt.de rund 4000 Kunden in seiner Kartei.

Jetzt suchen die Gründer einen weiteren Investor. "Wir wollen einen Partner finden, der das Konzept mitbegleitet", sagt Arne Stock. Er solle mit einem siebenstelligen Betrag einsteigen und gerne auch Expertise mitbringen. Bislang ist noch kein Interessent gefunden worden. "Aber es laufen bereits Gespräche mit potenziellen Investoren", sagt Dominik Mühl. Wie auch Stock glaubt er an die Zukunft des Konzepts. "Die Kunden haben unser Angebot gut angenommen." Allerdings räumt Mühl ein, dass Vollsortimenter wie supermarkt.de viel mehr Kapital aufwenden müssen als kleinere Onlinehändler, die nur einen Teil der Produktpalette anbieten.

Neue Unternehmen auf dem Markt kommen und gehen. Das Geschäft mit dem Versand von Lebensmitteln ist schwierig, die Renditen im Einzelhandel mit oft unter drei Prozent sind gering. Im Mai 2012 musste der Online-Supermarkt Froodies in Düsseldorf einen Insolvenzantrag stellen. Auch der Hamburger Versender Otto hat die Idee des Onlinehandels mit Lebensmitteln lange und umfassend geprüft, sie dann aber wieder fallengelassen. "Eine große Herausforderung für die Firmen ist unter anderem, dass die deutschen Verbraucher viel preisbewusster sind, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Onlineshops, die Qualitätsware liefern, können preislich nicht mit Discountern mithalten", sagt Christin Schmidt, Sprecherin vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh).

Hinzu komme, dass manche Kunden nicht bereit seien, die Zustellgebühr zu bezahlen, wenn die Einkaufspreise im Internet so hoch sind wie die im stationären Supermarkt. Das Hamburger Unternehmen verlangte von seinen Kunden in der Spitze 4,95 Euro. Wohl auch wegen der hohen Kosten und der niedrigen Renditen ist der Markt in Deutschland noch relativ klein. Laut einer Studie der ESB Business School in Reutlingen spielt der Umsatz von Online-Supermärkten mit 0,5 Prozent des Gesamtmarktes eine unbedeutende Rolle. Zwar haben bislang rund sechs Millionen Deutsche mindestens einmal Lebensmittel per Internet bestellt. Viele gingen danach aber wieder zu ihrem Supermarkt. Nur ein Prozent aller Internetnutzer bekennt sich dazu, Lebensmittel ausschließlich online zu kaufen.

"Food-Online wird in Deutschland auf Dauer in Deutschland kein Erfolgsmodell", sagte Dirk Morschett von der Universität Fribourg in der Schweiz im vergangenen Sommer auf dem Online-Handelskongress. Es gibt aber auch andere Meinungen. "Der Onlinehandel in den Bereichen Delikatessen und Wein entwickelt sich sehr gut", sagt Schmidt. Kleinere Anbieter mit einem ausgewählten Qualitätssortiment könnten sich gut im Markt behaupten. Schmidt ist zuversichtlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel im Internet in Deutschland weiter wachsen wird. "Das Interesse der Verbraucher wird steigen, wenn die Branche Konzepte entwickelt, die es ermöglichen, dass die Lebensmittel taggleich oder auch zeitgenau zugestellt werden. Es ist nur noch eine Frage von Monaten, bis die Zustellung der Waren professionalisiert ist", sagt sie.

Auch Manager Mühl glaubt, dass die Deutschen bald mehr Lebensmittel online bestellen. "Wir sind grundsätzlich hoffnungsvoll und glauben an den Markt", sagt er. Mit einem neuen Investor könne supermarkt.de wieder erweckt werden. Dann wieder mit einem vollen Sortiment? "In welcher Form auch immer", sagt er. Bis dahin müssen die ehemaligen Kunden des Unternehmens ihre Produkte bei einem Mitbewerber von supermarkt.de bestellen - oder den nächsten Lebensmittelladen aufsuchen.