Bevölkerungsrückgang, Überalterung und demografischer Wandel - in Hamburg ist diese Entwicklung zwar bisher ausgeblieben. "Aber einzelne Stadtteile werden sehr wohl immer älter", sagt Stadtplanungs-Professor Jörg Knieling. "Gerade im Westen wie in Blankenese und Rissen oder auch im Norden der Stadt wie in Poppenbüttel zeigt sich dieser Trend", so Knieling, der Leiter des Instituts für Stadt-, Regional- und Umweltplanung an der neuen HafenCity-Universität ist.
Tatsächlich sind die einzelnen Bezirke sehr unterschiedlich "alt". In die beliebten Szene-Stadtteile in Mitte wie St. Pauli ziehen jüngere Leute eben eher als in die gut situierten Gegenden der Stadt. Mit anderen Worten: Von der derzeitigen starken Zuwanderung der 20- bis 30-Jährigen aus anderen Bundesländern profitieren nur einzelne Stadtteile. In anderen Teilen der Stadt beobachten Stadtplanungs-Experten wie Knieling indes eine Bevölkerungsentwicklung wie im Rest der Republik: Durch Geburtenrückgang und höhere Lebenserwartung werden sie immer älter.
Die jüngste Bevölkerung hatte Ende 2005 nach Berechnung des statistischen Landesamtes der Bezirk Hamburg-Mitte mit einem Durchschnittsalter von 40,3 Jahren, der "älteste" Bezirk in Hamburg ist Wandsbek mit einem Durchschnittsalter von 43,5 Jahren. Über weitere Bezirke liegen keine Durchschnittsangaben vor. Zum Vergleich: Der statistische Durchschnittsdeutsche war Ende 2005 42,3 Jahre alt. Der Durchschnitts-Hamburger ist 42 Jahre alt - also etwas jünger als im Bundesvergleich. Das zeigte kürzlich auch eine Studie der Bertelsmann-Stiftung: Nach Berlin hat Hamburg im Vergleich der Bundesländer die geringste Quote von Rentnern im Verhältnis zu seiner erwerbsfähigen Bevölkerung.
Der Anteil der über 65-Jährigen ist beispielsweise in Stadtteilen wie Allermöhe besonders niedrig - dort wird das Durchschnittsalter vor allem durch junge Familien gesenkt, die in die Neubaugebiete ziehen. Poppenbüttel ist hingegen inzwischen der älteste Stadtteil Hamburgs. Die Zukunft Deutschlands lässt sich hier schon besichtigen. Für die Politik bedeutet das: Um für die Zukunft gerüstet zu sein, muss es sehr unterschiedliche Strategien für die einzelnen Stadtteile geben.
In Mitte dürften in Zukunft eben eher mehr Schulen oder Kitas notwendig sein, andere Stadtteile müssen sich mehr auf eine ältere Bevölkerung einrichten.
Doch ein hoher Anteil von älteren Menschen müsse nicht unbedingt negativ sein, sagt Knieling: "Es gibt auch viele Vorteile." Die heutige Rentnergeneration verfüge beispielsweise oft über ein gutes Einkommen, was sich stabilisierend im Stadtteil auswirke. Und ältere Menschen hätten eher die Zeit und auch den Willen, sich ehrenamtlich und sozial in ihren Stadtteilen zu engagieren - was sie dort zu einem wichtigen Faktor mache. Knieling: "Senioren können auch zum Motor der Stadtteilentwicklung werden." Es gebe daher bereits Städte, die ganz bewusst auf eine "Strategie Silber" setzen, so Knieling.
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