Kino-Tipp

Mit „Gegen den Strom“ ist Island erneut ein Coup gelungen

| Lesedauer: 3 Minuten
Volker Behrens
Halldóra Geirhardsdottir spielt in "Gegen den Strom" eine rebellische Chorleiterin

Halldóra Geirhardsdottir spielt in "Gegen den Strom" eine rebellische Chorleiterin

Foto: Pandora Film

Kino.  Mit dem Drama „Gegen den Strom“ ist dem kleinen, aber oft großartigen Filmland Island mal wieder ein Coup gelungen. Die Geschichte erzählt von der Chorleiterin Halla, wunderbar rebellisch gespielt von Halldóra Geirhardsdottir. Wenn sie sich nicht um Vokalharmonien kümmert, sabotiert sie als Umweltaktivistin mit Pfeil und Bogen Strommasten, weil Aluminiumfirmen auf der Insel ohne Rücksicht auf die Natur expandieren. Der Film gewann einen Preis beim Filmfest Hamburg und gleich vier bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck.

Bevor er am 13. Dezember regulär in die Kinos kommt, ist er am Montag im Rahmen der ersten European Cinema Night kostenlos im Abaton zu sehen. Mit dieser Nacht widmet die EU dem europäischen Film ein besonderes Ereignis und will das Publikum auf ein Kino-Highlight aus Europa aufmerksam machen. Als deutsche Spielstätten sind das Abaton in Hamburg und das Delphi Lux Berlin ausgewählt. Benedikt Erlingsson stellt seinen Film am Allende-Platz selbst vor.

Der Regisseur und seine Hauptdarstellerin Geirhardsdottir kennen sich schon, seit sie Kinder sind. Beide haben in einem Stück für ganz junge Theaterbesucher zusammengespielt. „Sie hatte natürlich die Hauptrolle und war schon damals ein Star, ich war nur ein Komparse“, sagte Regisseur Erlingsson am Rande des Filmfests Hamburg.

„Wie Geschichtenerzähler haben eine große Verantworung“

Der Isländerin geht der Ruf voraus, besonders gut in Hosenrollen zu sein. „Ich weiß auch nicht, woran das liegt“, sagt sie. „Vielleicht daran, dass ich drei Brüder habe. Ich bin nun mal keine besonders feminine Frau.“ In diesem Film ist ihr Charakter sehr aktiv und stark. Eine sehr gute Rolle für eine 50-Jährige, die ihr auch eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis eingebracht hat. „Sie kann aber auch weib­liche und sehr sexy Rollen sehr gut. Sie ist einfach vielseitig“, macht ihr der Regisseur Komplimente.

Erlingsson will den Film vor dem Hintergrund des Klimawandels und der ständigen Forderung nach mehr Wirtschaftswachstum verstanden wissen. „Wir Geschichtenerzähler haben da eine große Verantwortung. Die Handlung mag leicht daherkommen, aber sie ist bestimmt nicht flach. Schon Aristophanes, der griechische Vater der Komödie, hat seine Stücke philosophisch angelegt. So wollte ich das auch machen“, erläutert Erlingsson.

Halldóra Geirhardsdottir spielt hier eine körperlich sehr anstrengende Rolle. „Ich habe es sehr gern getan. Aber ich war auch glücklich, als ich all diese Szenen hinter mir hatte, in denen ich laufen musste“, sagt sie. „Halldóra ist dabei so ambitioniert gewesen, dass ich sie bremsen musste“, sagt der Regisseur. „Sie hat sich so sehr angestrengt, dass sie fast kollabiert ist.“ „Stimmt“, bestätigt sie. „Ich habe ihn am Ende angeschrien: Warum kümmerst du dich nicht um mich?“

„Gegen den Strom“ Mo 3.12., 20.00,
Abaton-Kino (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, Eintritt frei; www.abaton.de

( vob )