Noch ist der Blick vom Hafen auf die Grünanlage Stintfang frei. Bald schon könnte ein mehrgeschossiges Gebäude den grünen Hang verdecken. Denn die Sprinkenhof AG (SpriAG) hat im Einvernehmen mit der Stadt und dem Bezirk Mitte zur Bebauung des Grundstücks Hafentor 7 einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben. Der beste Vorschlag der sechs beteiligten Architektenbüros wird morgen ausgewählt. Kurz darauf soll der wahrscheinlich mehrgeschossige Entwurf der Öffentlichkeit präsentiert werden. Mit dem Projekt kann es dann ganz schnell gehen, sobald ein vorhabenbezogener Bauplan von der Behörde für Bau und Verkehr bewilligt wurde. Zu schnell, findet Klaus Döhrbeck (66) von der Interessengemeinschaft Rettet den Stintfang/Alter Elbpark: "Der Stintfang ist das Endstück der historischen Wallanlage, die von der Alster bis zur Elbe reicht. Diese Grünfläche muss erhalten und sichtbar bleiben." Laut Auslobungspapier ist die Wettbewerbsaufgabe für die Körber-Stiftung als "eigenständiges zwischen Innenstadt und Elbe gelegenes Gebäude" zu entwerfen, das sowohl "auf die Bedeutung der Einrichtung als auch auf die Bedeutung der Lage" hinweist. Ob die Körber-Stiftung nun wirklich der neue Mieter wird, dazu wollte SpriAG-Chef Karl-Heinz Ehlers noch nichts sagen, zumindest gehöre die Stiftung zur Jury des Wettbewerbs. Wie auch Vertreter der Baubehörde und des Bezirks Mitte. Die Interessengemeinschaft befürchtet, dass auch ohne den bauplanungsrechtlichen Beschluss, "schon alles abgesprochen und längst beschlossen ist", so Döhrbeck. Komisch sei auch, "dass der Wettbewerb veranstaltet und die Öffentlichkeit nicht darüber informiert wird". Auch Claudius Liewen von der GAL im Bezirk Mitte findet einen solchen Bau fehl am Platz: "Warum kann ein solches Gebäude nicht 500 Meter weiter in der HafenCity entstehen, dort gibt es genug Kapazitäten." Der alte Bebauungsplan sieht am Stintfang nur niedrige Bauten vor, bereits 2001 scheiterte die SpriAG - mit dem Bauplan eines sechsgeschossigen Hauses. Nun ist in der Ausschreibung eine Bruttogeschossfläche von 4100 Quadratmetern angedacht, "das entspricht einem achtgeschossigen Haus", sagt Anton Gnech (69) von den Stintfang-Rettern. "Sicher wird bei einem solchen Bauwerk nicht nur die Sicht, sondern auch die Substanz des grünen Gürtels verletzt." Dann wäre Hamburg um eine historische Grünanlage ärmer, so Gnech.
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