Hamburg. Die Schweinegrippe breitet sich an Hamburger Schulen immer mehr aus - nach Abendblatt-Recherchen sind bis zu 100 Schüler mit dem H1N1-Virus infiziert. Auch mehrere Lehrer sind bereits erkrankt. An fünf Schulen wurden insgesamt 16 Klassen geschlossen. Das bestätigte Rico Schmidt, Sprecher der Gesundheitsbehörde, auf Abendblatt-Anfrage: "Wir gehen davon aus, dass die Zahl der erkrankten Schüler weiter steigen wird, weil auch allgemein mit einer Ausweitung der Grippewelle zu rechnen ist."
Besonders dramatisch ist die Situation an der Albert-Schweitzer-Schule in Ohlsdorf, an der in den Klassen eins bis zehn 626 Schüler unterrichtet werden. Dort fehlen derzeit 226 Schüler, davon zeigen 221 Grippesymptome und bei fünf Schülern hat sich der Verdacht auf Schweingrippe laut Direktor Olaf Pahl bereits bestätigt. Außerdem sind fünf Lehrer erkrankt, bei denen die Diagnose noch aussteht. Acht Klassen, in denen zwischen zehn und 21 Schüler fehlten, wurden gestern bereits nach Hause geschickt. Eigentlich wollte Direktor Pahl die gesamte Schule umgehend schließen: "Das wäre notwendig, um eine weitere Verbreitung der Schweinegrippe an unserer Schule zu verhindern. Aber die Schulbehörde hat einer Schließung leider nicht zugestimmt", sagt Pahl. Auch sein Anliegen, zumindest weitere Klassen mit hohem Krankenstand zu schließen, sei von der Behörde abgelehnt worden.
Doch warum ist die Bildungsbehörde gegen eine Schulschließung? "Der Beratungs- und Informationsstand in Bezug auf die Situation in der Albert-Schweitzer-Schule war nicht ausreichend, um eine so weitreichende Entscheidung wie die Schließung zu veranlassen", sagt Sprecherin Brigitte Köhnlein. Nun sei ein Gespräch zwischen einem Fachmann der Gesundheitsbehörde, der Schulleitung und der Bildungsbehörde veranlasst worden. Eigentlich ist vorgesehen, dass sich die Schulen und die Gesundheitsämter in den Bezirken über mögliche Klassen- oder Schulschließungen abstimmen. "In besonders eiligen Fällen können die Schulen aber auch alleine entscheiden", sagt Gesundheitsbehörden-Sprecher Rico Schmidt.
Zu den weiteren Schulen, in denen Klassen geschlossen wurden, weil mehrere Schüler an Schweinegrippe erkrankt sind, gehören: Max-Traeger-Schule in Eidelstedt, Schule Kielortallee in Eimsbüttel, Schule Slomannstieg auf der Veddel und die Schule Max-Eichholz-Ring in Lohbrügge.
Die Schweinegrippe ist momentan ein beherrschendes Thema an den Hamburger Schulen. Am Gymnasium Oberalster ist das nicht anders, hier wurde bei drei Schülern, die zuvor bei einem Schüleraustausch in den USA waren, die Schweinegrippe diagnostiziert: "Wir waren schon sehr beunruhigt", sagt eine Mutter, die anonym bleiben möchte. Mehr als die tatsächliche Erkrankung habe sie aber verunsichert, dass nicht klar geregelt war, wie sich die Klassenkameraden in der Inkubationszeit verhalten sollten. "Es war uns freigestellt, ob die Kinder in die Schule kommen." Mitarbeit: Beke Schulmann
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